Und es scheint, als hinge es nur von
der Zeit ab, die ein anonymer Blogger unter dem Pseudonym „Robert
Schmidt“ zur Verfügung hat, um die Dissertationen der Doktores im
Bundestag oder dem Europa-Parlament auf Plagiate hin zu durchforsten.
Nachdem er ja im jüngsten Fall des Norbert Lammert einräumte, die
Untersuchung nach dem Erreichen von gut einem Drittel der Seiten
des Hauptteils abgebrochen zu haben. Eine vollständige Dokumentation
sei wegen des hohen Zeitaufwands nicht möglich. Zweck der
Internet-Veröffentlichung sei es, sowohl die Universität Bochum als
auch die Öffentlichkeit zu informieren.
Nun bin ich ein winziger Teil dieser
Öffentlichkeit und kann mich also insoweit angesprochen fühlen. Und
da räume ich ein, dass ich die bisher erschienen Artikel überflogen
habe, außer dem der „Welt“ die zwar angeblich als erste zum
Thema berichtete, aber mir dazu nur das Angebot macht, zuvor ein
Abonnement abzuschließen. Und das ist es mir nicht wert.
Einfach deshalb nicht, weil mir Anonymität in jedweder Hinsicht zutiefst zuwider ist. Und wenn es
wirklich so ist, dass dieser „Robert Schmidt“ schon Politikern
wie Guttenberg, Koch-Mehrin und Schavan Plagiate nachwies, also schon
mehrere Jahre am Werk ist, stellen sich die Medien ein Armutszeugnis
aus, wenn sie in der Zwischenzeit den Autor nicht identifizieren
konnten. Vielleicht will man das aber auch gar nicht.
Auch wenn ich unterstelle, dass dieser
Anonymus ein hochintelligenter Mensch ist und wirklich meint,
offenbaren zu müssen, wer sich der Plagiate schuldig machte,
verliert eine solche Offenbarung an Wert und Bedeutung, wenn sich der
Offenbarer selbst hinter einem Pseudonym versteckt. Ich halte solche
Leute für Heckenschützen, denen es an persönlichen Mut fehlt. Dass
das heutzutage allmählich zur Normalität im Medienbereich gehört,
ändert meines Erachtens nichts an der moralischen Fragwürdigkeit.
Und dabei bleibe ich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen