Freitag, 27. Juni 2014

Frischer Wind kommt auf

Mit Gerd Mackensen den Pulsschlag der Geschichte fühlen

Liebhaber der Reihe KUNST & KAFFEE kamen in der Nachmittagsveranstaltung am Mittwoch dieser Woche gleich mehrfach auf ihre Kosten. Sicher, der selbstgebackene Kuchen – spendiert vom KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein – ist fast allein schon ein Kommen
wert. Auch der Gedankenaustausch bei einer oder auch zwei Tassen Kaffee ist immer wieder anregend und öffnet manchen neuen Blickwinkel – und dies nicht nur in Sachen Kunst. Frischer Wind aber kam bei der Führung durch die aktuelle und mehr als sehenswerte ‚Mackensen-Ausstellung‘ auf, wo die Leiterin des Kunsthauses, Frau Susanne Hinsching den Besuchern das Erschließen der großformatigen expressiven Werke dieses Nordhäuser Künstlers erleichterte bzw. Anregungen zum Hineinfinden und zum Verständnis gab. Besondere Beachtung fand das Werk „Frischer Wind kommt auf“, das nebenstehend abgebildet ist, und in dem man nach dem Versuch eines Nahebringens sich zurückversetzt fühlen mag in die Zeit der ‚Wende‘, in die zweite Hälfte des Jahres 1989. Eine schwarz-rot-goldene Fahne, die in der Mitte das verblassende DDR-Emblem zeigt – hier fast nur noch eine schemenhafte Hälfte – eine Fahne, die sich nach links unten senkt als wollte sie versinken. Vor und hinter der Fahne möglicherweise ein zerstörter Käfig oder dessen Reste, vielleicht aber unten auch ein zerbrochener Zaun – die Grenze, die nun überwindbar ist und nicht mehr trennt? Und dennoch – der Farbauftrag lässt den Betrachter hoffen: Das Gold der Fahne ist über das Schwarz und Rot aufgetragen und nimmt mehr und mehr Raum ein. Ein Hinweis auf die versprochenen ‚blühende Landschaften‘ als bildhafte Vision des damaligen Kanzlers Helmut Kohl? Wie auch immer. Würde dieses Werk allein im Raum stehen und könnte man sich dies als Teil einer Performance vorstellen, so würde geradezu zwingend „Wind of Change“ von den Scorpions erklingen müssen.
Man könnte nun weiter interpretieren oder auch spekulieren. Letztendlich ist es ein Werk, das in seiner Expressivität Raum für Gedanken zulässt. Aber, wer Gerd Mackensen kennt, der weiß um seine Beschäftigung mit Geschichte und seinem oft verblüffenden Detailwissen zur deutschen Historie. Insofern verwundert es eben dann doch nicht, dass fast ein
Vierteljahrhundert nach der Wende dieses Motiv des nur noch zu ahnenden „Hammer und Zirkel“ erscheint. Auch kann man es in seinen filigranen Plastiken finden. So beispielsweise im „Horizontbeleuchter“ – ein Werk, das nicht in der Ausstellung zu betrachten ist, aber hier wiedergegeben werden soll. Hier verschwindet nicht nur das Rot der „Arbeiterfahne“, sondern eben auch das DDR-Emblem. Ein Verarbeiten des Künstlers der Ereignisse des Jahres 1989 oder ganz aktuell ein Hinweis auf die politische Landschaft der Jetztzeit, wo die Fahne nicht sinkt und das Rot vielleicht auf DIE LINKE hinweist? Fragen, die nur Gerd Mackensen beantworten kann und die er vielleicht während des Künstlergesprächs Anfang Juli beantwortet wird.
Seien Sie also gespannt und eingeladen zu diesem Gespräch am 6. Juli um 18 Uhr im Kunsthaus Meyenburg. Weitere und nähere Informationen zu diesem Termin werden rechtzeitig veröffentlicht. Es lohnt aber auch Besuch bereits im Vorfeld …..

Dr. Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein

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