Sonntag, 7. Juni 2015

Festveranstaltung für 20 Jahre Stadt- und Gästeführergilde Nordhausen

Aufgabe und steter Einsatz gewürdigt

Vom 20jährigen Jubiläum der Stadt- und Gästeführergilde e.V. Nordhausen handelte schon kurz mein Eintrag vom 29.05.15, dem ich hier die gestrige Festveranstaltung des Vereins im Medienraum der Traditionsbrennerei sehr viel ausführlicher folgen lasse. Wie es diesem Jubiläum gebührt. Einer sehr gelungenen und dem Anlass entsprechend niveauvollen Veranstaltung, die durch die Teilnahme der Spitzenvertreter von Stadt (OB Dr. Klaus Zeh und 2. Beigeordnete Hannelore Haase) des Landkreises (Landrat Matthias Jendricke) und des Evangelischen Kirchenkreises (Superintendent Andreas Schwarze) besonders geprägt wurde. Schon durch sie war erkennbar, dass die Verdienste der aktiven Vereinsmitglieder in den vergangenen zwanzig Jahren um die Stadt Nordhausen und ihrer Umgebung mit ihren auch kirchlichen Einrichtungen ungeteilte Anerkennung fanden. Schließlich begrüßte Wehrhan mit Wolfgang Asche, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Nordhausen, 
und später Wolfgang Dornemann, Sekretär des NUV, zwei Vertreter generöser Sponsoren, die den Stadtführern ihr vereinsinternes Leben erleichtern. Dass auch Gäste aus ähnlich strukturierten Vereinen (z.B. Ellrich und Ilfeld) gekommen waren, ließ ein gutnachbarschaftliches Verhältnis erkennen.


In diesem repräsentativen Teilnehmerfeld also wurde Jubiläum gefeiert. Winfried Wehrhan, seit 2008 Vorsitzender der Gilde, ließ nach der Begrüßung in seiner sehr gut vorbereiteten Ansprache 20 Jahre Vereinsgeschehen Revue passieren, beginnend mit dem 29. Mai 1995, dem Gründungsdatum des Vereins. Wobei er nicht nur die breit
gefächerten Führungsaufgaben schilderte, deren sich der Verein widmet, sondern auch Voraussetzungen und Bedingungen, die sie dazu befähigten. Dabei vergaß er nicht, auch jene namentlich zu erwähnen, die ihnen sowohl thematisch als auch rhetorisch den Weg durch grundlegende Wissensvermittlung ebneten: die unter den Gästen befindliche Heidelore Kneffel, aber auch Prof. Horsch (damals UAN) und einige andere gehörten dazu. Wehrhan zählte besondere Ereignisse und Marksteine in der Vereinsgeschichte – Verleihung Goldener Roland 2002, Mitwirkung bei der Landesgartenschau 2004 oder auch Ehrenamtsehrungen - aber auch die regelmäßig
stattfindenden Stadtführungen an Sonntagen auf. Er gedachte der verstorbenen Mitglieder um schließlich auch die Vorsitzenden des Vereins im Verlaufe der bisherigen Vereinsgeschichte zu benennen: Peter Kressner, Klaus Grossmann, Heinz Degner und gegenwärtig Winfried Wehrhan selbst. Besonders erwähnte er schließlich auch Dorothee Schwarz, die sich seit Bestehen des Vereins nicht nur durch ihre Verdienste als Stadtführerin, sondern auch als Schatzmeisterin des Vereins verdient macht. Auch der Presse dankte er für Ankündigungen und Berichte der Stadtführer.


Grußworte sprachen danach zunächst OB Klaus Zeh, der den Gästeführern als lebende Visitenkarte der
Stadt für ihr bisheriges Wirken dankte und auf ein weiter gutes Verhältnis zur Stadt hofft. Das ja auch darin besteht, dass von den Gästeführern Impulse und auch Hinweise für die Stadtverwaltung mit konstruktiven Hinweisen und Effekten ausgehen und kommen. Dass sie andererseits kürzlich zwischen Riesen und Roland ein Vereinsdomizil durch die Stadt erhielten, bemerkte ich schon in meinem vorausgegangenen Beitrag. Mit seinen Wünschen für ein weiter erfolgreiches Wirken überreichte er als Präsent ein Buch über Partnerstädte seit dem 1. Weltkrieg, in dem auch Nordhausen Erwähnung findet und von dem er vermutet, dass es zu den wenigen gehören könnte, das die Stadtführer zur Geschichte Nordhausens noch nicht kennen.


Matthias Jendricke, nunmehriger Landrat, erinnerte sich in seinen Grußworten an die zurückliegenden zehn Jahre, in denen er als Nordhäuser Bürgermeister auch ein gutes Verhältnis mit den Stadtführern pflegte, von dem er durchaus auch für die Stadt profitierte. Die Stadtführer seien es ja auch, die von den Veränderungen in der Stadt hin zur Moderne, zumindest aber zur sanierten Bausubstanz unmittelbar Kenntnis nähmen und den Besuchern vermitteln: Flohburg, Tabakspeicher und nun auch das Bürgerhaus gehören dazu. Als Landrat habe sich sein Wirkungskreis natürlich erweitert und insofern nahm er die Ausführungen Wehrhans über die Exkursionen der Gäste- und Wanderführer ins Umland mit Genugtuung zur Kenntnis, dabei seine Teilnahme am
Richtfest auf Burgruine Hohnstein erwähnend, die dem Bau eines Festsaales galt. Auch „Brauner Hirsch“ und die Ziegenalm in Sophienhof seien ebenso wie die neue Gastronomie in Netzkater seiner Meinung nach Projekte, die den Landkreis voranbringen. Dabei erwähnte er schließlich auch, dass sich der Landkreis entschieden hat, nicht nur den Blick in Richtung Harz zu richten, sondern in einer Neuformation mit dem Kyffhäuserkreis zusammenzuarbeiten: „Ich denke, das ist ein gutes Alleinstellungsmerkmal für die Region, und da sollte man nicht an Kreisgrenzen Schluss machen, der Kyffhäuser ist immerhin deutschlandweit bekannt und da wollen wir gemeinsam in der Verbindung zum Harz hier leben und Leute anlocken. Die Stadt wird
immer Anlaufpunkt in der Region bleiben, aber ich hoffe, dass wir auch im Südharz noch mehr Akzente setzen können. Und insofern habe ich da auch einige Funktionen übernommen und möchte mich als Landrat gern einbringen,“ führte Jendricke aus. Zwar ist sicher vieles auf den Oberharz ausgerichtet, aber etwa die HSB als ganz wichtiges Verkehrsmittel für Touristen und Besucher wird ja doch mit einen anderen Blick gesehen als von uns Nordhäusern, fügte er hinzu. Und ergänzte, dass ja viele junge Leute von hier noch nicht einmal auf dem Poppenbergturm waren, um von dort die schöne Landschaft des Südharzes zu betrachten. Schließlich wünschte er den Stadtführern weiter ein erfolgreiches Wirken und verband das mit der Hoffnung, dass es ihnen auch gelingen möge,
Nachwuchs zu gewinnen.


Einige wenige, aber bedenkenswerte Sätze richtete danach Walter Kopetzky – einst bekannt als „Der Burggraf von Hohnstein“ - an die Versammlung, mit denen er an dem vom Landrat erwähntem Bau eines Festsaales auf der Burgruine Hohnstein Kritik übte an diesen modernen Gebäude, das die Frage aufkommen lässt, „was wir denn den Menschen eigentlich zeigen und erklären wollen?“ Geschichte und Historie? Oder einen Mischmasch aus Altem und Neuem? Seine Kritik erinnerte an eine Klage Andreas Lessers, Nordhäuser Ehrenbürger, in der er das zunehmende Verschwinden alter, auch denkmalgeschützter Bausubstanz vor allem in der
Nordhäuser Altstadt beklagte und dabei die Frage stellte, wieviel an alter Bausubstanz denn Nordhausen überhaupt noch erhalten wolle?


Dann war es Superintendent Schwarze, der vom Kirchkreis Grüße überbrachte und sich in seinen weiteren Ausführungen über seine Wirkungsstätte in Nordhausen freut. Gern wolle er an einer der nächsten Stadtführungen teilnehmen, um seine bisherigen Kenntnisse von Nordhausen zu erweitern. Dabei brachte er recht deutlich zum Ausdruck, dass er Nordhausen schon nach der kurzen Zeit seines Hierseins als lebenswerte Stadt erachte, die Mühlhausen, seiner vormaligen Wirkungsstätte, in nichts nachstünde. Und sich beeindruckt zeigte über das ihm inzwischen bekannte große Wissen und Engagement der Stadtführer um Kirchen und deren Geschichten in Stadt und Umland.

Eine weitere Wortmeldung kam dann von Birgit Adam, Leiterin der Stadtinformation, die mit ihrer Gratulation mit Genugtuung bemerkte, dass es noch nie eine den Stadtführern angetragene Stadtführung gab, die abgelehnt worden sei. Und wenn man weiß, dass die Gilde zwar nominell 19 aktive Stadtführer zählt, davon aber eigentlich nur wenige wirklich führungsbereit sind – bedingt durch Arbeit oder Krankheit – ist das schon besonderer Anerkennung wert.

Als letzte Gratulantin meldete sich Petra Wäldchen, eine sehr engagierte Gästeführerin aus Bad Frankenhausen, die vornehmlich Besucher über den Kyffhäuser führt und sich freut, dass nun eine engere Verbindung zwischen Südharz- und Kyffhäusertourismus entstanden ist. Dabei betonte sie ihre seit Jahren bestehende enge Verbindung zu den Nordhäuser Stadt- und Gästeführern und gratulierte aus dieser Sicht für deren 20jähriges Jubiläum.

Den Grußworten folgte noch ein gebaemter Vortrag von Klaus Grossmann, in dem das Vereinsgeschehen in diesen 20 Jahren noch bildlich auch mit statistischen und grafischen Tafeln veranschaulicht wurde.

Die Jubiläumsveranstaltung nahm danach in einer Atmosphäre ihren weiteren Verlauf, die sich durch Trinksprüche und einem außerordentlich ansprechenden Büffet auszeichnete. Und natürlich Gesprächen, die der Information, aber auch der Unterhaltung dienten. Ich werde diesen Eintrag alsbald noch mit einem weiteren aus den Ergebnissen dieser Unterhaltungen abrunden.


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