So lautete das Thema des Vortrags, der
gestern als Auftakt zum Kreuzfest-Empfang 2013 der Katholischen
Pfarrgemeinde Dom zum heiligen Kreuz in Nordhausen im Gotteshaus
angesagt war. Für sich gesehen eine beklemmende Vorstellung, die
damit geweckt wurde. Und erst durch das vollständige Motto des
Vortrags etwas aufgehellt wurde, nämlich der Frage: „Sind Kirche
und Gesellschaft ohnmächtig?“.
Bevor ich auf diesen Kreuzfest-Empfang
und den Festvortrag näher eingehe, sei der Festgottesdienst zu
diesem Kreuzfest 2013 vorangestellt, der tags zuvor, am Sonntag, im
Dom stattfand. Rektor Dr. Arno Wand hielt dort die Predigt, in der er
sich ausführlich der Thematik Kreuzverehrung im Kontext mit dem Fest
Kreuzerhöhung (aus der Web-Site der Domgemeinde) annahm. Dort und
deshalb auch sein abschließendes Zitat aus dem Brief des Apostels
Paulus an die Philipper: : „Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit
alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor
dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der
Herr“ - zur Ehre Gottes, des Vaters“.
Inzwischen hat längst schon, wie ich
im Internet sehe, die „Thüringer Allgemeine“ einen Bericht zu
diesem Kreuzfest veröffentlicht, von dessen schnellem Erscheinen ich
– wieder einmal – mehr beeindruckt bin als vom Inhalt und der
Ausführlichkeit dieses Berichtes. Es scheint mir, als wäre da
tatsächlich ein Wettlauf um das schnellste Ins-Internet-setzen eines
Veranstaltungsberichtes zwischen der TA und der Internet-Zeitung
ausgebrochen. Auf Kosten von Sorgfalt und Ausführlichkeit. Mir
kann's Recht sein.
Begrüßt und ins Thema des
eigentlichen Kreuzfest-Empfangs eingeführt wurden die Gäste von
Carla Buhl, Vorsitzende des Dombauvereins. Die Liste von ihr
namentlich begrüßter Gäste war lang und trotzdem wohl noch nicht
erschöpfend. Auch deshalb, weil in diesem Jahr aufgrund des
thematischen Anliegens auch besonders Gäste eingeladen worden waren,
die im Bereich Soziales und Gesundheit im Landkreis Nordhausen
Verantwortung tragen, wie zum Beispiel die Geschäftsführer des
Südharz Klinikums oder auch Mitarbeiter des St. Josefs-Hauses. Aber
auch zahlreiche leitende Mitarbeiter der regionalen Einrichtungen des
Caritasverbandes, zu denen u.a. ja auch Norbert Klodt gehörte.
Ausführungen machte Carla Buhl dann in ihrer Einführung zum Thema
Gerechtigkeit in der Gesellschaft, um dann Domkapitular Bruno Heller,
Diözesan-Caritasdirektor im Bistum Erfurt, um seinen Festvortrag zu
bitten.
Was Bruno Heller in seinem
Vortrag ausführte, war eine ausführliche Beleuchtung und Bewertung
der sozialen Situation in der Gesellschaft unter Berücksichtigung
der fortschreitenden demographischen Entwicklung. Und den Aufgaben,
die dadurch den Wohlfahrtsverbänden zufallen. Und das auf einem
Niveau, das den Gästen dieses Kreuzfestes angepasst war. Ich werde
darauf nach Auswertung des Mitschnittes noch
näher eingehen, nur
stelle ich erhebliche Schwierigkeiten fest, die durch den Schall im
Kirchenraum bei der Aufnahme entstanden. Ich könnte hier etwas
salopp feststellen, dass in den Ausführungen Hellers deutlich wurde,
was schon Goethe in seiner Einsicht: „Der Mensch ist seines Lebens
froh, gewöhnlich nur als Embryo!“ ausdrückte.
Nun mag man mir nachsehen,
dass ich mich angesichts meiner Verlegenheit, das Aufgenommene auch
korrekt abzuhören, an einen Jubiläumsvortrag erinnere, den vor
einiger Zeit Prof. Heribert Prantls, stellvertretender Chefredakteur
der „Süddeutschen Zeitung“ vor einem Wohlfahrtsverband hielt. An
den ich mich deshalb erinnere, weil Bruno Heller eingangs seines
Vortrags Prantl mit einem Ausspruch zitierte.
In jenem Vortrag stellte
also Prantl fest: „Das Leben beginnt ungerecht und es endet
ungerecht. Und dazwischen ist's nicht viel besser“ Prantl
erläuterte das auch recht ausführlich um dann zu resumieren: „Die
Natur ist ein Gerechtigkeitsrisiko“. Um auch das anschaulich zu begründen: Der
eine hat eine Mutter, die ihn liebt, der andere einen Vater, der ihn
hasst. Der eine kriegt einen klugen Kopf, der andere ein schwaches
Herz. Bei der einen folgt einer behüteten Kindheit eine
er-folgreiche Karriere. Den anderen führt sein Weg aus dem Ghetto
direkt ins Gefängnis. Die eine wächst auf mit Büchern, der andere
mit Drogen. Der eine kommt in eine Schule, die ihn stark, der andere
in eine, die ihn kaputt macht. Der eine ist gescheit, aber es fördert
ihn keiner; der andere ist doof, aber man trichtert ihm das Wissen
ein. Der eine müht sich und kommt keinen Schritt voran, der andere
müht sich nicht und ist ihm hundert voraus. Der eine hat Arbeit, die
ihn zufrieden macht, der andere schreibt vergeblich hundert
Bewerbungen und zerbricht daran. Der eine ist sein Leben lang gesund,
die andere wird mit einer schweren Behinderung geboren. Die besseren
Knochen, die besseren Gene hat sich niemand erarbeitet, die bessere
Familie auch nicht. Das Schicksal hat sie ihm zugeteilt. Das
Schicksal teilt ungerecht aus und es gleicht die Ungerechtigkeiten
nicht immer aus. Hier hat der Sozialstaat, hier hat eine fürsorgliche
Gesellschaft ihre Aufgaben. Sie sorgen dafür, dass der Mensch reale,
nicht nur formale Chancen hat. Der Sozialstaat ist – mit Maß und
Ziel – Schicksalskorrektor.“
Jetzt
war ich aber vom Vortrag des Caritasdirektors abgekommen, nur will
ich ja im Moment – wie bemerkt – keinen Bericht von dessen
Vortrag schreiben. Nur tangiert das eben Aufgezeigte mit dem Thema
des Kreuzfest-Festvortrags, in dem auch die christliche Soziallehre
eine bedeutende Rolle spielte. Und danach in diesem Sozialstaat den
Wohlfahrtsverbänden, und damit (auch) der Caritas, die Aufgabe
zufällt, ausgleichend und schließlich helfend tätig zu sein, wenn
der Mensch oder die Familie eine solche Hilfe braucht. Das
veranschaulichte eben dessen Direktor in seinem Vortrag, und
bescheinigte dabei der Nordhäuser Caritas – neben zahlreichen
anderen Einrichtungen dieser Art - gute Arbeit zu leisten,
insbesondere auch durch den Club Caritas.
.Nach
einer Überleitung durch Dompfarrer Richard Hentrich, der dabei all
denen dankte, die zum Gelingen dieses Kreuzfestes beitrugen, trat
Landrätin Birgit Keller ans Rednerpult und bekannte zunächst
freimütig, damit erstmals eine Kirche zu besuchen, als Landrätin
gern der Einladung zu diesem Kreuzfest-Empfang gefolgt zu sein und sich
neben Superintendent Bornschein durchaus wohl zu fühlen. Um dann die
sozialen Verhältnisse in Deutschland zu streifen, von denen sie dann
auf die lokalen Gegebenheiten zu sprechen kam, Defizite aufzeigte und
versicherte, um deren Verbesserung im Landratsamt kontinuierlich
bemüht zu sein. Dabei gab sie zu verstehen, dass es ihr Anliegen
ist, mit allen Institutionen und wohlmeinenden Menschen zusammen zu
arbeiten, die mit ihren Aktivitäten in die gleiche Richtung zielen.
Der Eindruck, den sie dabei machte ließ immerhin deutlich werden,
dass sie die Probleme kennt und ihr ernsthaft an deren Besserung
gelegen ist. Unter Berücksichtigung der finanziellen Möglichkeiten.
Grußworte
kamen danach auch von Superintendent Bornschein und dem Nordhäuser
Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh, die alle zu verstehen gaben, im
anschließenden Stehempfang offen zu sein, um in persönlichen
Gesprächen die zuvor angesprochenen Themen weiter zu erörtern.
Und
diese Absichten wurden dann auch in einer räumlich etwas beengten
sonst aber guten, Atmosphäre erkennbar umgesetzt. Wobei
letztendlich auch ich als Beobachter der Szenerie Anlass habe, allen
zu danken, die mir dabei behilflich waren, bzw. mir meine Absicht
erleichterten. Ich werde also alsbald noch einmal auf dieses
Kreuzfest 2013 und den Festvortrag des Diözesan-Caritasdirektors
eingehen.
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