Das Nordhäuser Theater hat mit dem
Musical „Singin in the Rain“ einmal mehr gezeigt, dass es sein
Publikum mit seinen Aufführungen zu begeistern vermag. Wo sind die
Zeiten hin, in denen Inszenierungen auf dieser Bühne – gewollt
oder ungewollt – die Zuschauer polarisierten? Man muss weit
zurückdenken und manchmal wünschte ich mir, wieder einmal eine
Aufführung zu erleben, die das Publikum nicht einhellig begeistert.
Sondern dazu führt, ob und inwieweit es überhaupt (noch)
kritikfähig ist.
„Singin in the Rain“ jedenfalls
dürfte bislang zu den absoluten Höhepunkten in der jüngeren
Geschichte der Inszenierungen am Nordhäuser Theater zählen, deren
begeisterte Reaktionen des Publikums verdient waren. Und das betraf
nicht nur die schauspielerischen Leistungen der Akteure samt ihrer
„Aufmachungen“ und Kostüme, für die Elisabeth Stolze-Bley
verantwortlich ist: es betraf ebenso das variable Bühnenbild, das
„fliegend“ während und zwischen den Szenenabläufen verändert
wurde (Kompliment an Wolfgang Kurima Rauschning),
ohne dass dies
störend wirkte.
Abstriche, die ich in musikalischer und
stimmlicher Hinsicht machen muss, sind dabei ausschließlich
subjektiv begründet: die piepsige Stimme Lina Lamonts (Katharina
Boschmann) mag gekonnt sein, auf Hörgeräte, auf die ich nun mal
angewiesen bin, war sie einfach nur schrill, nahezu „hirntötend“
und wirkte sich nachhaltig aus. Doch allein schon ihre Gestiken und
ihr mimisches Gebaren waren ausgezeichnet und ließen die
Zusammenhänge erkennen. Die
Playback-Stimme Kathy Seldens (Femke
Soetenga) wirkte dafür geradezu wohltuend (und -klingend). Was sie
ja doch wirklich auch im Sinne des angestrebten Erfolgs für den Film
„Der tanzende Kavalier“ in der Aufführung bewirken sollte.
Im Einführungstext heißt es recht
sachlich und nüchtern, das Musical basiere auf dem MGM Film, in
Übereinkunft mit Warner Bros.Theatre Ventures inc./Musikverlag: EMI
(Originalchoreographie des Films von Gene
Kelly und Stanley Donen).
Die Handlung spielt also in 1927 und verlief alles andere als
nüchtern. Und beginnt mit dem Eintreffen und Empfang der
Prominenten und Schönen auf dem roten Teppich zur Premierefeier, an
ihrer Spitze sozusagen das Vorzeigepaar von Monumental Pictures, Don
Lockwood (Gaines Hall) und Lina Lamont. Und damit beginnt
gleichzeitig ein turbulentes Geschehen, in dem alles an Eitelkeiten,
Liebeleien, Hollywood-Klatsch, Eifersüchteleien und Intrigen zu
erleben ist. Um eine Entwicklung zum Tonfilm, die den Akteuren
Probleme bereitet: Lina nämlich als Hauptdarstellerin hat eine derart quäkende und piepsende Stimme, dass Auswegmöglichkeiten überlegt werden. Dons Freund Cormo Brown (Andreas Langsch) schlägt als Ausweg vor, Linas Stimme durch die gerade stellungslose Schauspielerin Kathy Selden zu sychronisieren. Dass sich darüber eine Beziehung zwischen Don und Kathy anbahnt, verwundert nicht weiter, empört aber Lina, der der Stimmentausch und die Beziehung ihres vermeintlich Verlobten Don zu Kathy nicht verborgen bleibt. Sie revanchiert
sich auf ihre Art durch Intrige, die das gesamte Filmprojekt gefährdet. Ich erlebte Thomas Kohl als Produktionschef R.F.Simpson und freute mich auch über Matthias Mitteldorf als Tonfilmmann, die wie auch einige andere Akteure bemüht sind, das Projekt zu retten. Sublimiert wird das Geschehen durch die mitunter akrobatisch und auch clownhaft anmutenden Stepp-Einlagen von Don und Cosmo. Aber auch das, was an Musik und Gesang geboten wird – von mir eben nur eingeschränkt wahrgenommen - etwa der Titelsong „Good Morning“ oder auch „You are my Lucky Star“ begeisterten sicht- und deutlich hörbar das Premierepublikum. Wie ja auch die Auftritte des Tanz- und Ballettensembles und des Chores mit viel Beifall bedacht wurden. Nicht weniger aber auch das über die Bühne wirbelnde Ensemble in Regenoutfits, das mit ihren transparenten Regenschirmen ausgesprochen heiter wirkte. Und letztlich war es auch die „wirkliche“ Stimmenzuordnung von Lina und Kathy, die ordnend wirkten. Hervorragend fand ich jedenfalls die gesamte Choreographie von Iris Limbarth und Gaines Hall. Eine Aufführung, die – wie schon eingangs bemerkt – einen Höhepunkt des Leistungsvermögens des Nordhäuser Theaters darstellt.
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