Die der Kunst zugeordneten Vortrags- und
Gesprächsveranstaltungen im Kunsthaus Meyenburg gestalten sich - neben den
Führungen durch die jeweilige Ausstellung – zunehmend zu einem annehmlichen
gesellschaftlichen Event, das wohl noch aus seinen anfänglichen äußeren
Beeinflussungen herausfinden muss. Die derzeit ganz sicher in der Ferien- und
Urlaubszeit, den derzeitigen Tagestemperaturen und vielleicht auch an den
Uhrzeiten der angesetzten Veranstaltungen bestehen. Mit dem Kunsthaus, seiner
Leiterin, der Kunsthistorikerin Susanne Hinsching, und dem Förderverein des
Kunsthauses, besitzt Nordhausen aber hervorragende räumliche und personelle
Voraussetzungen, in der sich eine kunstorientierte Interessengemeinde finden,
orientieren und thematisch austauschen kann.
Gestern stand „Kunst und Kaffee“ auf dem Programm, dessen
Thema der Hamburger Künstler Horst Janssen war, von dem ein Teil seiner Werke
aus dem Bestand des Kunsthauses derzeit in einer Ausstellung in deren Räumen zu
sehen ist. Vorgesehen war bei Kaffee und Kuchen ein kurzer Vortrag zum Leben
und Schaffen des Künstlers mit Gelegenheit zu Gesprächen mit Susanne Hinsching
zum Thema. Oder auch der Kunst im allgemeinen.
Ich räume ein, dass ich aufgrund der Temperatur des Tages
zunächst zögerte, die Veranstaltung zu besuchen, mein Interesse am Thema dann
aber doch überwog. Es mag anderen Interessenten ähnlich, allerdings mit einem
negativen Entschluss, gegangen sein, denn es waren nur wenige Gäste gekommen,
die zunächst erfreut feststellten, dass die Temperatur in den Räumen des
Kunsthauses äußerst angenehm war. Und die Leiterin des Kunsthauses trotz der
geringen Beteiligung vortrug, was thematisch vorgesehen war: Aphorismen des
Künstlers aus seinem Leben, Denken und Schaffen. Ich beschränke mich hier auf
zwei Beispiele, die ich aufgezeichnet habe, und mir bemerkenswert scheinen (wie
ja eigentlich Alles um diesen Horst Janssen bemerkenswert ist):
Zu Horst Janssens „An und für mich“: „Da es nichts
Einfallsreicheres und „Phantasievolleres“ gibt als die Natur, und da es nichts
Skurrileres, Monströseres und Tolleres gibt als die menschlichen
Verhaltensweisen – zeichne ich einfach AB – ABZEICHNEN ist die Devise.
Allerdings muss man für ein solches Abzeichnen ein „angeborenes“ Auge haben.
Das Auge, das Sehen ist das Talent, und dies Auge muss den Verstand und
Intellekt dominieren.
UND das Auge muss in permanenter Übung sein. Es müsste
„eigentlich“ auch im Schlaf kucken, wie bei den Hasen, die ja bekanntlich mit
offenen Augen schlafen. Die Hand ist von sekundärer Bedeutung.“
Zu Horst Janssens Selbsbildnis 1994 (von dem kaum ein
anderer Künstler in der Folgezeit so viele von sich geschaffen hat wie
Janssen): „Sicherlich gibt es auch einen irrationalen Aspekt in der Chose „Selbstbildnis“, zumal ich mich
damals um nichts bekümmerte was um mich herum war. Als ich aber meine erste
Kestner-Gesellschaft-Ausstellung präsentiert bekam, wurde ich per Journaille
als Zeichner des Selbstporträts apostrophiert. Die zweite Ausstellung, zwei Jahre
später (was ein Unikum in der Geschichte der Kestner-Gesellschaft ist), festige
diesen Blödsinn – denn es waren höchstens fünf Prozent „Selbst“ aller
ausgestellten Sachen. Und das war möglicherweise der Zeitpunkt, wo mich AUCH so
was wie Spekulation anfiel. Heute würde
man sagen: ich wittere für mich – an all die „Motiv-Sucher“ im Trubel des
Informel und andere AB-ART denkend, eine Marktlücke.
Dann kamen die 70/80er Jahre, wo ich mit mir umgehen konnte,
wie ich wollte, bis ich „eigentlich“ keine rechte Lust mehr hatte, mich als
„Porträt“ oder als Stilleben zu sehen. Und Ende der 80er gings dann in die
Fratze, in die Groteske, Literatur- oder briefbegleitende Kritzeleien. So in
etwa verhält es sich in meinem Falle mit dem Selbstporträt – grob gesehen. In der
Wirklichkeit geht’s natürlich,
abgesehen vom Anfang, zwischenzeitlich vor – und zurück und drunter und drüber.
Was noch eine Weile bleibt, sind Bilder von einem der auszog, sich zu erkennen
und am Ende damit Geld zu verdienen. Beides gelang mir nicht.“
Anhand dieser Beispiele lässt sich schon erkennen, dass es
einigen Gesprächs-, Klärungs- oder Klarstellungsbedarf gab, den man mit der
Kunsthistorikerin trefflich erörtern konnte. Nämlich im Anschluss an ihren
Vortrag draußen am Kaffetisch. Eine verbliebene, erneut noch kleiner gewordene
Runde, die auch alsbald beendet werden musste, weil Susanne Hinsching zur
Freigabe des sanierten Kriegerdenkmals ins Gehege musste. Schließlich ist sie
ja auch Leiterin der örtlichen Denkmalschutzbehörde.
Sei schließlich noch darauf aufmerksam gemacht, dass heute
um 19 Uhr eine Führung durch die Janssen-Ausstellung im Kunsthaus durch deren
Leiterin stattfindet. Wie zu hören war, soll dabei ein Glas Rotwein für
aufgelockerte Stimmung sorgen.
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