Diese Frage warf die jüngste
„sonntaz“ auf und regte ihre Leser an, ihre Meinung dazu zu
äußern. Nun beteilige ich mich ja nicht an solcher Art
Themenangeboten und -diskussionen, aber Gedanken über diese oder
auch andere Themen, die da gelegentlich oder auch regelmäßig zur
Diskussion gestellt werden oder aufkommen, mache ich mir schon.
Und da stolpere ich schon gleich über
die Frage, was man unter „Eliten“ zu verstehen hat? Ich muss mich
dabei allerdings nicht lange bei der grundsätzlichen soziologischen
Definition dieses Begriffes aufhalten, denn die „sonntaz“ hilft
mit Hinweisen was und wer gemeint sein soll: Emma-Herausgeberin Alice
Schwarzer, Ex-Bayern-Manager Uli Hoeneß, Karl Theodor zu Guttenberg,
Annette Schavan uam. Und merkt gleichzeitig an, wodurch sie
auffielen. Dass auch noch die hundert besten Vertreter der
Versicherung Hamburg-Mannheimer erwähnt werden, die 2007 in Budapest
unrühmlich auffielen, verallgemeinert das Bild von „Eliten“
zwar, aber es beantwortet nicht die Frage, was „Eliten“ sind,
wodurch sie sich auszeichnen, was man von ihnen substantiell erwarten
kann oder muss, und ob sie Vorbilder sind. Oder sein können. Oder
sein sollen. Für was dann aber Vorbilder?
Alle, die da namentlich als
Einzelpersonen genannt sind, kenne ich nur den Namen nach aus den
Berichten der Medien. Und alle waren sie danach jeweils in einer
bestimmten Hinsicht oder Funktion kompetent und genossen hohes
Ansehen. Wurden quasi auf einen Sockel gehoben. Wurden sie dadurch
aber auch oder schon zu Vorbildern? Und dann stellte sich irgendwann
heraus, dass sie abseits jener Funktionen und Kompetenzen durch
Verhaltensweisen Angriffsflächen erkennen ließen und boten, die im
persönlichen, charakterlichen, auch ethischen und sogar kriminellen
Bereich lagen. Und die gleichen Medien, die sie zuvor hofiert hatten,
holten sie nun ganz schnell herunter von jenem Sockel und ließen
kein gutes Haar an ihnen. Gerade dann aber – so meine ich –
bemisst sich doch der
Wert oder die Menschlichkeit einer Gesellschaft daran, wie sie mit
dem umgeht, der nun bei aller bis dahin gezeigten Kompetenz Schwächen
zeigt. Und da ist es schlecht um uns und unsere Gesellschaft
bestellt. Jeder Fehler wird gnadenlos ausgepfiffen. Ob im
Fußballstadion, im Kollegenkreis oder vor dem Gerichtssaal. Und
gerade Uli Hoeneß, der ja wohl Ausgangspunkt der ganzen Debatte um
Eliten und Vorbilder ist, bietet dafür ein Beispiel: Auch wenn er
über lange Zeit in „seinem“ Bereich dominierte und verdient
machte, und nun vielleicht nur zeitweise schwach ist, weil er derzeit
im krassen Licht seines dramatischen Fehlers beurteilt wird und sich
vielleicht sogar selbst so sieht, gehört ihm doch Menschlichkeit
entgegengebracht. Auch er muss wie andere Täter die Möglichkeit der
Reue und der Umkehr haben. Die hat er nicht, wenn die Medien und die
Gesellschaft ihn menschlich vernichtet. Wer daran mitwirkt, ist
maßlos und selbstgerecht wie die, die er fertigmacht. Das ist ein
schlechtes Miteinander. Aber davon abgesehen meine ich halt im
Ergebnis, es gibt keine wirklichen Eliten mehr, falls es sie jemals
gegeben hat. Und es gibt auch keine Vorbilder, die mir von den Medien
als solche suggeriert werden. Morgen kann schon alles anders sein.
Ich finde toll, was Pep Guardiola über Uli Hoeneß äußerte, um bei
diesem Beispiel zu bleiben: „Ich glaube, er verdient unseren
Respekt... Er ist mein Freund und wird es bleiben...“ Möglich ist
eine solche Einstellung nicht durch Medienberichte, sondern nur –
wenn überhaupt - durch das persönliche Verhältnis, das man zu
einen Menschen bekommen kann. Aber auch das bedarf der Pflege. Und
gfls. der Großmut. Denn die vor allem macht unsere Gesellschaft stark. Die aber bedingt menschliche Reife. Und die scheint der größte Mangel zu sein in unserer Gesellschaft
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