Briefwähler haben alles schon hinter
sich, was die Bundestagswahl betrifft. (Zwar trifft das auch auf die
Wahl in Hessen zu, aber die soll hier mal ausgeklammert sein.) Für
die Parteien und deren Kandidaten sind sie
deshalb wohl schon
uninteressant geworden. Deren verstärkte Bemühungen richten sich
auf die, die erst am kommenden Sonntag wählen gehen. Oder überhaupt
noch unentschlossen sind, ob sie das tun sollen.
Ein Leserkommentator in der FAZ äußerte
dazu u.a.: „Die Mehrheit meiner Landsleute mag eine Koalition aus
Union und SPD. Wie ich liebt die Mehrheit Ruhe und Frieden. Dafür
steht die große Koalition. Und da sie auch die Zukunftsaufgaben, von
der endgültigen Konsolidierung des Euro bis zum Zusammenhalt der EU
am besten meistern kann, ist diese Koalition das richtige Mittel der
Wahl.“ (Ende des Zitats) Das ist klar und eindeutig, der Mann
engagiert sich zwar zur Wahl, will aber ansonsten seine Ruhe.
Ist das aber die Lösung für mich als
Wähler? Ich bin da noch am Überlegen. Obwohl ich ja unlängst noch
behauptete, dass es für mich keine Zweifel gibt, wohin ich meine
Kreuze setze. Es sind allerdings nicht die Vorstellungen und
Absichten der Kandidaten, die sich um Stimmen der Wähler bemühen,
es ist das Ergebnis der Wahl in Bayern, das mich überlegen lässt,
welche Koalition ich mit meiner Entscheidung fördern soll. Denn ohne
Koalition geht es in keinem Falle. Und dass ich lediglich zwischen
den drei großen Parteien einen Entschluss suche, liegt an den
Programmen der Parteien.
Vielleicht ist es nicht fair, wenn ich
dabei zum Beispiel auch die GRÜNEN ausklammere, nur ist mir die neu
entflammte Debatte um das Pädophilen-Problem so zuwider, dass ich
mit dieser Partei nichts (mehr) zu tun haben möchte. Und es ist ja
kein persönliches Problem des Spitzenkandidaten Jürgen Trittin, das
man plötzlich wieder aus der Vergessenheit hervorholte, es ist ein
Problem, das der ganzen Partei anhaftet. Im „Tagesspiegel“ war
zum Beispiel am 24.08. dazu zu lesen (Auszug): „Hans-Christian
Ströbele von den Grünen fordert, den Inzestparagraphen
abzuschwächen, Sex unter Geschwistern solle legalisiert werden. Die
grüne Jugend aber geht weiter und will auch Sex zwischen Eltern und
– erwachsenen – Kindern erlauben. Das Inzestverbot behindere die
sexuelle Selbstbestimmung.“ (Ende des Auszugs) Und darüber hinaus
– und fast mehr noch - ist mir unverständlich, dass die
Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt,
Präses der
evangelischen Kirche, die dieses Amt ja derzeit „nur“ ruhen
lässt, keine eindeutige Stellung zu dieser ganzen Problematik
bezieht. Zumindest in der Pädophilen-Affäre verlangen nach einem
ZEIT-Bericht vom 17.09. sieben Unionsfrauen von der grünen
Spitzenkandidatin, sich aktiver in dieser Debatte ihrer Partei zu
äußern. Sie berufen sich dabei auf einen Brief, aus dem zuvor die
„Leipziger Volkszeitung“ zitierte, nach der die Politikerinnen um
die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär Göring-Eckardt
auffordern, sich in die Aufklärung der „Pädophilie-Verstrickungen“
ihres Kollegen Jürgen Trittin einzuschalten. „Als Mutter zweier
Söhne dürfen Sie zu sexuellen Missbrauch an Kindern und
Jugendlichen nicht schweigen“, heißt es in dem Schreiben. Ich aber
meine, auch und besonders als Präses der evangelischen Kirche müsste
sich Katrin Göring-Eckardt laut und entschieden zu dem ganzen
Problemkomplex äußern. Wenn nämlich die Grünen ihr Wahlziel nicht
erreichen, wird Göring Eckardt vermutlich wieder in ihr kirchliches
Amt zurückkehren und weitermachen, als hätte es nie eine Debatte um
die „sexuelle Befreiung“ in ihrer politischen Partei gegeben. Mir
jedenfalls ist diese ganze Debatte zuwider und damit auch die Grünen,
soweit sie sich nicht eindeutig von allen diesen dubiosen sexuellen
Ansinnen und Tendenzen distanzieren.
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