Heute morgen war die Einführung der
Sommerzeit am kommenden Sonntag Thema der „Entenjagd“ im NDR. Man
las dem Kandidaten einen Analyse-Bericht der DAK vor, nach der die
Zeitumstellung im Frühling das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht.
Nach einer Langzeitbeobachtung der Krankenkasse würden in den ersten
drei Tagen nach dem Wechsel von Winter- auf Sommerzeit 25 Prozent
mehr Patienten mit Herzbeschwerden ins Krankenhaus kommen als im
Jahresdurchschnitt. Der Kandidat hielt den Bericht für eine Ente und
musste sich mit dem Trostpreis begnügen.
Denn tatsächlich stimmt der Bericht
über die Analyse der DAK. Auch andere Zeitungen informierten. Eine
Entwicklung übrigens, die seit 2006 kontinuierlich festgestellt
wird. Die DAK beobachtete allein in den vergangenen drei Jahren, dass
in den ersten drei Tagen nach der Zeitumstellung bei Versicherten
jeweils 40 Einweisungen ins Krankenhaus wegen Herzinfarkt erfolgten –
sonst sind es durchschnittlich 30 pro Tag.
Nun gibt es diese Zeitumstellung in
Deutschland verbindlich seit 1980, während sie in manchen
europäischen Ländern -
etwa in Italien oder Frankreich - bereits 1966 und 1967 eingeführt
wurde, damals als Folge der europäischen Energiekrise. Bis 1996
endete die Sommerzeit in Deutschland Ende September. Seitdem dauert
sie wie in allen EU-Staaten jeweils vom letzten März-Sonntag bis zum
letzten Oktober-Sonntag. Dann werden die Uhren wieder eine Stunde
zurückgestellt. Funkuhren und automatische Zeitsysteme der meisten
Handys, die sich nach den Atomuhren der Physikalisch-Technischen
Bundesanstalt in Braunschweig richten, werden automatisch umgestellt.
Alle andere Uhren ohne automatische Synchronisierung müssen manuell
gestellt werden. Während also die Zeitumstellung ursprünglich
absolut praktische Gründe hatte, begannen viele Deutsche über
Müdigkeit zu klagen. Vor allem Frauen fühlen sich in den Tagen nach
der Umstellung auf die Sommerzeit schlapp, haben Probleme beim
Schlafen oder mit der Konzentration. Eine repräsentative Umfrage für
die Krankenkasse DAK-Gesundheit ergab unlängst, dass jeder Vierte
negative Auswirkungen spürt. Denn mit der Umstellung von der Winter-
auf die Sommerzeit fehlt dem Körper eine Stunde Schlaf. Bei jeder
Anpassung an die Umstellung klagen inzwischen unzählige Menschen
über gestörten Schlaf, Abgeschlagenheit, Müdigkeit und weitere
Symptome der Zeitverwirrung – besonders Berufstätigen macht die
Zeitumstellung im Sommer zu schaffen, bei der eine Stunde Schlaf
wegfällt. Sie sind oft gereizt und unkonzentriert. Was also früher
zur Energieeinsparung diente, steht inzwischen längst in der Kritik.
Zum einen ist der wirtschaftliche Nutzen kaum noch messbar,
Demgegenüber warnen Mediziner zunehmend vor den Folgen.
Und die Analyse der DAK-Gesundheit
bestätigt, wie begründet diese Warnungen sind. Nach der oben schon
erwähnten Langzeitbeobachtung der Krankenkasse kamen in den ersten
drei Tagen nach dem Wechsel von Winter- auf Sommerzeit 25 Prozent
mehr Patienten mit Herzbeschwerden ins Krankenhaus als im
Jahresdurchschnitt. Diese Entwicklung sei kontinuierlich seit 2006,
teilte die DAK-Gesundheit am Montag in Hamburg mit. Kritische Stimmen
fordern deswegen immer wieder die Abschaffung der Zeitumstellung.
Jüngst hat das wieder Professor Till Roenneberg, Leiter des
Bereichs Menschliche Chronobiologie am Institut für Medizinische
Psychologie der Universität München getan. In der aktuellen Ausgabe
der „Apotheken Rundschau“ sagte er (Zitat): „Damit werden wir
auf einen Schlag um drei Wochen zurückgeworfen“.
Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse
Aigner wagte gerade einen Vorstoß: Sie will die Umstellung auf die
Sommerzeit abschaffen.(Zitat): "Das wäre eine tolle Geschichte,
wenn sich die EU Gedanken darüber machen könnte", sagte Aigner
am Donnerstag in München. Ein Verzicht auf den halbjährlichen
Wechsel "würde viele freuen - auch mich". Die Entscheidung
liegt allerdings allein bei der EU.
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