Dienstag, 4. März 2014

Nichts gelernt aus der Geschichte?

Die Ukraine ist weit weg und die Verläufe der Faschings- oder Karnevalzeit zeigen, dass man hierzulande wohl höchstens am Rande von der Entwicklung in der Ukraine und seinen verschiedenen Landesteilen Kenntnis nimmt. Oder sich – siehe Festwägen bei den Umzügen – auf humoristische Weise damit beschäftigt. Wenn ich mich hier auf meine Weise damit beschäftige dann eigentlich nur deshalb, weil ich heute im Internet der „Thüringer Allgemeine“ auf eine Stellungnahme und ein Interview mit Manfred Grund, dem hiesigen CDU-Abgeordneten im Bundestag stieß, der ja u.a. auch kompetenter Außenpolitiker ist. Und der als solcher die ukrainische Übergangsregierung und die Strategie Europas und der USA kritisiert. Russland sei "provoziert" worden, sagte das Mitglied des Auswärtigen Ausschusses gegenüber der TA. Und das klingt doch etwas differenzierter, als man bisher aus den Medien entnehmen konnte.

Und es erinnert mich doch sehr an Vorgänge im Jahr 1937/38, als schließlich nach vergeblichen politischen Bemühungen deutsche Truppen im Sudentenland einmarschierten und es auf die Bitten des damaligen SDP-Vorsitzenden Konrad Henlein „befreiten“. Das mit Bildung eines Protektorates Böhmen und Mähren ein vorläufiges, kurzzeitiges Ende fand Als junger Mensch erlebte ich das Geschehen unmittelbar mit. Und die Begeisterung, mit der die deutsche Bevölkerung die einmarschierenden Truppen begrüßte. Auch damals gab es zuvor intensive politische Bemühungen – vor allem zwischen England und Deutschland – die die Besetzung des Sudentenlandes nicht verhindern konnten. Dass sich daraus der 2. Weltkrieg entwickelte, soll hier nicht weiter erwähnt werden, so weit wird es in heutiger Zeit in der Ukraine sicher nicht kommen. Schlimm genug aber, dass die Entwicklung in der Ukraine derartige Ängste weckt.

Im übrigen hat Manfred Grund wohl Recht, wenn er meint, dass Kiew und der Maidan nicht gleichbedeutend mit der Ukraine ist. Der im übrigen wohl inzwischen seine ursächliche und dominierende Bedeutung für die weitere Entwicklung in der Ukraine verloren hat.


Für problematisch halte ich allerdings die Rolle des Vitali Klitschko, dem ehemaligen Boxweltmeister, und einen der Anführer der Demonstranten auf dem Maidan. Weil ich der Meinung bin, dass sein Ruf und seine Popularität im Westen ihn davor bewahrte, schon zu Beginn der Demonstrationen verhaftet zu werden. Und stattdessen als Gesprächspartner vom vormaligen Präsidenten der Ukraine, Viktor Janukowitsch, akzeptiert wurde. Seine Verhaftung hätte zwar große Empörung im Westen hervorgerufen, mehr aber sicher auch nicht. Russland im Rücken – und nicht im Nacken – wäre es vermutlich das Ende der Demonstrationen in Kiew gewesen. Das aber sind Spekulationen, die nichts bringen. Interessant aber finde ich die Warnung Frank-Walter Steinmeiers an die damalige Führung, dass nämlich die Lage in dem Land ohne eine sehr schnelle Umsetzung der Versprechen an die Opposition explodieren werde: "Wenn am Pulverfass die Lunte schon glimmt, ist es hoch gefährlich, auf Zeit zu spielen", meinte er im Februar. Sie trifft derzeit – an die Übergangsregierung und den Westen gerichtet – wohl noch mehr zu.

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