Dienstag, 25. März 2014

Die Sommerzeit verlangt nach Konsequenzen

Heute morgen war die Einführung der Sommerzeit am kommenden Sonntag Thema der „Entenjagd“ im NDR. Man las dem Kandidaten einen Analyse-Bericht der DAK vor, nach der die Zeitumstellung im Frühling das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht. Nach einer Langzeitbeobachtung der Krankenkasse würden in den ersten drei Tagen nach dem Wechsel von Winter- auf Sommerzeit 25 Prozent mehr Patienten mit Herzbeschwerden ins Krankenhaus kommen als im Jahresdurchschnitt. Der Kandidat hielt den Bericht für eine Ente und musste sich mit dem Trostpreis begnügen.

Denn tatsächlich stimmt der Bericht über die Analyse der DAK. Auch andere Zeitungen informierten. Eine Entwicklung übrigens, die seit 2006 kontinuierlich festgestellt wird. Die DAK beobachtete allein in den vergangenen drei Jahren, dass in den ersten drei Tagen nach der Zeitumstellung bei Versicherten jeweils 40 Einweisungen ins Krankenhaus wegen Herzinfarkt erfolgten – sonst sind es durchschnittlich 30 pro Tag.

Nun gibt es diese Zeitumstellung in Deutschland verbindlich seit 1980, während sie in manchen europäischen Ländern - etwa in Italien oder Frankreich - bereits 1966 und 1967 eingeführt wurde, damals als Folge der europäischen Energiekrise. Bis 1996 endete die Sommerzeit in Deutschland Ende September. Seitdem dauert sie wie in allen EU-Staaten jeweils vom letzten März-Sonntag bis zum letzten Oktober-Sonntag. Dann werden die Uhren wieder eine Stunde zurückgestellt. Funkuhren und automatische Zeitsysteme der meisten Handys, die sich nach den Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig richten, werden automatisch umgestellt. Alle andere Uhren ohne automatische Synchronisierung müssen manuell gestellt werden. Während also die Zeitumstellung ursprünglich absolut praktische Gründe hatte, begannen viele Deutsche über Müdigkeit zu klagen. Vor allem Frauen fühlen sich in den Tagen nach der Umstellung auf die Sommerzeit schlapp, haben Probleme beim Schlafen oder mit der Konzentration. Eine repräsentative Umfrage für die Krankenkasse DAK-Gesundheit ergab unlängst, dass jeder Vierte negative Auswirkungen spürt. Denn mit der Umstellung von der Winter- auf die Sommerzeit fehlt dem Körper eine Stunde Schlaf. Bei jeder Anpassung an die Umstellung klagen inzwischen unzählige Menschen über gestörten Schlaf, Abgeschlagenheit, Müdigkeit und weitere Symptome der Zeitverwirrung – besonders Berufstätigen macht die Zeitumstellung im Sommer zu schaffen, bei der eine Stunde Schlaf wegfällt. Sie sind oft gereizt und unkonzentriert. Was also früher zur Energieeinsparung diente, steht inzwischen längst in der Kritik. Zum einen ist der wirtschaftliche Nutzen kaum noch messbar, Demgegenüber warnen Mediziner zunehmend vor den Folgen.
Und die Analyse der DAK-Gesundheit bestätigt, wie begründet diese Warnungen sind. Nach der oben schon erwähnten Langzeitbeobachtung der Krankenkasse kamen in den ersten drei Tagen nach dem Wechsel von Winter- auf Sommerzeit 25 Prozent mehr Patienten mit Herzbeschwerden ins Krankenhaus als im Jahresdurchschnitt. Diese Entwicklung sei kontinuierlich seit 2006, teilte die DAK-Gesundheit am Montag in Hamburg mit. Kritische Stimmen fordern deswegen immer wieder die Abschaffung der Zeitumstellung. Jüngst hat das wieder Professor Till Roenneberg, Leiter des  Bereichs Menschliche Chronobiologie am Institut für Medizinische  Psychologie der Universität München getan. In der aktuellen Ausgabe der „Apotheken Rundschau“ sagte er (Zitat): „Damit werden wir auf einen Schlag um drei Wochen  zurückgeworfen“.


Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner wagte gerade einen Vorstoß: Sie will die Umstellung auf die Sommerzeit abschaffen.(Zitat): "Das wäre eine tolle Geschichte, wenn sich die EU Gedanken darüber machen könnte", sagte Aigner am Donnerstag in München. Ein Verzicht auf den halbjährlichen Wechsel "würde viele freuen - auch mich". Die Entscheidung liegt allerdings allein bei der EU.   

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