Die Ukraine ist weit weg und die
Verläufe der Faschings- oder Karnevalzeit zeigen, dass man
hierzulande wohl höchstens am Rande von der Entwicklung in der
Ukraine und seinen verschiedenen Landesteilen Kenntnis nimmt. Oder
sich – siehe Festwägen bei den Umzügen – auf humoristische
Weise damit beschäftigt. Wenn ich mich hier auf meine Weise damit
beschäftige dann eigentlich nur deshalb, weil ich heute im Internet
der „Thüringer Allgemeine“ auf eine Stellungnahme und ein
Interview mit Manfred Grund, dem hiesigen CDU-Abgeordneten im
Bundestag stieß, der ja u.a. auch kompetenter Außenpolitiker ist.
Und der als solcher die ukrainische Übergangsregierung und die
Strategie Europas und der USA kritisiert. Russland sei "provoziert"
worden, sagte das Mitglied des Auswärtigen Ausschusses gegenüber
der TA. Und das klingt doch etwas differenzierter, als man bisher aus
den Medien entnehmen konnte.
Und es erinnert mich doch sehr an
Vorgänge im Jahr 1937/38, als schließlich nach vergeblichen
politischen Bemühungen deutsche Truppen im Sudentenland
einmarschierten und es auf die Bitten des damaligen SDP-Vorsitzenden
Konrad Henlein „befreiten“. Das mit Bildung eines Protektorates
Böhmen und Mähren ein vorläufiges, kurzzeitiges Ende fand Als
junger Mensch erlebte ich das Geschehen unmittelbar mit. Und die
Begeisterung, mit der die deutsche Bevölkerung die einmarschierenden
Truppen begrüßte. Auch damals gab es zuvor intensive politische
Bemühungen – vor allem zwischen England und Deutschland – die
die Besetzung des Sudentenlandes nicht verhindern konnten. Dass sich
daraus der 2. Weltkrieg entwickelte, soll hier nicht weiter erwähnt
werden, so weit wird es in heutiger Zeit in der Ukraine sicher nicht
kommen. Schlimm genug aber, dass die Entwicklung in der Ukraine
derartige Ängste weckt.
Im übrigen hat Manfred Grund wohl
Recht, wenn er meint, dass Kiew und der Maidan nicht gleichbedeutend
mit der Ukraine ist. Der im übrigen wohl inzwischen seine
ursächliche und dominierende Bedeutung für die weitere Entwicklung
in der Ukraine verloren hat.
Für problematisch halte ich allerdings
die Rolle des Vitali Klitschko, dem ehemaligen Boxweltmeister, und
einen der Anführer der Demonstranten auf dem Maidan. Weil ich der
Meinung bin, dass sein Ruf und seine Popularität im Westen ihn davor
bewahrte, schon zu Beginn der Demonstrationen verhaftet zu werden.
Und stattdessen als Gesprächspartner vom vormaligen Präsidenten der
Ukraine, Viktor
Janukowitsch, akzeptiert wurde. Seine Verhaftung hätte zwar große
Empörung im Westen hervorgerufen, mehr aber sicher auch nicht.
Russland im Rücken – und nicht im Nacken – wäre es vermutlich
das Ende der Demonstrationen in Kiew gewesen. Das aber sind
Spekulationen, die nichts bringen. Interessant aber finde ich die
Warnung Frank-Walter Steinmeiers an die damalige Führung, dass
nämlich die Lage in dem Land ohne eine sehr schnelle Umsetzung der
Versprechen an die Opposition explodieren werde: "Wenn am
Pulverfass die Lunte schon glimmt, ist es hoch gefährlich, auf Zeit
zu spielen", meinte er im Februar. Sie trifft derzeit – an die
Übergangsregierung und den Westen gerichtet – wohl noch mehr zu.
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