Montag, 1. Juni 2015

Viola und Orgel – ein außergewöhnliches Klangerlebnis

Bernhard Barth und Kirstin Maria Pientka begeisterten Publikum

Wenn die Orgel als ‚Königin der Instrumente‘ und die Viola – gewissermaßen die ‚Mutter der Geige‘ und heute oft im Schatten der Violine gesehen – gemeinsam ein Konzert gestalten, so darf man auf dieses Klangerlebnis gespannt sein. In der Geschichte der ‚Neustädter Sommerkonzerte‘ war diese seltene, aber reizvolle Konstellation dieser zwei Instrumente gewissermaßen eine Erstaufführung. Sicher – im Vorfeld gab es einige Unsicherheiten. Wird
sich die Bratsche in dieser wunderschönen, aber doch eher kleinen Kirche gegen die mächtige Orgel durchsetzen, zumindest aber harmonieren können? Werden genügend Besucher nach Neustadt an diesem Sonnabendabend kommen, um diese Zusammenstellung der zwei Instrumente zu erleben? Und wird es ein Genuss für alle werden? Sicher – das Konzert wurde von zwei Ausnahmemusikern gestaltet und so war das ‚Risiko‘, wenn man es als ein solches bezeichnen wollte, eher gering. Es kamen dann doch weit über 100 Besucher – die meisten aus der Region, aber auch einige beispielsweise aus Baden-Württemberg oder aus Braunschweig, von wo die Leiterin des Deutschen Tonkünstlerverbandes Niedersachsen anreiste. Ein schönes Beispiel dafür, wie weit die Ausstrahlung der „Neustädter Sommerkonzerte“ reicht.
Was die Besucher in der Kirche dann in den fast neunzig Minuten erlebten, war ein Klangerlebnis, ein musikalischer Traum. Der Ton der Bratsche erfüllte den gesamten Raum der Kirche und man hatte den Eindruck, dass manche Sequenzen regelrecht das Tonnengewölbe manchmal querten, zuweilen auch eher zart berührten. Die Ergriffenheit ging so weit, dass einige der Konzertgäste ihre Tränen nicht verbergen konnten; andere meinten, es sei doch erstaunlich, zu welchen Klangfarben diese Ladegast-Orgel in der Lage sei. Bereits die von Kirstin Maria Pientka zum Eingang des Konzertes vorgetragene Passacaglia von Franz Ignaz Biber schuf eine Atmosphäre, eine Stille, in der man nicht einmal das sonst nicht zu vermeidende Knarren des Kirchengestühls hörte. Und so durften die Konzertgäste gewissermaßen mitwandern auf dieser musikalischen Reise, die eine Brücke zwischen barocker Tradition und Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts schlug.
Gäste, die sich tiefer und auch beruflich mit der Musik des vergangenen Jahrhunderte beschäftigen, diskutierten im Anschluss, ob die „Ricercare aus dem musikalischen Opfer“ (BWV 1079) – eine der reifsten Kompositionen von J.S. Bach und deren Entstehen auch von Bernhard Barth erläutert wurde – den Höhepunkt des Konzertes bildete oder die „Après un rêve“ aus den Trois Mélodies von Gabriel Faure – komponiert 1878 und beschrieben als ‚ein Traum eines romantischen Fluges mit der Geliebten, weg von der Erde‘. Für die meisten Gäste, die einfach Freude an schöner Musik und Konzerten dieser Art haben, waren die Faure’schen Melodien als Abschluss dieses Sommerkonzertes, insbesondere die ‚Barcarolle‘, die schönsten und bleibenden Eindrücke. Und so war die Wiederholung des ersten Teiles dieses Werkes nicht nur eine Zugabe der Künstler nach dem begeisterten und anhaltenden Beifall, sondern für viele auch eine Vertiefung
dieses Konzertgenusses als Ausklang und ein kleines Mitnehmen und Weiterschwingen dieser Klangfülle in den späten fast frühsommerlichen Abend.

Leider war dieser musikalische Ausflug in unsere Region sehr kurz, eigentlich zu kurz, denn am Sonntagabend hatten Bernhard Barth und seiner Ehefrau Kirstin Maria Pientka bereits Termine in Berlin. Es wurde Beiden aber das Versprechen abgerungen, spätestens im kommenden Jahr auch in Nordhausen in einem kleineren Rahmen ein Konzert zu geben. Erste Vorstellungen – etwa in der Besetzung Cembalo, Violine und Viola – wurden schon geäußert und auch die eher schmale Honorierung sollte kein Hinderungsgrund werden. Aus der Sicht des KUNSTHAUS MEYENBURG Fördervereins würde dieses Konzert gut in die Reihe „KAMMERKONZERT im KUNSTHAUS“ passen.


Dr. Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS MEYENBURG Fördervereins

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