Freitag, 21. März 2014

Müssen Eliten Vorbilder sein?

Diese Frage warf die jüngste „sonntaz“ auf und regte ihre Leser an, ihre Meinung dazu zu äußern. Nun beteilige ich mich ja nicht an solcher Art Themenangeboten und -diskussionen, aber Gedanken über diese oder auch andere Themen, die da gelegentlich oder auch regelmäßig zur Diskussion gestellt werden oder aufkommen, mache ich mir schon.

Und da stolpere ich schon gleich über die Frage, was man unter „Eliten“ zu verstehen hat? Ich muss mich dabei allerdings nicht lange bei der grundsätzlichen soziologischen Definition dieses Begriffes aufhalten, denn die „sonntaz“ hilft mit Hinweisen was und wer gemeint sein soll: Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer, Ex-Bayern-Manager Uli Hoeneß, Karl Theodor zu Guttenberg, Annette Schavan uam. Und merkt gleichzeitig an, wodurch sie auffielen. Dass auch noch die hundert besten Vertreter der Versicherung Hamburg-Mannheimer erwähnt werden, die 2007 in Budapest unrühmlich auffielen, verallgemeinert das Bild von „Eliten“ zwar, aber es beantwortet nicht die Frage, was „Eliten“ sind, wodurch sie sich auszeichnen, was man von ihnen substantiell erwarten kann oder muss, und ob sie Vorbilder sind. Oder sein können. Oder sein sollen. Für was dann aber Vorbilder?

Alle, die da namentlich als Einzelpersonen genannt sind, kenne ich nur den Namen nach aus den Berichten der Medien. Und alle waren sie danach jeweils in einer bestimmten Hinsicht oder Funktion kompetent und genossen hohes Ansehen. Wurden quasi auf einen Sockel gehoben. Wurden sie dadurch aber auch oder schon zu Vorbildern? Und dann stellte sich irgendwann heraus, dass sie abseits jener Funktionen und Kompetenzen durch Verhaltensweisen Angriffsflächen erkennen ließen und boten, die im persönlichen, charakterlichen, auch ethischen und sogar kriminellen Bereich lagen. Und die gleichen Medien, die sie zuvor hofiert hatten, holten sie nun ganz schnell herunter von jenem Sockel und ließen kein gutes Haar an ihnen. Gerade dann aber – so meine ich – bemisst sich doch der Wert oder die Menschlichkeit einer Gesellschaft daran, wie sie mit dem umgeht, der nun bei aller bis dahin gezeigten Kompetenz Schwächen zeigt. Und da ist es schlecht um uns und unsere Gesellschaft bestellt. Jeder Fehler wird gnadenlos ausgepfiffen. Ob im Fußballstadion, im Kollegenkreis oder vor dem Gerichtssaal. Und gerade Uli Hoeneß, der ja wohl Ausgangspunkt der ganzen Debatte um Eliten und Vorbilder ist, bietet dafür ein Beispiel: Auch wenn er über lange Zeit in „seinem“ Bereich dominierte und verdient machte, und nun vielleicht nur zeitweise schwach ist, weil er derzeit im krassen Licht seines dramatischen Fehlers beurteilt wird und sich vielleicht sogar selbst so sieht, gehört ihm doch Menschlichkeit entgegengebracht. Auch er muss wie andere Täter die Möglichkeit der Reue und der Umkehr haben. Die hat er nicht, wenn die Medien und die Gesellschaft ihn menschlich vernichtet. Wer daran mitwirkt, ist maßlos und selbstgerecht wie die, die er fertigmacht. Das ist ein schlechtes Miteinander. Aber davon abgesehen meine ich halt im Ergebnis, es gibt keine wirklichen Eliten mehr, falls es sie jemals gegeben hat. Und es gibt auch keine Vorbilder, die mir von den Medien als solche suggeriert werden. Morgen kann schon alles anders sein. Ich finde toll, was Pep Guardiola über Uli Hoeneß äußerte, um bei diesem Beispiel zu bleiben: „Ich glaube, er verdient unseren Respekt... Er ist mein Freund und wird es bleiben...“ Möglich ist eine solche Einstellung nicht durch Medienberichte, sondern nur – wenn überhaupt - durch das persönliche Verhältnis, das man zu einen Menschen bekommen kann. Aber auch das bedarf der Pflege. Und gfls. der Großmut. Denn die vor allem macht unsere Gesellschaft stark. Die aber bedingt menschliche Reife. Und die scheint der größte Mangel zu sein in unserer Gesellschaft

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