Sonntag, 1. Juni 2014

Karstwanderweg: Als Antwort überzeugend?

Im Dezember vergangenen Jahres konnte man in der „Nordhäuser Allgemeine“ (NA) unter anderen in einem Leserbrief des allseits bekannten Nordhäuser Natur- und Umweltschützers Bodo Schwarzberg Kritik an einem Teil des Karstwanderweges lesen, nämlich zwischen Hörningen und Gudersleben. Dort soll der zertifizierte Wanderweg durch die Lagerung größerer Mengen Stammholz über einige hundert Meter unpassierbar geworden sein. Schwarzberg erklärte damals, was einen zertifizierten Wanderweg ausmacht und inwieweit Beeinträchtigungen in seiner Beschaffen- und Begehbarkeit stattfinden können, ohne dass die formale Qualität dieses Weges leidet. Und die kritisierte Beeinträchtigung zur damaligen Zeit sei nach Meinung Schwarzbergs so gravierend gewesen, dass er eine anstehende Prolongierung der Qualifizierung in Zweifel zog.

Am 22. Mai erschien in der NA ein weiterer Leserbrief Schwarzbergs zum gleichen Thema. In dem er feststellt und beklagt, dass sich an den Beeinträchtigungen nichts geändert hat, sie bestünden fort. Und er resümiert (Auszug): „Gerade der Tourismusverband, der den Karstwanderweg bei jeder Gelegenheit als Aushängeschild lobt, sollte sich fragen lassen, ob dies nicht nur wohlklingende Sprechblasen sind. Natürlich könnte man darüber streiten, ob der zugelegte Abschnitt des Karstwanderweges 300 oder nur 200 Meter lang ist. In jedem Fall aber ist die offensichtliche Untätigkeit Verantwortlicher und Schönwetterredner ein Desaster für diesen so wichtigen Weg.“ (Ende des Auszugs)

Einer Mitteilung des Fördervereins Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. (erschienen auch in der NA am 30.05.) ist nun zu entnehmen, dass der
Verein gerade mal zwei Tage nach dem Leserbrief Schwarbergs - nämlich am 24. Mai - in seiner Vorstandssitzung im Hofcafé Müller, Bartolfelde, die Schautafel zur Wasserscheide Weser-Elbe erhielt. Dazu hieß es, dass diese Gegenstand des Naturpark-Wettbewerbs 2014 war, vom Regionalverband Harz e.V. ausgelobt. Themenwege in der Harzregion war das Wettbewerbsziel und die Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg Südharz erzielte mit dem qualitätszertifizierten, 254 km messenden Karstwanderweg den 1. Preis. Ein schöner Sachwert in Gestalt einer Erläuterungstafel mit Präsentationsrahmen, war in der NA zu lesen. Eine unmittelbare Antwort auf die Kritik Schwarzbergs!?

Mitnichten, denn Schwarzberg kündigte doch in seinem Leserbrief vom 22. Mai sogar an (Zitat): „Ich persönlich werde gerade deswegen demnächst einen Antrag bei
der zuständigen Zertifizierungsstelle Qualitätswanderweg zur Überprüfung des Zertifikats "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland" stellen. Vielleicht wachen ja einige Verantwortliche in unserer Region auf, wenn die Zertifizierung und damit der Ruf des sanften Tourismus in unserer Region auf dem Prüfstand stehen.“(Ende des Zitats)

Meiner Auffassung besteht hier ein Widerspruch, der zu einer Groteske werden würde, wenn Schwarzberg sein Vorhaben wahr macht und eine folgende Überprüfung ergeben würde, dass die Kritik berechtigt ist. Umso mehr, als ja der Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg im April auch der Naturparkpreis 2014 verliehen wurde. Der weitere Verlauf bleibt deshalb abzuwarten.

Nun ist das alles meines Erachtens mehr eine theoretische, formale Sichtweise und mag besondere
Bedeutung für die Tourismuswerbung haben. Und der von Schwarzberg kritisierte Abschnitt ist gerade mal 200 oder 300 Meter, was bei einer Gesamtlänge des Karstwanderweges von 254 km natürlich verschwindend wenig ist. Wie aber sieht das praktisch aus?

Der Karstwanderweg durchzieht auf einer Länge von etwa 53 Kilometern den Landkreis Nordhausen. Ich kenne davon etwa zehn Kilometer, von der oberen Grasmühle bis Krimderode, also östlich der B4. Ich kenne also auch nicht den von Schwarzberg kritisierten Abschnitt. Seine Kritik, die ich für absolut authentisch halte, wird mich aber bewusst davon abhalten, jenen Teil kennenzulernen.

Und wenn ich vorhin bemerkte, dass die 200 oder 300 Meter der Unwegsamkeit doch verschwindend wenig sind, war ich eigentlich nach dem ersten Leserbrief
Schwarzbergs zunächst der Meinung, ich könne oder müsse aus den mir bekannten Teil noch einige Abschnitte als problematisch hinzufügen. Gerade aber die Kriterien, die Schwarzberg darin aufzeigte, treffen auf keine „meiner“ problematischen Abschnitte zu. Dort nämlich heißt es (Auszug): „Befremden tut die gegenwärtige Situation aus mehreren Gründen:
Der besagte Abschnitt des Wanderweges befindet sich im Naturschutzgebiet Sattelköpfe: § 12 des Thüringer Naturschutzgesetzes sagt eindeutig im Absatz 2: "Alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder
Veränderung des Naturschutzgebietes oder seiner Bestandteile oder zu einer erheblichen oder nachhaltigen Störung führen können, sind nach Maßgabe näherer Bestimmungen in der nach Absatz 1 zu erlassenden Rechtsverordnung verboten." (Ende des Auszugs).
Und deshalb kann ich Beispiele dieser Abschnitte zwar bildlich anbieten, als Beiträge zur „Problematik Karstwanderweg“ aber sind sie dann wohl doch nicht geeignet. Zumal ja schon André Richter vom Tourismusverein im November vergangenen Jahres gegenüber der NA (2.Nov.) feststellte (Auszug): „Die Wege seien eben für die Waldbewirtschaftung angelegt, nicht für Wanderer. Entsprechend müsse man mit vorübergehend zerfahrenen Wegen leben.“ (Ende des Auszugs). Was man unter „vorübergehend“ zu verstehen hat, ist natürlich beliebig dehnbar, wie ich bei meinen Wanderungen feststelle. Und wenn ich mir also die Auszeichnungen vergegenwärtige, die die
Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg allein in den letzten Monaten erhielt, scheint der „vorübergehend zerfahrene“ Zustand einzelner Abschnitte dieses Wege nahezu dauerhaft zu sein, hingenommen zu werden und eben normal zu sein. Und vielleicht ebenso der Zustand zwischen Hörningen und Gudersleben, von dem Schwarzberg am 22.Mai feststellt (Auszug): „Nach wie vor lagert das Holz auf dem Weg. Wer aus Richtung Woffleben kommend, den Qualitätsweg benutzt, erfährt zudem weder etwas über die zu erwartenden Beschwerlichkeiten, noch wird er auf eine eventuell mögliche
Umgehung des zugelagerten Wegabschnitts hingewiesen.“ (Ende des Auszugs). Also trotz derartigem Zustands weiter Auszeichnungen für die Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg?



Zu den Bildern: Sie gehören zum Abschnitt durch das Harzfelder Holz. Ich sehe ihn unter dem Motto: „Es ist nicht alles schlecht, was (vielleicht) einmal gut war.“ Ein Erlebnis- oder Abenteuerweg halt.

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