Kürzlich hatte ich hier geschrieben, dass ich im Zusammenhang mit
Geheimdiensten den Eindruck gewann, als wäre die Problematik des
Edward Snowden in den Hintergrund gerückt und habe den von ihm
aufgedeckten Aktivitäten der Geheimdienste der USA und anderer
Staaten Platz gemacht. In der Zwischenzeit war Snowden wieder mal
vermehrt im Gespräch mit seinem Asylantrag in Russland, um nun
wieder der zum Abhörskandal mutierten Problematik Platz gemacht zu
haben.
Es ist schon bemerkenswert, dass ein einzelner Mensch die
westliche Welt – und insbesondere die Bundesrepublik – und damit
die Medien über einen Zeitraum von Wochen in einer Weise in Atem
hält, als hinge von ihm der Frieden in der westlichen Welt ab.
Reduziert man die Problematik dieses Mannes mit seinen Enthüllungen
auf die tatsächlich bekannten Fakten, bliebe von dem ganzen Aufwand,
der da mit und um ihn getrieben wird, nicht viel übrig. Wenn die
auch aufsehenerregend genug waren. Und es auch noch sind. Was aber
die Medien zusätzlich daraus machten, ist schon erstaunlich. Und
setzt sich zusammen aus Spekulationen, Vermutungen und Fiktionen. Und
ich überlege – wieder einmal – was das noch mit seriösen
Journalismus zu tun hat? Um zu der Vermutung zu kommen, dass das
offenbar moderner Journalismus ist.
Ich halte mich ja für absolut nicht betroffen von der ganzen
Aufregung, die um das Ausspähen von Personen in Deutschland gemacht
wird. Soweit es solche überhaupt gegeben hat. Umso gelassener kann
ich deshalb gegenüber dem sein, was da über Prism und Tempora
berichtet wird. Und obwohl ich einen großen Teil der Nachrichten und
Berichte über die erwähnten Enthüllungen gesehen und gelesen habe,
ist mir noch keine wirkliche Erleuchtung gekommen, wie man das, was
da „ausgespäht“ wurde, wirklich einzuordnen hat. Hieß es
einmal, Deutschland würde seitens der ausländischen Geheimdienste
wie Feindesland behandelt (WELT vom 02.07.) heißt es nun sogar unter
Berufung auf Wolfgang Bosbach (CDU), Vorsitzender des
Bundestags-Innenausschusses, dass in dem Ausschuss von sieben
Anschlägen in Deutschland die Rede war, die maßgeblich durch
amerikanische Hilfe und Informationen aus Prism verhindert worden
seien (Tagesspiegel vom 18.07.). Und dazwischen spiegelte sich in den
Medien so ziemlich alles wieder, was man sich an abenteuerlichen
Geschichten über Geheimdienste und deren Aktivitäten vorstellen
kann. Und es zeichnet sich ab, dass sich das noch über eine
unabsehbare Zeit fortsetzen wird. Um wohl schließlich zu dem Schluss
zu kommen, dass alles so weitergehen wird wie bisher. Und das alles haben wir dem "Helden" Edward Snowden zu verdanken (TA vom 29.06.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen