Freitag, 19. Juli 2013

Hartz-IV als Reizbegriff

Was sind über Hartz-IV-Empfänger nicht schon alles an Betrachtungen und Tendenzen angestellt und geäußert worden, die Skala reicht von unverschuldet in diese als unglücklich empfundene Lage gekommene Menschen über jene, die verzweifelt versuchen, durch Umschulung oder Weiterbildung wieder zu einer festen Anstellung zu kommen bis zu denen, die sich inzwischen darin „eingerichtet“ haben und damit zufrieden sind. Als Außenstehender darüber urteilen zu wollen ist gewagt und selbst die Berater in den Jobcentren tun sich oft genug schwer, ihre Klientel richtig einzuschätzen.

Es wundert mich deshalb überhaupt nicht, wenn nun über eine Broschüre, die im Jobcenter für den Kreis Pinneberg zusammengestellt und erschienen ist, ein Wirbel entstand, der von Verwunderung, über Spott und Hohn bis Wut reicht, wie man zum Beispiel im „Focus“ dazu lesen kann. Und immerhin bietet das Magazin diese 112 Seiten starke Broschüre zum Herunterladen an für alle Jene, die sich selbst eine Meinung zu dessen Inhalt bilden wollen.

Ich habe mir also die Zeit dazu genommen und kann die Aufregung nicht verstehen. Und wundere mich, dass dieser ganze Inhalt in den Medien im wesentlichen auf zwei oder drei Seiten reduziert wird, auf denen Ratschläge für die Lebenshaltung einer Familie gegeben werden. Recht einfältig und simpel, zugestanden. Aber doch als Empfehlungen und Anregungen, die man als Betroffener zur Kenntnis nehmen und befolgen kann. Oder eben auch nicht.


Der ganze Inhalt dieser Broschüre richtet sich aber doch an Menschen, die vor der bitteren Notwendigkeit stehen, Arbeitslosengeld II beantragen zu müssen. Wie oft wurde von diesen Antragstellern schon bemängelt, dass sie viele der Fragen in den Antragsformularen nicht verstehen und sich mit dem Ausfüllen schwer tun. In dieser Broschüre ist dem Rechnung getragen, sie richtet sich ganz allgemein und offensichtlich an Menschen, deren Intelligenz eben durchschnittlich ist. Wie oft wurde denn schon im Zusammenhang mit Hartz-IV-Empfängern von sozial schwachen oder bildungsfernen Schichten berichtet?! Die Autoren haben für ihre Broschüre ein entsprechendes Level gewählt, das jeder einfache Mensch verstehen, und jeder intelligentere Mensch tolerieren kann, wenn er keinen Dünkel hat. Das allerdings für manche ein Problem sein könnte. Die aber kaum zu den unmittelbar Betroffenen gehören dürften. Ich meine jedenfalls, dass diese Broschüre vielen helfen kann, ohne jemanden zu verletzen. Und wer meint, darüber spotten zu müssen, mag das tun, er tut sich und anderen sicher keinen Gefallen.

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