Samstag, 29. März 2014

Meisterliches auf Nordhäuser Theaterbühne

Das Nordhäuser Theater hat mit dem Musical „Singin in the Rain“ einmal mehr gezeigt, dass es sein Publikum mit seinen Aufführungen zu begeistern vermag. Wo sind die Zeiten hin, in denen Inszenierungen auf dieser Bühne – gewollt oder ungewollt – die Zuschauer polarisierten? Man muss weit zurückdenken und manchmal wünschte ich mir, wieder einmal eine Aufführung zu erleben, die das Publikum nicht einhellig begeistert. Sondern dazu führt, ob und inwieweit es überhaupt (noch) kritikfähig ist.

„Singin in the Rain“ jedenfalls dürfte bislang zu den absoluten Höhepunkten in der jüngeren Geschichte der Inszenierungen am Nordhäuser Theater zählen, deren begeisterte Reaktionen des Publikums verdient waren. Und das betraf nicht nur die schauspielerischen Leistungen der Akteure samt ihrer „Aufmachungen“ und Kostüme, für die Elisabeth Stolze-Bley verantwortlich ist: es betraf ebenso das variable Bühnenbild, das „fliegend“ während und zwischen den Szenenabläufen verändert wurde (Kompliment an Wolfgang Kurima Rauschning),
ohne dass dies störend wirkte.

Abstriche, die ich in musikalischer und stimmlicher Hinsicht machen muss, sind dabei ausschließlich subjektiv begründet: die piepsige Stimme Lina Lamonts (Katharina Boschmann) mag gekonnt sein, auf Hörgeräte, auf die ich nun mal angewiesen bin, war sie einfach nur schrill, nahezu „hirntötend“ und wirkte sich nachhaltig aus. Doch allein schon ihre Gestiken und ihr mimisches Gebaren waren ausgezeichnet und ließen die Zusammenhänge erkennen. Die
Playback-Stimme Kathy Seldens (Femke Soetenga) wirkte dafür geradezu wohltuend (und -klingend). Was sie ja doch wirklich auch im Sinne des angestrebten Erfolgs für den Film „Der tanzende Kavalier“ in der Aufführung bewirken sollte.


Im Einführungstext heißt es recht sachlich und nüchtern, das Musical basiere auf dem MGM Film, in Übereinkunft mit Warner Bros.Theatre Ventures inc./Musikverlag: EMI (Originalchoreographie des Films von Gene
Kelly und Stanley Donen). Die Handlung spielt also in 1927 und verlief alles andere als nüchtern. Und beginnt mit dem Eintreffen und Empfang der Prominenten und Schönen auf dem roten Teppich zur Premierefeier, an ihrer Spitze sozusagen das Vorzeigepaar von Monumental Pictures, Don Lockwood (Gaines Hall) und Lina Lamont. Und damit beginnt gleichzeitig ein turbulentes Geschehen, in dem alles an Eitelkeiten, Liebeleien, Hollywood-Klatsch, Eifersüchteleien und Intrigen zu erleben ist. Um eine Entwicklung zum Tonfilm, die den Akteuren
Probleme bereitet: Lina nämlich als Hauptdarstellerin hat eine derart quäkende und piepsende Stimme, dass Auswegmöglichkeiten überlegt werden. Dons Freund Cormo Brown (Andreas Langsch) schlägt als Ausweg vor, Linas Stimme durch die gerade stellungslose Schauspielerin Kathy Selden zu sychronisieren. Dass sich darüber eine Beziehung zwischen Don und Kathy anbahnt, verwundert nicht weiter, empört aber Lina, der der Stimmentausch und die Beziehung ihres vermeintlich Verlobten Don zu Kathy nicht verborgen bleibt. Sie revanchiert
sich auf ihre Art durch Intrige, die das gesamte Filmprojekt gefährdet. Ich erlebte Thomas Kohl als Produktionschef R.F.Simpson und freute mich auch über Matthias Mitteldorf als Tonfilmmann, die wie auch einige andere Akteure bemüht sind, das Projekt zu retten. Sublimiert wird das Geschehen durch die mitunter akrobatisch und auch clownhaft anmutenden Stepp-Einlagen von Don und Cosmo. Aber auch das, was an Musik und Gesang geboten wird – von mir eben nur eingeschränkt wahrgenommen - etwa der Titelsong „Good Morning“ oder auch „You are my Lucky Star“ begeisterten sicht- und deutlich hörbar das Premierepublikum. Wie ja auch die Auftritte des Tanz- und Ballettensembles und des Chores mit viel Beifall bedacht wurden. Nicht weniger aber auch das über die Bühne wirbelnde Ensemble in Regenoutfits, das mit ihren transparenten Regenschirmen ausgesprochen heiter wirkte. Und letztlich war es auch die „wirkliche“ Stimmenzuordnung von Lina und Kathy, die ordnend wirkten. Hervorragend fand ich jedenfalls die gesamte Choreographie von Iris Limbarth und Gaines Hall. Eine Aufführung, die – wie schon eingangs bemerkt – einen Höhepunkt des Leistungsvermögens des Nordhäuser Theaters darstellt.

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