Am
Sonntag stand die Premiere des Grimm'schen Märchens „Die
zertanzten Schuhe“ auf dem Programm des Theaters unterm Dach,
gespielt vom Ensemble des Jugendclubs junior. Das sind Spielerinnen
und Spieler im Alter von 9 bis 14 Jahren.
Ich
besuchte die Premiere in Erinnerung an einige frühere
(Film-)Aufführungen des Märchens, mehr aber noch aus Interesse am
aktiven „demografischen“ Engagement des Nordhäuser Theaters. Im
April waren es die „Silberdisteln“, also Seniorinnen und
Senioren, die ich im Theater unterm Dach mit dem Schwank „Hamlet
stirbt...und geht danach Spaghetti essen“ unter Leitung von
Chefdramaturgin Anja Eisner erlebte, und nun wollte ich wissen, was
der Jugendclub junior, die jüngsten Akteure also, unter der Regie
von Bianca Sue Henne (Leiterin des Jugendclubs) bieten würden.
Nicht zu vergessen den Hausmeister unter den Mitwirkenden, den an
letzter Stelle erwähnten Lars Tietje, seines Zeichens Intendant des
Theaters Nordhausen. Und alle diese Leiter und Regisseure stehen für
ein verbreitertes Engagement, sowohl junge Menschen für aktive
Theaterarbeit zu gewinnen, als auch SeniorInnen die Möglichkeit zu
geben, Ihr Interesse am Theaterleben in aktiver Form zum Ausdruck zu
bringen. Und wenn sich gar der Intendant eines Theaters – wie hier
mit Besen und Schaufel - in das Ensemble junger Schauspieler einfügt,
ist das ganz gewiss Ansporn zu Bestleistungen
Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass die Interpretation
des Märchens auf der Bühne des Theaters unterm Dach die Zuschauer
hellauf
begeisterte. Und ebenso amüsierte. Die Handlung dürfte ja
allgemein bekannt sein und war auch der Vorschau zu entnehmen: „Es
war einmal ein König, der 12 Töchter hatte , eine immer schöner
als die andere.“ So beginnt die Geschichte. Aber der König hat
Probleme. Jeden Morgen findet er zwölf Paar zerschlissene Schuhe
vor, Löcher in den Sohlen, und zwölf Prinzessinnen, die –
hundemüde – behaupten, geschlafen zu haben. Ein Widerspruch, den
er geklärt wissen will, zumal die Staatskasse leer ist und die
neuen Schuhe viel, viel Geld verschlingen! Schon werden im Volk Rufe
nach der Absetzung des Königs laut. Doch noch gibt es keinen
Nachfolger. Ein Retter muss her! Also inszeniert der König in der
Zeitung eine Suche nach der Ursache der durchtanzten Schuhe.
Die Spielszenen sind in Improvisationen aus der Phantasie der
theaterbegeisterten Kids entstanden. Die verschiedensten
Theaterformen wie Schauspiel, Tanztheater und Schattentheater kommen
zum Einsatz und entwickeln sich zu einer unterhaltsamen
Märchenstunde. Die 14 Spielwütigen im Alter von neun bis 14 Jahren
zeigen eine witzige, facettenreiche Adaption des Märchens das nicht
nur als ein Kindermärchen zu verstehen ist. Die Jungdarsteller haben
sich das Märchen vorgenommen und sind dabei auf Leerstellen
gestoßen, die sie füllen. Und die Ensemblearbeit, die dabei
entstanden ist, ist sicher nicht nur für die Mitwirkenden lehrreich,
wenn man dem Verlauf aufgeschlossen genug folgte.
Was mich bei den jungen Akteuren - eine immer schöner als die
andere! - besonders beeindruckte, war das erkennbare Bestreben der
Gemeinsamkeit, keine Allüren, keine individuellen Ambitionen, man
diskutierte, sprang, tanzte (etwas verhalten) zu entsprechender Musik
und ihre Freude am gemeinsamen Spiel mit viel Humor, Magie und Spaß
war leicht zu erkennen. Mit dem sie die Zuschauer erheiterten und
viel Beifall auslösten, besonders natürlich nach Ende der
Aufführung. Nur zögernd erhob man sich danach von seinen Plätzen,
offenbar hatte man sich noch eine Fortsetzung des Geschehens durch
die Kids gewünscht. Immerhin aber ist ja die nächste Aufführung
bereits morgen, Montag (23. Juni) um 18 Uhr.
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