Die geheime Tätigkeit der
Geheimdienste, die in der digitalen Welt dank Edward Snowden einen
Moment zumindest durchsichtig wurde, scheint langsam wieder zu
verblassen. Man weiß dadurch etwas mehr über die Vorgehens- und
Wirkungsweise dieser Geheimdienste und sogar über Möglichkeiten,
sich als Einzelperson dagegen zu schützen Der „Spiegel“ fragte
kürzlich seine Leser, ob sie mit dem Bekanntwerden der
Abhörprogramme Prism und Tempora ihr Verhalten ändern würden. Die
Antworten verteilten sich ziemlich gleichmäßig von ja über ein
bisschen bis nein.
Nun geht es mir eigentlich nicht so
sehr um Prism und Tempora und auch nicht um Edward Snowden, der ja wusste, was er tut, und schon gar nicht um die Reaktionen der Leute darauf. Es
geht mir um Facebook und dessen neues Suchprogramm, über das die
„Welt“ gerade unter der Überschrift: „Warum die neue
Facebook-Suche lebensgefährlich ist“ berichtet. Wenn ich das lese,
und ich habe es intensiv getan, scheint es mir, als handele es sich
bei Facebook um ein krakenähnliches Gebilde, das seine Nutzer an
sich zieht, sie veranlasst, sich in jeder Hinsicht mit ihren
menschlichen Eigenschaften (Stärken und mehr noch Schwächen) und
Verhaltensweisen zu offenbaren, um sie dann einem Pool gleich
Veranlagter oder -Gesinnter digital zuzuführen. Das kann im besten
Falle tatsächlich zu positiven Effekten bei den Nutzern führen, im
allgemeinen ein Gewusel geben, und im schlimmsten Falle wirklich
lebensgefährlich verlaufen, die Zeitung beschreibt es anschaulich.
Und ich meine, dass sich alle, die da anregen, sich bei Facebook zu
treffen, um dort Freunde zu werden, mitschuldig machen, wenn es zu
Exzessen kommt, die zumindest labile Charaktere physisch oder
psychisch gefährden. Die Bundesjustizministerin meinte zum Thema
Abhörskandal, dass dies schon George Orwells „1984“ übertreffe.
Dabei geht es dort um Überwachung, was schlimm genug ist. Bei
Facebook aber geht es um die Aufgabe jeglicher menschlicher
Vorbehalte, zu denen die Nutzer systematisch angeregt werden, um sie
dann nach Belieben oder Interessenlage zu manipulieren. Und das,
meine ich, ist weit schlimmer. Weil der Nutzer zu einer rückhaltlosen
Offenherzigkeit verleitet wird, von der es kein Zurück gibt. Wer
sich einmal im Netz geoutet hat, der kann das nicht mehr rückgängig
machen. Und er weiß schließlich auch nicht mehr, was mit seinen
Daten geschieht. Und sicher ist, dass Facebook das alles nicht aus
Menschenfreundlichkeit macht. Aber Millionen Nutzer machen da mit und
lassen sich manipulieren. Auf Facebook-Ebene bedarf es keines Prism
oder Tempora, man offenbart sich ja von selbst.
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