Sonntag, 1. September 2013

Kommt morgen die Erleuchtung?

Morgen also treffen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)und ihr SPD-Herausforderer Peer Steinbrück in einem Fernsehduell aufeinander, für das die Spitzenpolitiker beider Parteien bemüht waren, möglichst hohe Erwartungen hervorzurufen. Ganz so, als würden während dieses Duells überhaupt erst die Positionen der Parteien durch deren Spitzenvertreter vorgestellt und erläutert werden. Und würde demzufolge vom Ergebnis dieses Duells tatsächlich abhängen, wer am 22. September die Wahl gewinnen wird. Während Angela Merkel eher gelassen in dieses Duell gehen kann, könnte es für Steinbrück die letzte Chance gegen die Kanzlerin sein, Boden gut zu machen. Wenn da nicht ausgerechnet das Format der Sendung die Sache für ihn zu einem schier aussichtslosen Unterfangen machen würde. Selbst die Moderatoren hadern ja mit den Regeln, dem Sendeformat, allerdings auch mit sich selbst, wenn letzteres auch aus anderen Gründen.

Soweit es also Peer Steinbrück betrifft, muss er beim derzeitigen Rückstand von fast 30 Prozent in den persönlichen Umfragewerten hinter Angela Merkel morgen schon eine verdammt gute Figur machen , wenn er die Chance auf einen Machtwechsel schaffen will. Angesichts dieser Ausgangslage könnte dieses Streitgespräch aber doch zu einem gewissen Höhepunkt des Wahlkampfes werden. 2009 sahen immerhin 14 Millionen Zuschauer das TV-Duell zwischen Merkel und ihrem damaligen Herausforderer Frank-Walter Steinmeier.

Doch selbst eine noch größere Zuschauerzahl – die übrigens zu erwarten ist – dürfte Steinbrück nicht viel nützen. Es ist vor allem, wie bemerkt, das Format des Duells, das dem SPD-Kandidaten Chancen verbaut. Der Politikwissenschaftler Michael Kolkmann von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hält daher das TV-Duell in seiner jetzigen Form für überholt. „Das Duell wird von so rigide festgelegten Regeln beherrscht, dass es sehr schwer sein wird, davon längerfristiger zu profitieren. Da müsste es schon zu einem Aussetzer oder einer Panne eines der Kandidaten kommen, um mit Blick auf die Wahl einen entsprechenden Einfluss auszuüben", sagte Kolkmann Handelsblatt Online.
In einer anderen Presseverlautbarung, die ich beachtlich finde, heißt es u.a.: „Seit Jahren gehört das TV-Duell der Kanzlerkandidaten zur Kategorie der überschätztesten Wahlkampfveranstaltungen überhaupt. Sie taugen nichts, sind in ein enges Korsett geschnürt, so dass der Begegnung von vornherein jede Lebendigkeit ausgetrieben wird. Und wenn in diesem Jahr doppelt so viele Moderatoren wie Kandidaten parat stehen, wird das Pseudo-Duell endgültig zur Farce" schrieb zum Beispiel dazu die Rhein-Neckar-Zeitung.

Und dieses Moderatoren-Kollektiv scheint sowohl in positiver, wie negativer Hinsicht das Problem zu sein.Was es schon Tage vor dem Kanzler-Duell an Granteleien von sich gab, lässt auf wenig Harmonie, geschweige denn vereinte Schlagkraft schließen. Es scheint aber um etwas ganz anderes zu gehen, wie ich dem Bericht im „Tagesspiegel“ zu diesem Thema entnehme (Auszug): „Stefan Raab moderiert das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Merkel und Peer Steinbrück am Sonntag mit. Viele sehen das problematisch, aber wo ist eigentlich das Problem? Der Wahlkampf lahmt und manchmal braucht es einen Narren, um Schwung in die Sache zu bringen.“ (Ende des Auszugs). Hier will ich einfügen, dass mir Stefan Raab lediglich aus Medienberichten bekannt ist, ich noch nie eine Sendung von und mit ihm sah. Und wenn ich im Tagesspiegel-Artikel von „Narren“ lese, kann ich das zwar gut mit dem, was ich von ihm las, in Einklang bringen, doch geht es dann in diesem TV-Duell wohl weniger um einen sachlichen Verlauf, sondern um wie auch immer geartete Unterhaltung.


Mir genügt es jedenfalls, dass in diese selbstgerechte und -gefällige Riege der Polit-ModeratorInnen ein Mann (Entertainer) kommt, der diese Penetranz auflockern kann. Spannend dürften jedenfalls Raabs Fragen an Steinbrück werden, schreibt der „Tagesspiegel“. Hatte sich der SPD-Kanzlerkandidat im Vorfeld doch dagegen ausgesprochen, dass der TV-Clown dieses für Steinbrücks Wahlkampf so wichtige Duell mit moderieren darf. "Das ist der Grund dafür, warum ich hier stehe. Ich bedanke mich bei Herrn Steinbrück", sagt Raab. Ob jenen Zuschauern und -hörern, die hinsichtlich ihrer Wahlentscheidung noch unentschlossen sind, während des Verlaufes dieses morgigen TV-Duells wirklich die Erleuchtung kommt, möchte ich jedenfalls bezweifeln.

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