Dienstag, 16. Juli 2013

Wo bleibt nur die Gesprächskultur?

Die Wahl zum Bundestag im September rückt näher und weil ich noch immer Bedarf an Informationen der Parteien habe, interessieren mich auch Interviews wie etwa jene am Sonntag im „Bericht aus Berlin“ der ARD und „Berlin direkt“ des ZDF. Und in beiden Fällen ärgerte ich mich (wieder einmal) über das Verhalten der Interviewer dem jeweiligen Gesprächspartner gegenüber, die Gründe ähnelten sich.

In der ARD war es Ulrich Deppendorf, Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, der Angela Merkel interviewte und nach zehn Minuten die Erklärungen der Kanzlerin zum Thema mit „So!“ unterbrach und zum nächsten Thema drängte. Merkel widersprach mit „Vielleicht noch einen Zusatz!“, und beendete verkürzt das Thema, bevor Deppendorf überleiten konnte. Mir scheint das ein gutes Beispiel für derartige Abläufe: der Interviewer befragt die Gesprächspartnerin zu einem Thema und versucht es zu beenden, bevor die Befragte überhaupt mit ihrer Antwort zu Ende ist. An ihr ist der Interviewer nur im Rahmen seiner Zeiteinteilung interessiert, nicht aber wirklich an einer ausführlicheren Antwort, an der man als Zuhörer interessiert ist. Das mag ja zeitlich problematisch sein, nur drängt sich mir angesichts solcher Verläufe immer der Verdacht auf, der Interviewer sieht sich mehr in der Rolle eines Verhörenden, der nur Antworten will, die in sein (zeitliches) Konzept passen. Und daran bin wieder ich als am Thema interessierter Zuhörer nicht interessiert.


In „Berlin direkt“ war es die Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios, Bettina Schausten, die Jürgen Trittin, Spitzenkandidat der Grünen für die Bundestagswahl, interviewte und es meines Erachtens an jeglicher Gesprächskultur fehlen ließ: sie fiel Trittin dauernd ins Wort und versuchte damit das Gespräch nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen. Trittin nahm's gelassen und argumentierte unbeirrt, während ich mich verärgert fragte, ob sich in der Verhaltensweise Bettina Schaustens Taktlosigkeit oder Überheblichkeit äußert, oder beides. Wenn immer sie im Fernsehen erscheint, bekomme ich den Eindruck von Selbstgefälligkeit und Arroganz, bei dem sich die LeiterIn des ZDF- und ARD- Hauptstadtstudios mE allerdings nicht viel nachgeben. Und ich wundere mich immer wieder, dass das die jeweils eingeladenen Politiker einfach so hinnehmen. Als Zuschauer und -hörer stellt sich da bei mir immer der Eindruck ein, dass seitens der Moderatoren der Versuch gemacht wird, den Gesprächspartner vor- oder aufs Glatteis zu führen, statt ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu dem vorgegebenen Thema auch wirklich ausführlich zu äußern. Und deshalb bin ich an solchen Interviews nur noch ausnahmsweise interessiert. 

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