Die Wahl zum Bundestag im September
rückt näher und weil ich noch immer Bedarf an Informationen der
Parteien habe, interessieren mich auch Interviews wie etwa jene am
Sonntag im „Bericht aus Berlin“ der ARD und „Berlin direkt“
des ZDF. Und in beiden Fällen ärgerte ich mich (wieder einmal) über
das Verhalten der Interviewer dem jeweiligen Gesprächspartner
gegenüber, die Gründe ähnelten sich.
In der ARD war es Ulrich Deppendorf,
Leiter
des ARD-Hauptstadtstudios, der Angela Merkel interviewte und nach
zehn Minuten die Erklärungen der Kanzlerin zum Thema mit „So!“
unterbrach und zum nächsten Thema drängte. Merkel widersprach mit
„Vielleicht noch einen Zusatz!“, und beendete verkürzt das
Thema, bevor Deppendorf überleiten konnte. Mir scheint das ein gutes
Beispiel für derartige Abläufe: der Interviewer befragt die
Gesprächspartnerin zu einem Thema und versucht es zu beenden, bevor
die Befragte überhaupt mit ihrer Antwort zu Ende ist. An ihr ist der
Interviewer nur im Rahmen seiner Zeiteinteilung interessiert, nicht
aber wirklich an einer ausführlicheren Antwort, an der man als
Zuhörer interessiert ist. Das mag ja zeitlich problematisch sein,
nur drängt sich mir angesichts solcher Verläufe immer der Verdacht
auf, der Interviewer sieht sich mehr in der Rolle eines Verhörenden,
der nur Antworten will, die in sein (zeitliches) Konzept passen. Und
daran bin wieder ich als am Thema interessierter Zuhörer nicht
interessiert.
In
„Berlin direkt“ war es die Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios,
Bettina Schausten, die Jürgen Trittin, Spitzenkandidat der Grünen
für die Bundestagswahl, interviewte und es meines Erachtens an
jeglicher Gesprächskultur fehlen ließ: sie fiel Trittin dauernd ins
Wort und versuchte damit das Gespräch nach ihren Vorstellungen zu
beeinflussen. Trittin nahm's gelassen und argumentierte unbeirrt,
während ich mich verärgert fragte, ob sich in der Verhaltensweise
Bettina Schaustens Taktlosigkeit oder Überheblichkeit äußert, oder
beides. Wenn immer sie im Fernsehen erscheint, bekomme ich den
Eindruck von Selbstgefälligkeit und Arroganz, bei dem sich die
LeiterIn des ZDF- und ARD- Hauptstadtstudios mE allerdings nicht viel
nachgeben. Und ich wundere mich immer wieder, dass das die jeweils
eingeladenen Politiker einfach so hinnehmen. Als Zuschauer und -hörer
stellt sich da bei mir immer der Eindruck ein, dass seitens der
Moderatoren der Versuch gemacht wird, den Gesprächspartner vor- oder
aufs Glatteis zu führen, statt ihm die Möglichkeit zu geben, sich
zu dem vorgegebenen Thema auch wirklich ausführlich zu äußern. Und
deshalb bin ich an solchen Interviews nur noch ausnahmsweise
interessiert.
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