Heute besuchte ich also, wie stets nach
einer Vernissage in der Galerie der Kreissparkasse Nordhausen, erneut
die Ausstellung „konstruktiv und bewegt“ der Künstlerin Trude
Schuhmacher-Jansen. Diesmal zusätzlich motiviert durch die
faszinierenden, teils auch irritierenden Rundbilder und Stelen, die
ja ausführlich in der Laudatio der Kunsthistorikerin Susanne
Hinsching behandelt worden waren, die dazu ausführte: „ Trude
Schuhmacher-Jansen stellt demzufolge kinetische Rundbilder aus, die
sich dadurch „bewegen“ bzw. verändern, dass der Betrachter vor
den Rundbildern auf und ab geht und sein Blickfeld verändert. Die
verschieden überlagerten Strukturen werden durch Bewegungsaktivität
umgewandelt und rufen so eine Steigerung der Irritation im Auge des
Betrachters hervor. Interessant ist, dass auch die Geschwindigkeit
der Betrachtung eine Rolle bei der Wahrnehmungsveränderung spielt.“
Hinsching verband das mit der Anregung: „Sie sollten das gleich
einmal ausprobieren.“
Ich sondierte also in der Galerie und
versuchte der Anregung der Kunsthistorikerin zu folgen, was mir
allerdings nur teilweise gelang, scheinbar wegen meiner reduzierten
Sehfähigkeit auf ein Auge. Umso mehr bin ich auf Erklärungen – in
diesem Falle der Laudatio – und Hinweise angewiesen, an denen ich
mich orientieren kann. Und Hinsching hatte anschaulich erklärt und
darauf hingewiesen, dass „der Betrachter aktiv in den Prozess des
neuen Sehens und Entdeckens einbezogen wird. Denn durch die
Veränderung des Blickwinkels ergeben sich immer neue und spannende
Durchdringungen, Vernetzungen und Schichtungen.
Die gezeigten Rundbilder können im
übrigen auch aufgehängt werden und drehen sich dann um sich selbst.
Das zu einer Steigerung der visuellen Reize führt.
Eine besonderes Merkmal der Malerei von
Trude Schuhmacher-Jansen sind die Kreiselemente, die leicht schwebend
bzw. schwingend wirken. Faszinierend an ihren Werken ist, dass sie
einen naturgewollten Rhythmus folgen.
Der Kreis, so führte Hinsching weiter
aus, als unendliche Linie ist das Symbol der Unendlichkeit, doch auch
der Zeitlichkeit. Die Kreisbewegungen in den Arbeiten von
Schuhmann-Jansen wirken wie eine polare Erscheinung, wie das
Zusammenspiel zweier Gegenkräfte, die sich nicht ausschließen,
sondern ergänzen, die sich gegenseitig nicht hemmen, sondern fördern
und steigern.
Trude Schuhnacher -Jansen nutzt Licht
und Bewegung als gestalterische Merkmale und bringt damit das
Kunstwerk zur Geltung.
Die Ausstrahlung von Dynamik und
Lebenskraft ist es, was den Betrachter so fasziniert. Vieles in ihrer
Kunst wirkt wie ein natürliches Spiel oder wie eine
Körperbewegung.
Als Malgrund verwendet die Künstlerin
einerseits Würfel, Quader, Prisma, Hohl- und Voll-Zylinder und
übereinander geschichtete ebene Flächen aus hochglanzpoliertem
Farblinien in gereihten oder geballten stroboskopischen Anordnungen.
Dabei setzt sie Spiegeleffekte und Glanz zur Erzeugung von realer
Bewegung ein.
Die bunten Farbgewebe ihrer Oberflächen
gestaltet sie durch geometrische Körper, oftmals hoch aufragend
oder querliegend . Die letztendliche Wirkung wird dann auch durch
die körperliche Form als durch die Gestaltung erzeugt.
Ihre Farben spielen in verschiedenen
Tonnuancen , von Hell zu Dunkel. Schatten, Spiegelungen und
Glanzlichter steigern das ästhetische Erlebnis und verbinden das
Farbspiel mit dem lebendigen Raum. Das von höchster Klarheit und
Ebenheit ausgezeichnete Material spielt bei der Wirkung eine nicht
unbedeutende Rolle. In dem Maße, wie sich der Betrachter auf die
Werke einlässt, entwickelt sie mit ihm eine Zwiesprache. Er
verbleibt nicht als passiv aufnehmender Betrachter, sondern wird
selber aktiv und fühlt sich zum Umschreiten der Plastiken, der
„Rundbilder“ animiert.
Die Laudatorin zitierte in diesem
Zusammenhang den Konstruktivisten Rolf Lussem, selbst Künstler, der
zu Schuhmacher-Jansen schrieb: „Trude führt uns mit ihren
dreidimensionalen Bildwerken zu neuen Wahrnehmungen einer
Gestaltung.“
Das Spektrum der Farben erstreckt sich
hauptsächlich von Grün, Blau, Gelb, Violett über orange bis zu
sowohl kraftvollen, als auch zarten Rottönen. Mit feinen Federn und
Pinseln wird eine eigens entwickelte, witterungsbeständige Farbe
aufgetragen, die rasch trocknet und deshalb kaum Korrekturen erlaubt.
Ein äußerst schwieriger Arbeitsprozess.
Ein wichtiger Faktor für die
Entstehung variierender Farbszenarien ist außerdem die Dynamik des
Lichtes: Lichtquelle , Lichteinfall und Intensität. Ein
energetisches und kinetisches Wechselspiel wird in räumlicher und
zeitlicher Dimension erlebbar.
Die organischen Strukturen im
Untergrund bilden zu den geometrischen Objekten einen Kontrast, den
die Künstlerin - als eine Neuschöpfung der in der Natur
vorhandenen Elemente – sichtbar machen möchte. Insgesamt erreicht
sie mit den dargestellten, bemalten Objekten eine magische Wirkung.
Ungewöhnlich und auffallend zugleich
ist die Schichtungstechnik der kolorierten Malgründe aus Acrylglas.
Manchmal befindet sich eine weiß getünchte Leinwand, manchmal ein
Spiegel hinter dem Malgrund. Öfters liegt hinter einer
polychromierten Glasfläche ein zweiter, manchmal sogar ein dritter
Farbträger. Mit dieser Technik der Überlagerungen soll der Bildraum
zur Tiefe hin geöffnet werden.
Dadurch entsteht bei der Betrachtung
der Exponate unwillkürlich der Eindruck, als durchzögen
Nervenbahnen die Bildfläche. In ihren zarten, farbigen
Nervensträngen scheinen sie mittels elektrischer Impulse
verschlüsselte Botschaften von einem Zentrum zum Anderen zu
transportieren.
Unweigerlich fühlt man sich an das
filigrane, weit verzweigte Nervensystem des Menschen erinnert. Trude
Schuhmacher-Jansen erreicht das Ziel, das sie sich selbst gesetzt
hat: Raumwirkung im flächigen Bild. Honore de Balzac schrieb einst:
Kunst ist konzentrierte Natur.“
Diese konzentrierte
Natur können sie gleich auch in den faszinierenden Werken von Trude
Schuhmacher-Jansen wiederfinden.
Es ist eine mühsame
Angelegenheit, einen Mitschnitt Satz für Satz in einen geschriebenen
Text zu wandeln. Der Vorteil allerdings: man erfasst den Sinn des
Gesagten während der Umsetzung viel tiefer und intensiver. Und
dadurch wirkt diese einzigartige Kunst der Trude Schuhmacher-Jansen,
die in den Exponaten dieser Ausstellung zu sehen ist, nicht nur
visuell, sondern auch emotional sehr viel tiefer und unmittelbarer.
Der Umgang damit wird zum Erlebnis. Die nüchterne Betrachtungsweise:
Alle Exponate haben ihren Preis und können käuflich erworben
werden.
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