Bernhard Barth und Kirstin Maria
Pientka begeisterten Publikum
Wenn die Orgel als ‚Königin der
Instrumente‘ und die Viola – gewissermaßen die ‚Mutter der
Geige‘ und heute oft im Schatten der Violine gesehen – gemeinsam
ein Konzert gestalten, so darf man auf dieses Klangerlebnis gespannt
sein. In der Geschichte der ‚Neustädter Sommerkonzerte‘ war
diese seltene, aber reizvolle Konstellation dieser zwei Instrumente
gewissermaßen eine Erstaufführung. Sicher – im Vorfeld gab es
einige Unsicherheiten. Wird
sich die Bratsche in dieser
wunderschönen, aber doch eher kleinen Kirche gegen die mächtige
Orgel durchsetzen, zumindest aber harmonieren können? Werden
genügend Besucher nach Neustadt an diesem Sonnabendabend kommen, um
diese Zusammenstellung der zwei Instrumente zu erleben? Und wird es
ein Genuss für alle werden? Sicher – das Konzert wurde von zwei
Ausnahmemusikern gestaltet und so war das ‚Risiko‘, wenn man es
als ein solches bezeichnen wollte, eher gering. Es kamen dann doch
weit über 100 Besucher – die meisten aus der Region, aber auch
einige beispielsweise aus Baden-Württemberg oder aus Braunschweig,
von wo die Leiterin des Deutschen Tonkünstlerverbandes Niedersachsen
anreiste. Ein schönes Beispiel dafür, wie weit die Ausstrahlung der
„Neustädter Sommerkonzerte“ reicht.
Was die Besucher in der Kirche dann
in den fast neunzig Minuten erlebten, war ein Klangerlebnis, ein
musikalischer Traum. Der Ton der Bratsche erfüllte den gesamten Raum
der Kirche und man hatte den Eindruck, dass manche Sequenzen
regelrecht das Tonnengewölbe manchmal querten, zuweilen auch eher
zart berührten. Die Ergriffenheit ging so weit, dass einige der
Konzertgäste ihre Tränen nicht verbergen konnten; andere meinten,
es sei doch erstaunlich, zu welchen Klangfarben diese Ladegast-Orgel
in der Lage sei. Bereits die von Kirstin Maria Pientka zum Eingang
des Konzertes vorgetragene Passacaglia von Franz Ignaz Biber schuf
eine Atmosphäre, eine Stille, in der man nicht einmal das sonst
nicht zu vermeidende Knarren des Kirchengestühls hörte. Und so
durften die Konzertgäste gewissermaßen mitwandern auf dieser
musikalischen Reise, die eine Brücke zwischen barocker Tradition und
Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts schlug.
Gäste, die sich
tiefer und auch beruflich mit der Musik des vergangenen Jahrhunderte
beschäftigen, diskutierten im Anschluss, ob die „Ricercare aus dem
musikalischen Opfer“ (BWV 1079) – eine der reifsten Kompositionen
von J.S. Bach und deren Entstehen auch von Bernhard Barth erläutert
wurde – den Höhepunkt des Konzertes bildete oder die „Après un
rêve“ aus den Trois Mélodies von Gabriel Faure – komponiert
1878 und beschrieben als ‚ein Traum eines romantischen Fluges mit
der Geliebten, weg von der Erde‘. Für die meisten Gäste, die
einfach Freude an schöner Musik und Konzerten dieser Art haben,
waren die Faure’schen Melodien als Abschluss dieses
Sommerkonzertes, insbesondere die ‚Barcarolle‘, die schönsten
und bleibenden Eindrücke. Und so war die Wiederholung des ersten
Teiles dieses Werkes nicht nur eine Zugabe der Künstler nach dem
begeisterten und anhaltenden Beifall, sondern für viele auch eine
Vertiefung
dieses Konzertgenusses als Ausklang und ein kleines
Mitnehmen und Weiterschwingen dieser Klangfülle in den späten fast
frühsommerlichen Abend.
Leider war
dieser musikalische Ausflug in unsere Region sehr kurz, eigentlich zu
kurz, denn am Sonntagabend hatten Bernhard Barth und seiner Ehefrau
Kirstin Maria Pientka bereits Termine in Berlin. Es wurde Beiden aber
das Versprechen abgerungen, spätestens im kommenden Jahr auch in
Nordhausen in einem kleineren Rahmen ein Konzert zu geben. Erste
Vorstellungen – etwa in der Besetzung Cembalo, Violine und Viola –
wurden schon geäußert und auch die eher schmale Honorierung sollte
kein Hinderungsgrund werden. Aus der Sicht des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins
würde dieses Konzert gut in die Reihe „KAMMERKONZERT im KUNSTHAUS“
passen.
Dr. Wolfgang R.
Pientka
Vorsitzender des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins
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