Samstag, 6. Juli 2013

Der Nahe Osten im Aufbruch – Wohin?

So lautete das Motto eines Vortrags, der am 30. Mai im Konferenzraum der Kreissparkasse Nordhausen gehalten wurde. Referent war Prof. Dr. Eckehard Schulz vom Orientalischen Institut Leipzig. Es waren mäßig viele Teilnehmer gekommen, um seinen Vortrag zu hören. Und die dürften sich angesichts der aktuellen Vorgänge in Ägypten an das erinnern, was der Professor damals vortrug.

Ägypten stand in diesem Vortrag nicht im Mittelpunkt dieses Vortrags, es ging tatsächlich um die Gesamtentwicklung in jenen Ländern und um die Rolle, die der Islam dabei spielen würde. Und die in dem Vortrag als bestimmend herausgestellt wurde. Wobei die Frage offen blieb, wohin diese Entwicklung führen werde.


Und die aktuellen Vorgänge in Ägypten könnten ein konkretes Beispiel dafür sein, was sich in den Ländern des Nahen Ostens tun wird, wenn der Einfluss des Westens und insbesondere der USA nachlässt oder gar beseitigt wird. Was Prof. Schulz im Mai voraussagte, bewahrheitet sich derzeit in Ägypten ebenso wie es ähnlich und teils noch viel schlimmer in Syrien, im Irak und Algerien der Fall ist oder war. Und wird sich fortsetzen in Afghanistan, sobald die die ISAF-Truppen im nächsten Jahr das Land verlassen. Selbst was den Versuch einer Demokratisierung – wie ihn
Prof. Schulz prognostizierte – wird am Beispiel Ägypten deutlich, wo ein bereits demokratisch gewählter (islamischer) Präsident schließlich wieder abgesetzt wird, weil seine Gegner gegen ihn demonstrierten. Und nun die Islamisten dagegen protestieren. Mit unserem Verständnis von Gläubigkeit und dem Einfluss der Weltanschauung auf die politischen Verhältnisse wohl nur schwer zu begreifen. Prof. Schulz, der sich als profunder Kenner der Verhältnisse im Nahen Osten outete, zeigte in seinem Vortrag die aktuelle Situation auf, und was dort zukünftig zu erwarten ist. Und sich nun in Ägypten sehr deutlich abzeichnet. Und solange der islamistische Einfluss weiter so groß wie bisher ist, wird auch das Ergebnis einer weiteren (demokratischen) Wahl eines Präsidenten das gleiche oder ähnlich sein. Und repräsentativ für den gesamten Nahen Osten. Und das bedeutet noch viel Unruhe in diesen Ländern. Wer schließlich die Oberhand behält, bleibt abzuwarten. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an ein Podiumgespräch aus dem Jahre
2007, in dem Victor Kocher, Nahost-Korrespondent der NZZ („Neue Züricher Zeitung“)das Impulsreferat hielt. Und u.a. erklärte: „Der Vordere Orient ist eine undankbare Region mit täglichen schlechten Nachrichten und voll skrupellosen Blutvergiessens. Das westliche Publikum bekundet immer mehr Unverständnis und Überdruss, da die Konflikte endlos scheinen.“ (Ende des Auszugs) Das könnte auch der Grund sein, dass am 30. Mai so wenige Teilnehmer in die Kreissparkasse kamen. Es zeigt aber inhaltlich, dass sich die Lage im Nahen Osten nicht beruhigt hat und „der Orient eine hochgradig instabile Weltgegend ist.“ Woran sich bis heute nichts geändert hat. Kocher sagte aber in seinem Vortrag noch etwas anderes, nämlich, „dass Gewalt und Instabilität durch Migration in den Westen exportiert werden“. Und davor sollten wir hier auf der Hut sein.

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