Im Dezember vergangenen Jahres konnte
man in der „Nordhäuser Allgemeine“ (NA) unter anderen in einem
Leserbrief des allseits bekannten Nordhäuser Natur- und
Umweltschützers Bodo Schwarzberg Kritik an einem Teil des
Karstwanderweges lesen, nämlich zwischen Hörningen und Gudersleben.
Dort soll der zertifizierte Wanderweg durch die Lagerung größerer
Mengen Stammholz über einige hundert Meter unpassierbar geworden
sein. Schwarzberg erklärte damals, was einen zertifizierten
Wanderweg ausmacht und inwieweit Beeinträchtigungen in seiner
Beschaffen- und Begehbarkeit stattfinden können, ohne dass die
formale Qualität dieses Weges leidet. Und die kritisierte
Beeinträchtigung zur damaligen Zeit sei nach Meinung Schwarzbergs so
gravierend gewesen, dass er eine anstehende Prolongierung der
Qualifizierung in Zweifel zog.
Am 22. Mai erschien in der NA ein
weiterer Leserbrief Schwarzbergs zum gleichen Thema. In dem er
feststellt und beklagt, dass sich an den Beeinträchtigungen nichts
geändert hat, sie bestünden fort. Und er resümiert (Auszug):
„Gerade der Tourismusverband, der den Karstwanderweg bei jeder
Gelegenheit als Aushängeschild lobt, sollte sich fragen lassen, ob
dies nicht nur wohlklingende Sprechblasen sind. Natürlich könnte
man darüber streiten, ob der zugelegte Abschnitt des
Karstwanderweges 300 oder nur 200 Meter lang ist. In jedem Fall aber
ist die offensichtliche Untätigkeit Verantwortlicher und
Schönwetterredner ein Desaster für diesen so wichtigen Weg.“
(Ende des Auszugs)
Einer Mitteilung des Fördervereins
Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. (erschienen auch in der
NA am 30.05.) ist nun zu entnehmen, dass der
Verein gerade mal zwei
Tage nach dem Leserbrief Schwarbergs - nämlich am 24. Mai - in
seiner Vorstandssitzung im Hofcafé Müller, Bartolfelde, die
Schautafel zur Wasserscheide Weser-Elbe erhielt. Dazu hieß es, dass
diese Gegenstand des Naturpark-Wettbewerbs 2014 war, vom
Regionalverband Harz e.V. ausgelobt. Themenwege in der Harzregion war
das Wettbewerbsziel und die Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg
Südharz erzielte mit dem qualitätszertifizierten, 254 km messenden
Karstwanderweg den 1. Preis. Ein schöner Sachwert in Gestalt einer
Erläuterungstafel mit Präsentationsrahmen, war in der NA zu lesen.
Eine unmittelbare Antwort auf die Kritik Schwarzbergs!?
Mitnichten, denn Schwarzberg kündigte
doch in seinem Leserbrief vom 22. Mai sogar an (Zitat): „Ich
persönlich werde gerade deswegen demnächst einen Antrag bei
der
zuständigen Zertifizierungsstelle Qualitätswanderweg zur
Überprüfung des Zertifikats "Qualitätsweg Wanderbares
Deutschland" stellen. Vielleicht wachen ja einige
Verantwortliche in unserer Region auf, wenn die Zertifizierung und
damit der Ruf des sanften Tourismus in unserer Region auf dem
Prüfstand stehen.“(Ende des Zitats)
Meiner Auffassung besteht hier ein
Widerspruch, der zu einer Groteske werden würde, wenn Schwarzberg
sein Vorhaben wahr macht und eine folgende Überprüfung ergeben
würde, dass die Kritik berechtigt ist. Umso mehr, als ja der
Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg im April auch der Naturparkpreis
2014 verliehen wurde. Der weitere Verlauf bleibt deshalb abzuwarten.
Nun ist das alles meines Erachtens mehr
eine theoretische, formale Sichtweise und mag besondere
Bedeutung für
die Tourismuswerbung haben. Und der von Schwarzberg kritisierte
Abschnitt ist gerade mal 200 oder 300 Meter, was bei einer
Gesamtlänge des Karstwanderweges von 254 km natürlich verschwindend
wenig ist. Wie aber sieht das praktisch aus?
Der Karstwanderweg durchzieht auf einer
Länge von etwa 53 Kilometern den Landkreis Nordhausen. Ich kenne
davon etwa zehn Kilometer, von der oberen Grasmühle bis Krimderode,
also östlich der B4. Ich kenne also auch nicht den von Schwarzberg
kritisierten Abschnitt. Seine Kritik, die ich für absolut
authentisch halte, wird mich aber bewusst davon abhalten, jenen Teil
kennenzulernen.
Und wenn ich vorhin bemerkte, dass die
200 oder 300 Meter der Unwegsamkeit doch verschwindend wenig sind,
war ich eigentlich nach dem ersten Leserbrief
Schwarzbergs zunächst
der Meinung, ich könne oder müsse aus den mir bekannten Teil noch
einige Abschnitte als problematisch hinzufügen. Gerade aber die
Kriterien, die Schwarzberg darin aufzeigte, treffen auf keine
„meiner“ problematischen Abschnitte zu. Dort nämlich heißt es
(Auszug): „Befremden tut die gegenwärtige Situation aus mehreren
Gründen:
Der besagte Abschnitt des Wanderweges
befindet sich im Naturschutzgebiet Sattelköpfe: § 12 des Thüringer
Naturschutzgesetzes sagt eindeutig im Absatz 2: "Alle
Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder
Veränderung
des Naturschutzgebietes oder seiner Bestandteile oder zu einer
erheblichen oder nachhaltigen Störung führen können, sind nach
Maßgabe näherer Bestimmungen in der nach Absatz 1 zu erlassenden
Rechtsverordnung verboten." (Ende des Auszugs).
Und deshalb kann ich Beispiele dieser
Abschnitte zwar bildlich anbieten, als Beiträge zur „Problematik
Karstwanderweg“ aber sind sie dann wohl doch nicht geeignet. Zumal
ja schon André Richter vom Tourismusverein im November vergangenen
Jahres gegenüber der NA (2.Nov.) feststellte (Auszug): „Die Wege
seien eben für die Waldbewirtschaftung angelegt, nicht für
Wanderer. Entsprechend müsse man mit vorübergehend zerfahrenen
Wegen leben.“ (Ende des Auszugs). Was man unter „vorübergehend“
zu verstehen hat, ist natürlich beliebig dehnbar, wie ich bei meinen
Wanderungen feststelle. Und wenn ich mir also die Auszeichnungen
vergegenwärtige, die die
Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg allein
in den letzten Monaten erhielt, scheint der „vorübergehend
zerfahrene“ Zustand einzelner Abschnitte dieses Wege nahezu
dauerhaft zu sein, hingenommen zu werden und eben normal zu sein. Und
vielleicht ebenso der Zustand zwischen Hörningen und Gudersleben,
von dem Schwarzberg am 22.Mai feststellt (Auszug): „Nach wie vor
lagert das Holz auf dem Weg. Wer aus Richtung Woffleben kommend, den
Qualitätsweg benutzt, erfährt zudem weder etwas über die zu
erwartenden Beschwerlichkeiten, noch wird er auf eine eventuell
mögliche
Umgehung des zugelagerten Wegabschnitts hingewiesen.“
(Ende des Auszugs). Also trotz derartigem Zustands weiter
Auszeichnungen für die Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg?
Zu den Bildern: Sie gehören zum
Abschnitt durch das Harzfelder Holz. Ich sehe ihn unter dem Motto:
„Es ist nicht alles schlecht, was (vielleicht) einmal gut war.“
Ein Erlebnis- oder Abenteuerweg halt.
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