Donnerstag, 5. Juni 2014

Gerd Mackensen ‚abtrünnig‘?

Gedanken zur Vernissage am Freitag
Wenn man einen Künstler wie Gerd Mackensen nun schon 50 Jahre kennt und davon auch noch eine Zeitlang ihm ganz nahe war und ist, dann kommen einem Gedanken und Erinnerungen verschiedenster Art, wenn man in der Presse liest, dass ab Freitag dieser Woche Werke eines ‚abtrünnigen‘ Nordhäuser Künstlers zu sehen sind…..
Sicher, hier ist sein Umzug nach Sondershausen gemeint, aber künstlerisch war und ist Gerd Mackensen nie abtrünnig gewesen. In den Jahrzehnten seines Schaffens hat Gerd Mackensen immer seine Art Kunst zu schaffen und zu gestalten gelebt und beibehalten. Vor vielen Jahren – Anfang der 80er – schrieb dieser vielseitige, sich immer mit neuen Facetten zeigende Künstler, er wünsche sich zehn Hände. Und nachdem er bereits für seine Diplomarbeit, den Zeichentrickfilm „Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphanski“, mit dem Heinrich-Greif-Preis ausgezeichnet wurde und sich damit in einer Reihe mit berühmten Künstlern wie Frank Beyer und Andrew Thorndike befand, folgten in den ersten fünf
Jahren seines Schaffens eine Handvoll weiterer Preise, u.a. Auszeichnungen in Bulgarien, Polen und Kanada – welcher Künstler kann schon auf eine solche vita verweisen? Und dennoch – abgehoben ist er nie; erfunden hat sich immer wieder neu. Wer will, kann heute einen Stadtrundgang durch Nordhausen unter dem Motto „Unterwegs mit Mackensen“ unternehmen – von den Eiscafés, über manches Wartezimmer einer Arztpraxis bis hin zum BIC: sein Schaffen ist nicht zu übersehen. Und ein weiteres Dennoch: bestimmten Sujets – wie in der Ankündigung angemerkt - ist er treu geblieben! Der Geschichtsinteressierte und oft mit profunden Kenntnissen der Historie erstaunende Mackensen hat ‚seinen‘ König oft und immer wieder dargestellt, überwiegend mit der ihm eigenen Art Humor und Satire auf das Blatt gebracht. Selten ist der König der gute und über dem Volk stehende Herrscher – oft mehr einer wie in ‚Des Kaisers neue Kleider‘ oder in ‚Der kleine König Kalle Wirsch‘, mit einer Ausnahme: Preußens König Friedrich II. Diese vielschichtige Gestalt – Philosoph, Komponist und Musiker auf der einen Seite, Kriegsherr und ‚Fastvernichter‘ seines Landes, unzählige Opfer fordernder Schlachtenlenker, aber auch Reformer und altersweiser Herrscher – diese Figur stellt er in einer Art dar, die Respekt verlangt vom Motiv wie auch von dem Künstler. Das weitere erwähnte Motiv „Frau“ ist in seiner hundertfach wiederholten, aber immer anderer, eigener Aussage kaum in Worte zu fassen: (fast) immer sehr weiblich, oft lasziv, mit viel von dem, was die englische Sprache mit „sex appeal“ umschreibt, aber nie pornographisch, abwertend, selbst dann, wenn es ins Horizontale geht ….
Wenn man den Begriff ‚abstrakt-realistisch‘ gebrauchen möchte, dann ist man schon sehr nah an seinen Darstellungen der Motive unserer Region – oft meint man den Kyffhäuser zu erkennen oder ab und an auch eine Burg oder eine von Geheimnissen umwitterte Salzaquelle. Sicher werden viele Leser zustimmen, wenn man sich auf diese Schau freuen darf, auf das Wiedersehen mit dem Künstler und seinen neuesten Werken - Werken, die fast alle in diesem Jahr entstanden sind, in dem er seinen 65. Geburtstag feiern darf. Mögen den Kunstinteressierten solch ‚Abtrünniger‘ noch lange erhalten bleiben!
Dr. Wolfgang R. Pientka Kunsthaus Meyenburg Förderverein


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