Mit zwei künstlerischen Ausstellungen,
die ich seit vergangenen Samstag (im Kunsthaus Meyenburg und in der
Galerie der Kreissparkasse) besuchte, wollte ich mich in diesen Tagen
noch ausführlicher beschäftigen. Dafür allerdings kam die Warnung
in einem Wochenrückblick bei „Meedia“ zu spät (Auszug): „Der
Genuss von zuviel Uli-Hoeneß-Sondersendungen und
Hoeneß-Würstl-Galerien kann zu akutem Nachrichten-Sodbrennen
führen.“ (Ende des Auszugs) Mein Sodbrennen rührte zwar weniger
von den Sondersendungen her, wohl aber von den Berichten der Medien
über die ganze Woche zu dieser Poblematik. Und den dabei angebotenen
Beispielen von Bürgerkommentatoren bei Facebook und Twitter. Und
wäre ich bei diesen Kanälen Mitglied, wären die Auswirkungen
vermutlich weit über einfaches „Nachrichten-Sodbrennen“
hinausgegangen.
Eigentlich habe ich erst angesichts
dieser „Tsunami-Nachrichtenwellen“ versucht, eine Vorstellung
über den heute zurückgetretenen Präsidenten des FC Bayern und
seiner Bedeutung für das deutsche Volk zu bekommen. Denn wenn sich
sogar die Bundeskanzlerin und der Bayerische Ministerpräsident zu
den Konsequenzen äußert, die Uli Hoeneß nun nach seiner
Verurteilung zog, muss ja wohl seine Bedeutung weit über den
Fussballverein und seine Anhänger hinausgehen. Mich beschäftigte
Uli Hoeneß übrigens mehr in den siebziger Jahren als damaligen
Fussballspieler. Und das aus subjektiven Gründen (damals schwärmten
viele junge Frauen von ihm und meine Töchter machten da keine
Ausnahme).
Aber um auf meine vorige Bemerkung zu
kommen: ich erinnere mich nicht, dass es in der jüngeren Geschichte
einen Menschen gab, dessen „steuerliche Untat“ soviel Aufsehen
erregte und über den sich die öffentliche Meinung derart ergoss wie
über Uli Hoeneß. Was da alles an Häme, Spott und bösen Meinungen
geäußert wurden – und ich kenne ja, wie bemerkt, nur Beispiele -
lässt durchaus eine Einschätzung der bürgerlichen Mentaltität in
Deutschland zu. Und die ist – mit Verlaub gesagt – so
kleinkariert und beschissen, dass es mir graust. Dass die Medien
diese Meinungsäußerungen und Kommentare noch nach Kräften
anregten, und jetzt sogar eine Umfrage starteten, ob man das Urteil
als gerecht ansieht, ist schon deprimierend. Und dazu passt auch,
dass man jetzt eben im Rahmen von Sondersendungen, Kommentaren und
Betrachtungen über den Strafvollzug in bayerischen Haftanstalten
informiert, der Hoeneß erwartet, passt in dieses Genre. Immerhin
erfährt der Nutzer dieser Medien, wie es im bayerischen Strafvollzug
zugeht. Und dass man bei dieser Gelegenheit daran erinnert, dass ja
auch schon ein Adolf Hitler und die deutschen Kriegsverbrecher in
Landberg einsaßen, lässt schließen, wo man Ulli Hoeneß als
Strafgefangenen einordnet.
Für mich ist Uli Hoeneß einfach ein
Mann, der sich um den FC Bayern beispiellose Verdienste erworben hat,
ob als Fußballspieler oder als Präsident des Vereins. Und ich habe
Respekt vor seinem Geschick, Spekulationsgeschäfte zu machen, die
nicht weniger beispiellos gewesen sein dürften. Dass er die am
deutschen Fiskus vorbei machte, ist seine Tragik. Für die er jetzt
eben die Quittung erhielt. Den Äußerungen der Bundeskanzlerin und
des Bayerischen MP's zu den Konsequenzen, die Hoeneß nun zog, kann
ich mich nur anschließen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und
ich meine, alle Leute, die sich in herabwürdigender Weise zu Uli
Hoeneß äußerten, neiden ihm seine Verdienste und
Spekulationserfolge. (Man kennt das ja,) Und was die aktuelle
Versorgung der Journalisten betrifft, die das Haus des Uli Hoeneß
noch immer belagern, zeugt einerseits von der Sensationslüsternheit
der Journalisten, aber gleichermaßen auch davon, dass Hoeneß sein
Gleichgewicht nicht verloren hat. Und den Umgang mit den Vertretern
der Medien zu handhaben versteht. Ob die aber verstehen, was damit
ausgedrückt wird, wage ich zu bezweifeln. Und das lässt vermuten,
dass um den Steuersünder Ulli Hoeneß noch lange keine Normalität
eintreten wird. Ich dagegen muss wenigstens versuchen, in meiner
Denke wieder Normalität zu finden, es gibt so viel wichtigere oder
auch sonst interessierende Vorgänge in der Welt, die es wert sind,
sich über sie Gedanken zu machen.
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