Samstag, 15. März 2014

Hoeneß: Wann kehrt wieder Normalität ein?

Mit zwei künstlerischen Ausstellungen, die ich seit vergangenen Samstag (im Kunsthaus Meyenburg und in der Galerie der Kreissparkasse) besuchte, wollte ich mich in diesen Tagen noch ausführlicher beschäftigen. Dafür allerdings kam die Warnung in einem Wochenrückblick bei „Meedia“ zu spät (Auszug): „Der Genuss von zuviel Uli-Hoeneß-Sondersendungen und Hoeneß-Würstl-Galerien kann zu akutem Nachrichten-Sodbrennen führen.“ (Ende des Auszugs) Mein Sodbrennen rührte zwar weniger von den Sondersendungen her, wohl aber von den Berichten der Medien über die ganze Woche zu dieser Poblematik. Und den dabei angebotenen Beispielen von Bürgerkommentatoren bei Facebook und Twitter. Und wäre ich bei diesen Kanälen Mitglied, wären die Auswirkungen vermutlich weit über einfaches „Nachrichten-Sodbrennen“ hinausgegangen.

Eigentlich habe ich erst angesichts dieser „Tsunami-Nachrichtenwellen“ versucht, eine Vorstellung über den heute zurückgetretenen Präsidenten des FC Bayern und seiner Bedeutung für das deutsche Volk zu bekommen. Denn wenn sich sogar die Bundeskanzlerin und der Bayerische Ministerpräsident zu den Konsequenzen äußert, die Uli Hoeneß nun nach seiner Verurteilung zog, muss ja wohl seine Bedeutung weit über den Fussballverein und seine Anhänger hinausgehen. Mich beschäftigte Uli Hoeneß übrigens mehr in den siebziger Jahren als damaligen Fussballspieler. Und das aus subjektiven Gründen (damals schwärmten viele junge Frauen von ihm und meine Töchter machten da keine Ausnahme).

Aber um auf meine vorige Bemerkung zu kommen: ich erinnere mich nicht, dass es in der jüngeren Geschichte einen Menschen gab, dessen „steuerliche Untat“ soviel Aufsehen erregte und über den sich die öffentliche Meinung derart ergoss wie über Uli Hoeneß. Was da alles an Häme, Spott und bösen Meinungen geäußert wurden – und ich kenne ja, wie bemerkt, nur Beispiele - lässt durchaus eine Einschätzung der bürgerlichen Mentaltität in Deutschland zu. Und die ist – mit Verlaub gesagt – so kleinkariert und beschissen, dass es mir graust. Dass die Medien diese Meinungsäußerungen und Kommentare noch nach Kräften anregten, und jetzt sogar eine Umfrage starteten, ob man das Urteil als gerecht ansieht, ist schon deprimierend. Und dazu passt auch, dass man jetzt eben im Rahmen von Sondersendungen, Kommentaren und Betrachtungen über den Strafvollzug in bayerischen Haftanstalten informiert, der Hoeneß erwartet, passt in dieses Genre. Immerhin erfährt der Nutzer dieser Medien, wie es im bayerischen Strafvollzug zugeht. Und dass man bei dieser Gelegenheit daran erinnert, dass ja auch schon ein Adolf Hitler und die deutschen Kriegsverbrecher in Landberg einsaßen, lässt schließen, wo man Ulli Hoeneß als Strafgefangenen einordnet.


Für mich ist Uli Hoeneß einfach ein Mann, der sich um den FC Bayern beispiellose Verdienste erworben hat, ob als Fußballspieler oder als Präsident des Vereins. Und ich habe Respekt vor seinem Geschick, Spekulationsgeschäfte zu machen, die nicht weniger beispiellos gewesen sein dürften. Dass er die am deutschen Fiskus vorbei machte, ist seine Tragik. Für die er jetzt eben die Quittung erhielt. Den Äußerungen der Bundeskanzlerin und des Bayerischen MP's zu den Konsequenzen, die Hoeneß nun zog, kann ich mich nur anschließen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und ich meine, alle Leute, die sich in herabwürdigender Weise zu Uli Hoeneß äußerten, neiden ihm seine Verdienste und Spekulationserfolge. (Man kennt das ja,) Und was die aktuelle Versorgung der Journalisten betrifft, die das Haus des Uli Hoeneß noch immer belagern, zeugt einerseits von der Sensationslüsternheit der Journalisten, aber gleichermaßen auch davon, dass Hoeneß sein Gleichgewicht nicht verloren hat. Und den Umgang mit den Vertretern der Medien zu handhaben versteht. Ob die aber verstehen, was damit ausgedrückt wird, wage ich zu bezweifeln. Und das lässt vermuten, dass um den Steuersünder Ulli Hoeneß noch lange keine Normalität eintreten wird. Ich dagegen muss wenigstens versuchen, in meiner Denke wieder Normalität zu finden, es gibt so viel wichtigere oder auch sonst interessierende Vorgänge in der Welt, die es wert sind, sich über sie Gedanken zu machen.

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