Das ist sicher nicht das, was sich
Tourismusverbände wünschen, wenn sie auf die Sehenswürdigkeiten
ihrer Stadt oder Region aufmerksam machen. Und darauf ihre
Toruismuswerbung aufbauen. In erträglichen,
überschaubaren Rahmen
sollte es im Ergebnis schon bleiben. Manche Torurismusverbände aber
können auch davon trotz jahrelangen Bemühens nur träumen. Überlegungen
dieser Art beschäftigen mich nach diesem Wochenende.
Auslöser ist ein Besuch der Weltkulturerbestadt Bamberg am vergangenen Wochenende, den ich mit der
Stadt- und Gästeführergilde auf deren Einladung mit zahlreichen
anderen Teilnehmern unternahm. In einem Erlebnisführer des „Bamberg
Tourismus & Kongress Service“ heißt es in der Einführung:
„Kommen Sie mit auf eine Zeitreise. In eine Stadt, aus der
Geschichte atmet. In eine Stadt, in der Geschichten lebendig werden.
In eine Stadt, die auf Schritt und Tritt neue Entdeckungen bietet...“
Es gibt auch für Nordhausen etwas
ähnliches (herausgegeben vom Verein Städtetourismus Thüringen) in
der es einführend heißt: „Besuchen Sie Nordhausen am Harz – in
Thüringen ganz oben. ...Entdecken Sie Geschichte auf Schritt und
Tritt... Nicht nur in der historischen Stadt begegnet man auf Schritt
und Tritt Geschichte...Lassen Sie sich von den Menschen und der
Umgebung begeistern...“
Die Ausgangspositionen ähneln sich
also zumindest in der Tourismuswerbung. In Bamberg allerdings als
Weltkulturerbestadt erlebte ich eine Art (Stadt-)Tourismus, der im
„Fränkischen Sonntag“ (28./29. Sept.2013) ganz allgemein wie
folgt beschrieben wird (Auszug): „Die Busparkplätze an der
Peripherie quellen über (zu denen am Samstag u.a. auch ein Bus von
Brauer-Weihrauch aus Nordhausen gehörte) , die Trampelpfade ins Herz
der Domstadt ebenso (zu denen auch die Teilnehmer der
Reisegesellschaft aus Nordhausen zählte). Von allen Seiten tropft
Sächsisch ins Ohr oder meinetwegen auch Ruhrpott-Slang...Von Grünem
Markt bis Domplatz eine einzige Masse Mensch, „Touristen machen
zwecks Anpassung an die örtlichen Sitten und Gebräuche ganze
Straßenzüge unbewohnbar, indem sie sie als Freiluft Ausschank
okkuppieren“(Ende des Auszugs) Dabei lehnt sich der
Autor bei
seiner Einschätzung an das an, was der Buchautor Peter Laudenbach
über Berlin schreibt („Die elfte Plage. Wie Berlin-Touristen die
Stadt zum Erlebnispark machen“) Dort heißt es sinngemäß:
Touristen nerven. Sie fahren mit Bierbikes und Segways durch Berlin,
stürmen unsere Lieblingskneipen, feiern bis in die Puppen, sprechen
Schwäbisch, Spanisch und Japanisch, stehen auf dem Radweg rum und
gucken dabei in die Luft, um den Fernsehturm gaaanz genau zu
betrachten. Extrem lästig. Und der Autor im „Fränkischen Sonntag“
(Rudolf Görtler) meint: „Klar: Bamberg ist nicht Berlin...
Dennoch: Es nervt allmählich. In kleinem Maßstab droht Bamberg ein
Schicksal wie Touristen-Metropolen à la Prag oder Venedig. Nichts
Eigenständiges mehr. Und vor und in den Gaststätten ist die Hälfte
der Tische reserviert für irgendwelche Reisegruppen, den
„Scheiß-Holländern, die uns unsere Plätze wegfaxen“ zitiert er
Gerhard Polt, der dieses Phänomen einmal mit dem Blick aufs gerade
stattfindende Münchner Oktoberfest charakterisierte.
Das wirkliche Phänomen aber scheint
mir ein anderes: an allen den genannten Orten klagen die Einwohner
über die Touristenplage, um aber bei etwas Selbstkritik zu
reflektieren: Ist es fair, eine Plage in den vielen Touristen in der
eigenen Stadt zu sehen, wenn man doch selbst tunlichst oft auf Reisen
geht in attraktive Gegenden und Städte, deren dortige Bewohner dann
eben Gleiches empfinden? Abgesehen davon aber weiß man letztlich in
der eigenen Stadt, dass die Touristenfrequenz ganz wesentlich das
Image einer Stadt (mit-)bestimmt. Und mehr noch Einfluss auf die
Wirtschaft einer Stadt und einer Region hat. Oder haben könnte.
Um auf den Ausgangspunkt meiner
Überlegungen zurück zu kommen: in Nordhausen ist man von solchen
Überlegungen doch recht weit entfernt, denn trotz aller Werbung hält
sich der Tourismus in Grenzen und die Stadtführer bewältigen ihre
Aufgabe, die sie sich übrigens selbst stellten, ohne erkennbare
personelle Probleme. Hier könnte ich ebenso feststellen: „Klar.
Nordhausen ist nicht Bamberg“, wenn sich auch die Werbung ähnelt.
Und schon danach dürften es doch eigentlich etwas mehr Touristen
sein? Wenn allerdings im Nordhäuser Werbeheft dazu angeregt wir
(Auszug): „Lassen Sie sich von den Menschen und der Umgebung
begeistern“, dann kann und muss ich hier schon nach eigenen
Erfahrungen bemerken, dass man von der Umgebung tatsächlich
begeistert sein kann, von den Menschen aber kaum. Weil bei ihnen
offensichtlich in ihrer Gesamtheit der Tourismus in der eigenen Stadt
oder Region noch gar nicht angekommen ist. Und man schon einen
einzelnen Wanderer – ich kann als Beispiel dienen - oft genug
ansieht wie einen Menschen, den sie als Touristen nicht einzuschätzen
vermögen. Tourismus aber – so meine ich – beginnt bei den Einheimischen und ihrer Einstellung zum Tourismus. In Städten wie dem gerade erlebten Bamberg klagt man zwar über die Massen, die sich an manchen Tagen durch die Straßen wälzen. Im Grunde weiß man aber um die Bedeutung des Tourismus, lebt damit, arrangiert sich tagtäglich als Auto- oder Radfahrer mit den Massen und findet sich zurecht. Letztlich doch in dem Bewusstsein, dass man in einer Stadt oder Region beheimatet ist, in die Besucher von weither kommen, um sie mit allen ihren Eigen- und Besonderheiten wenigstens einmal zu erleben.
Es war an diesem Wochenende eine
Excursion, mit vielen Eindrücken und Erlebnissen, für die die
Organisatoren, die Stadt- und Gästeführer (persona Dorothee
Schwarz) und dem Reiseunternehmen Brauer – Weihrauch mit Angelika Lautenbach (selbst Gilde-Mitglied), die das Programm erstellte und für dessen reibungslosen Ablauf sorgte, aller Dank gebührt. Nicht zu vergessen auch den Busfahrer Michael Simon, der absolut zuverlässig uns Teilnehmer nach Bamberg und zurück brachte Ich komme auf die inhaltliche Excursion noch besonders zurück.
(Das Dombild (1) ist dem Katalog entnommen)
(Das Dombild (1) ist dem Katalog entnommen)
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