Freitag, 12. Juli 2013

Variantenreiche Kreise und Rundbilder in der Sparkassen-Galerie

Heute besuchte ich also, wie stets nach einer Vernissage in der Galerie der Kreissparkasse Nordhausen, erneut die Ausstellung „konstruktiv und bewegt“ der Künstlerin Trude Schuhmacher-Jansen. Diesmal zusätzlich motiviert durch die faszinierenden, teils auch irritierenden Rundbilder und Stelen, die ja ausführlich in der Laudatio der Kunsthistorikerin Susanne Hinsching behandelt worden waren, die dazu ausführte: „ Trude Schuhmacher-Jansen stellt demzufolge kinetische Rundbilder aus, die sich dadurch „bewegen“ bzw. verändern, dass der Betrachter vor den Rundbildern auf und ab geht und sein Blickfeld verändert. Die verschieden überlagerten Strukturen werden durch Bewegungsaktivität umgewandelt und rufen so eine Steigerung der Irritation im Auge des Betrachters hervor. Interessant ist, dass auch die Geschwindigkeit der Betrachtung eine Rolle bei der Wahrnehmungsveränderung spielt.“ Hinsching verband das mit der Anregung: „Sie sollten das gleich einmal ausprobieren.“

Ich sondierte also in der Galerie und versuchte der Anregung der Kunsthistorikerin zu folgen, was mir allerdings nur teilweise gelang, scheinbar wegen meiner reduzierten Sehfähigkeit auf ein Auge. Umso mehr bin ich auf Erklärungen – in diesem Falle der Laudatio – und Hinweise angewiesen, an denen ich mich orientieren kann. Und Hinsching hatte anschaulich erklärt und darauf hingewiesen, dass „der Betrachter aktiv in den Prozess des neuen Sehens und Entdeckens einbezogen wird. Denn durch die Veränderung des Blickwinkels ergeben sich immer neue und spannende Durchdringungen, Vernetzungen und Schichtungen.

Die gezeigten Rundbilder können im übrigen auch aufgehängt werden und drehen sich dann um sich selbst. Das zu einer Steigerung der visuellen Reize führt.

Eine besonderes Merkmal der Malerei von Trude Schuhmacher-Jansen sind die Kreiselemente, die leicht schwebend bzw. schwingend wirken. Faszinierend an ihren Werken ist, dass sie einen naturgewollten Rhythmus folgen.

Der Kreis, so führte Hinsching weiter aus, als unendliche Linie ist das Symbol der Unendlichkeit, doch auch der Zeitlichkeit. Die Kreisbewegungen in den Arbeiten von Schuhmann-Jansen wirken wie eine polare Erscheinung, wie das Zusammenspiel zweier Gegenkräfte, die sich nicht ausschließen, sondern ergänzen, die sich gegenseitig nicht hemmen, sondern fördern und steigern.

Trude Schuhnacher -Jansen nutzt Licht und Bewegung als gestalterische Merkmale und bringt damit das Kunstwerk zur Geltung.

Die Ausstrahlung von Dynamik und Lebenskraft ist es, was den Betrachter so fasziniert. Vieles in ihrer Kunst wirkt wie ein natürliches Spiel oder wie eine Körperbewegung.

Als Malgrund verwendet die Künstlerin einerseits Würfel, Quader, Prisma, Hohl- und Voll-Zylinder und übereinander geschichtete ebene Flächen aus hochglanzpoliertem Farblinien in gereihten oder geballten stroboskopischen Anordnungen. Dabei setzt sie Spiegeleffekte und Glanz zur Erzeugung von realer Bewegung ein.

Die bunten Farbgewebe ihrer Oberflächen gestaltet sie durch geometrische Körper, oftmals hoch aufragend oder querliegend . Die letztendliche Wirkung wird dann auch durch die körperliche Form als durch die Gestaltung erzeugt.

Ihre Farben spielen in verschiedenen Tonnuancen , von Hell zu Dunkel. Schatten, Spiegelungen und Glanzlichter steigern das ästhetische Erlebnis und verbinden das Farbspiel mit dem lebendigen Raum. Das von höchster Klarheit und Ebenheit ausgezeichnete Material spielt bei der Wirkung eine nicht unbedeutende Rolle. In dem Maße, wie sich der Betrachter auf die Werke einlässt, entwickelt sie mit ihm eine Zwiesprache. Er verbleibt nicht als passiv aufnehmender Betrachter, sondern wird selber aktiv und fühlt sich zum Umschreiten der Plastiken, der „Rundbilder“ animiert.

Die Laudatorin zitierte in diesem Zusammenhang den Konstruktivisten Rolf Lussem, selbst Künstler, der zu Schuhmacher-Jansen schrieb: „Trude führt uns mit ihren dreidimensionalen Bildwerken zu neuen Wahrnehmungen einer Gestaltung.“
Das Spektrum der Farben erstreckt sich hauptsächlich von Grün, Blau, Gelb, Violett über orange bis zu sowohl kraftvollen, als auch zarten Rottönen. Mit feinen Federn und Pinseln wird eine eigens entwickelte, witterungsbeständige Farbe aufgetragen, die rasch trocknet und deshalb kaum Korrekturen erlaubt. Ein äußerst schwieriger Arbeitsprozess.

Ein wichtiger Faktor für die Entstehung variierender Farbszenarien ist außerdem die Dynamik des Lichtes: Lichtquelle , Lichteinfall und Intensität. Ein energetisches und kinetisches Wechselspiel wird in räumlicher und zeitlicher Dimension erlebbar.

Die organischen Strukturen im Untergrund bilden zu den geometrischen Objekten einen Kontrast, den die Künstlerin - als eine Neuschöpfung der in der Natur vorhandenen Elemente – sichtbar machen möchte. Insgesamt erreicht sie mit den dargestellten, bemalten Objekten eine magische Wirkung.

Ungewöhnlich und auffallend zugleich ist die Schichtungstechnik der kolorierten Malgründe aus Acrylglas. Manchmal befindet sich eine weiß getünchte Leinwand, manchmal ein Spiegel hinter dem Malgrund. Öfters liegt hinter einer polychromierten Glasfläche ein zweiter, manchmal sogar ein dritter Farbträger. Mit dieser Technik der Überlagerungen soll der Bildraum zur Tiefe hin geöffnet werden.

Dadurch entsteht bei der Betrachtung der Exponate unwillkürlich der Eindruck, als durchzögen Nervenbahnen die Bildfläche. In ihren zarten, farbigen Nervensträngen scheinen sie mittels elektrischer Impulse verschlüsselte Botschaften von einem Zentrum zum Anderen zu transportieren.

Unweigerlich fühlt man sich an das filigrane, weit verzweigte Nervensystem des Menschen erinnert. Trude Schuhmacher-Jansen erreicht das Ziel, das sie sich selbst gesetzt hat: Raumwirkung im flächigen Bild. Honore de Balzac schrieb einst: Kunst ist konzentrierte Natur.
Diese konzentrierte Natur können sie gleich auch in den faszinierenden Werken von Trude Schuhmacher-Jansen wiederfinden.


Es ist eine mühsame Angelegenheit, einen Mitschnitt Satz für Satz in einen geschriebenen Text zu wandeln. Der Vorteil allerdings: man erfasst den Sinn des Gesagten während der Umsetzung viel tiefer und intensiver. Und dadurch wirkt diese einzigartige Kunst der Trude Schuhmacher-Jansen, die in den Exponaten dieser Ausstellung zu sehen ist, nicht nur visuell, sondern auch emotional sehr viel tiefer und unmittelbarer. Der Umgang damit wird zum Erlebnis. Die nüchterne Betrachtungsweise: Alle Exponate haben ihren Preis und können käuflich erworben werden.

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