Dienstag, 10. September 2013

Wer unten ist bleibt unten . . .

So lautete das Thema des Vortrags, der gestern als Auftakt zum Kreuzfest-Empfang 2013 der Katholischen Pfarrgemeinde Dom zum heiligen Kreuz in Nordhausen im Gotteshaus angesagt war. Für sich gesehen eine beklemmende Vorstellung, die damit geweckt wurde. Und erst durch das vollständige Motto des Vortrags etwas aufgehellt wurde, nämlich der Frage: „Sind Kirche und Gesellschaft ohnmächtig?“.

Bevor ich auf diesen Kreuzfest-Empfang und den Festvortrag näher eingehe, sei der Festgottesdienst zu diesem Kreuzfest 2013 vorangestellt, der tags zuvor, am Sonntag, im Dom stattfand. Rektor Dr. Arno Wand hielt dort die Predigt, in der er sich ausführlich der Thematik Kreuzverehrung im Kontext mit dem Fest Kreuzerhöhung (aus der Web-Site der Domgemeinde) annahm. Dort und deshalb auch sein abschließendes Zitat aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper: : „Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr“ - zur Ehre Gottes, des Vaters“.

Inzwischen hat längst schon, wie ich im Internet sehe, die „Thüringer Allgemeine“ einen Bericht zu diesem Kreuzfest veröffentlicht, von dessen schnellem Erscheinen ich – wieder einmal – mehr beeindruckt bin als vom Inhalt und der Ausführlichkeit dieses Berichtes. Es scheint mir, als wäre da tatsächlich ein Wettlauf um das schnellste Ins-Internet-setzen eines Veranstaltungsberichtes zwischen der TA und der Internet-Zeitung ausgebrochen. Auf Kosten von Sorgfalt und Ausführlichkeit. Mir kann's Recht sein.

Begrüßt und ins Thema des eigentlichen Kreuzfest-Empfangs eingeführt wurden die Gäste von Carla Buhl, Vorsitzende des Dombauvereins. Die Liste von ihr namentlich begrüßter Gäste war lang und trotzdem wohl noch nicht erschöpfend. Auch deshalb, weil in diesem Jahr aufgrund des thematischen Anliegens auch besonders Gäste eingeladen worden waren, die im Bereich Soziales und Gesundheit im Landkreis Nordhausen Verantwortung tragen, wie zum Beispiel die Geschäftsführer des Südharz Klinikums oder auch Mitarbeiter des St. Josefs-Hauses. Aber auch zahlreiche leitende Mitarbeiter der regionalen Einrichtungen des Caritasverbandes, zu denen u.a. ja auch Norbert Klodt gehörte. Ausführungen machte Carla Buhl dann in ihrer Einführung zum Thema Gerechtigkeit in der Gesellschaft, um dann Domkapitular Bruno Heller, Diözesan-Caritasdirektor im Bistum Erfurt, um seinen Festvortrag zu bitten.

Was Bruno Heller in seinem Vortrag ausführte, war eine ausführliche Beleuchtung und Bewertung der sozialen Situation in der Gesellschaft unter Berücksichtigung der fortschreitenden demographischen Entwicklung. Und den Aufgaben, die dadurch den Wohlfahrtsverbänden zufallen. Und das auf einem Niveau, das den Gästen dieses Kreuzfestes angepasst war. Ich werde darauf nach Auswertung des Mitschnittes noch
näher eingehen, nur stelle ich erhebliche Schwierigkeiten fest, die durch den Schall im Kirchenraum bei der Aufnahme entstanden. Ich könnte hier etwas salopp feststellen, dass in den Ausführungen Hellers deutlich wurde, was schon Goethe in seiner Einsicht: „Der Mensch ist seines Lebens froh, gewöhnlich nur als Embryo!“ ausdrückte.

Nun mag man mir nachsehen, dass ich mich angesichts meiner Verlegenheit, das Aufgenommene auch korrekt abzuhören, an einen Jubiläumsvortrag erinnere, den vor einiger Zeit Prof. Heribert Prantls, stellvertretender Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ vor einem Wohlfahrtsverband hielt. An den ich mich deshalb erinnere, weil Bruno Heller eingangs seines Vortrags Prantl mit einem Ausspruch zitierte.

In jenem Vortrag stellte also Prantl fest: „Das Leben beginnt ungerecht und es endet ungerecht. Und dazwischen ist's nicht viel besser“ Prantl erläuterte das auch recht ausführlich um dann zu resumieren: „Die Natur ist ein Gerechtigkeitsrisiko“. Um auch das anschaulich zu begründen:  Der eine hat eine Mutter, die ihn liebt, der andere einen Vater, der ihn hasst. Der eine kriegt einen klugen Kopf, der andere ein schwaches Herz. Bei der einen folgt einer behüteten Kindheit eine er-folgreiche Karriere. Den anderen führt sein Weg aus dem Ghetto direkt ins Gefängnis. Die eine wächst auf mit Büchern, der andere mit Drogen. Der eine kommt in eine Schule, die ihn stark, der andere in eine, die ihn kaputt macht. Der eine ist gescheit, aber es fördert ihn keiner; der andere ist doof, aber man trichtert ihm das Wissen ein. Der eine müht sich und kommt keinen Schritt voran, der andere müht sich nicht und ist ihm hundert voraus. Der eine hat Arbeit, die ihn zufrieden macht, der andere schreibt vergeblich hundert Bewerbungen und zerbricht daran. Der eine ist sein Leben lang gesund, die andere wird mit einer schweren Behinderung geboren. Die besseren Knochen, die besseren Gene hat sich niemand erarbeitet, die bessere Familie auch nicht. Das Schicksal hat sie ihm zugeteilt. Das Schicksal teilt ungerecht aus und es gleicht die Ungerechtigkeiten nicht immer aus. Hier hat der Sozialstaat, hier hat eine fürsorgliche Gesellschaft ihre Aufgaben. Sie sorgen dafür, dass der Mensch reale, nicht nur formale Chancen hat. Der Sozialstaat ist – mit Maß und Ziel – Schicksalskorrektor.“


Jetzt war ich aber vom Vortrag des Caritasdirektors abgekommen, nur will ich ja im Moment – wie bemerkt – keinen Bericht von dessen Vortrag schreiben. Nur tangiert das eben Aufgezeigte mit dem Thema des Kreuzfest-Festvortrags, in dem auch die christliche Soziallehre eine bedeutende Rolle spielte. Und danach in diesem Sozialstaat den Wohlfahrtsverbänden, und damit (auch) der Caritas, die Aufgabe zufällt, ausgleichend und schließlich helfend tätig zu sein, wenn der Mensch oder die Familie eine solche Hilfe braucht. Das veranschaulichte eben dessen Direktor in seinem Vortrag, und bescheinigte dabei der Nordhäuser Caritas – neben zahlreichen anderen Einrichtungen dieser Art - gute Arbeit zu leisten, insbesondere auch durch den Club Caritas.

.Nach einer Überleitung durch Dompfarrer Richard Hentrich, der dabei all denen dankte, die zum Gelingen dieses Kreuzfestes beitrugen, trat Landrätin Birgit Keller ans Rednerpult und bekannte zunächst freimütig, damit erstmals eine Kirche zu besuchen, als Landrätin gern der Einladung zu diesem Kreuzfest-Empfang gefolgt zu sein und sich neben Superintendent Bornschein durchaus wohl zu fühlen. Um dann die sozialen Verhältnisse in Deutschland zu streifen, von denen sie dann auf die lokalen Gegebenheiten zu sprechen kam, Defizite aufzeigte und versicherte, um deren Verbesserung im Landratsamt kontinuierlich bemüht zu sein. Dabei gab sie zu verstehen, dass es ihr Anliegen ist, mit allen Institutionen und wohlmeinenden Menschen zusammen zu arbeiten, die mit ihren Aktivitäten in die gleiche Richtung zielen. Der Eindruck, den sie dabei machte ließ immerhin deutlich werden, dass sie die Probleme kennt und ihr ernsthaft an deren Besserung gelegen ist. Unter Berücksichtigung der finanziellen Möglichkeiten.

Grußworte kamen danach auch von Superintendent Bornschein und dem Nordhäuser Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh, die alle zu verstehen gaben, im anschließenden Stehempfang offen zu sein, um in persönlichen Gesprächen die zuvor angesprochenen Themen weiter zu erörtern.

Und diese Absichten wurden dann auch in einer räumlich etwas beengten sonst aber guten, Atmosphäre erkennbar umgesetzt. Wobei letztendlich auch ich als Beobachter der Szenerie Anlass habe, allen zu danken, die mir dabei behilflich waren, bzw. mir meine Absicht erleichterten. Ich werde also alsbald noch einmal auf dieses Kreuzfest 2013 und den Festvortrag des Diözesan-Caritasdirektors eingehen.


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