Freitag, 27. September 2013

Begeistertes Publikum bei der „Hochzeit des Figaro“

Kürzlich hatte ich darüber geklagt, dass ich mich durch die heiße Phase der Bundestagswahl und deren Berichterstattung davon ablenken ließ, meine Eindrücke zur Operngala und danach zu „Figaros Hochzeit“
jeweils gleich nach deren Besuch im Theater Nordhausen hier festzuhalten. Beide Aufführungen standen ja insofern in enger Verbindung, als in der Operngala am 7. Sept. einige Arien aus der „Hochzeit des Figaro“ geboten wurden, die bei mir optisch und akustisch zumindest teilweise noch nachklangen zum Zeitpunkt der Premiere dieser Oper zwei Wochen später. Inzwischen sind weitere zwei Wochen vergangen und ließ die Erinnerung doch teilweise jedenfalls verblassen, soweit es zumindest den Gesang und die Präsentation der Solisten in den genannten Aufführungen betrifft. Während ja die Handlung jederzeit „abrufbar“ ist.

Bei dem Versuch, nun beides in einen Kontext zu bringen, kommt mir die Einsicht, dass das nur bedingt möglich ist. Und ich mir dabei noch nicht einmal sicher bin, ob das von Vor- oder Nachteil ist. Und das deshalb, weil in der Operngala die jeweilige Solistin und Solist im Blickpunkt stand, während sich in der Oper selbst ihr Auftreten mit der Handlung verbindet, die jeweils dargestellt und besungen wird. So war ich zum Beispiel – und natürlich – von dem Gesang der „jungen Nachtigall“ (O-Ton
Tietje) Elena Puszta in der Operngala ebenso begeistert, wie mich ihre Darstellung in Gestik und Mimik beeindruckte. Als Susanna in der Oper kam letzteres bei weitem nicht ebenso zum Ausdruck. Während Thomas Kohl, der sich in der Operngala als Figaro mit nur einer Arie empfahl, in der Oper über die gesamte Dauer der Handlung überzeugte, ja begeisterte. Sei mir auch erlaubt, den ersten Auftritt von Bianca Koch in der Operngala ob ihres Outfits als „mäßig“ zu bezeichnen (Bild) während ich sie im weiteren Verlauf umso attraktiver fand. Und in der Oper (Inszenierung: Kay Link) die in die Jetztzeit verlegt wurde (Ausstattung: Frank Albert) trat sie ausgesprochen elegant in Erscheinung. Dass auch ihre Stimme zu jenen gehört, die ich schon in meinen vorhergegangenen Eintrag als ausgezeichnet im Rahmen der Gesamtheit
des Ensembles empfand, will ich hier ausdrücklich betonen. Und kann eigentlich nur in übertragenem Sinne wiederholen, was ich schon zur Operngala bemerkte: Es bleibt mir festzustellen, dass in dieser „Hochzeit des Figaro“ ein Geschehen geboten wurde mit vielen hervorragenden Stimmen als Interpreten, einem Theaterchor und einem Orchester, das diese Interpreten in einer Weise begleitete, die ebenso ansprach, wie sie nachhaltig beeindruckte. Und das in einem räumlichen Umfeld, sprich Ausstattung, das recht nüchtern wirkte und im ersten Hinsehen durch die vielen Kartons eher den Eindruck weckte, die gräfliche Familie sei im Umzug begriffen. Dass Graf Almaviva (Yoontaeck Rhim) demgegenüber lüsterne Absichten gegenüber Susanna (Elena Puszta) der Braut Figaros verfolgte – zu denen er sich übrigens nach damaligen Unsancen berechtigt fühlte – die er teilweise auch recht dreist zum Ausdruck brachte - wirkte in diesem räumlichen Umfeld weniger romantisch und eher plump . Und erhielt mehr durch Figaro, der Hausdame Marcellina (Brigitte Roth) und mehr noch durch die Hosenrolle des Pagen Cherubino (Yunfei Lu) gesellschaftliches Flair und amourösen Anspruch. Auch die Gräfin (Bianca Koch) ist einer harten emotionalen Anfechtung ausgesetzt, denn sie ist wie Susanna und Figaro ein emotional-empfindsamer Charakter. Und
stellt ihre Liebe über das aristokratische Herrschaftssystem. Die gesamte Handlung ist gekennzeichnet von Leidenschaft, Intrigen und Eifersucht, die schließlich zu Turbulenzen im Garten des gräflichen Anwesens führen, die den Grafen durch die listenreiche oder kluge Verhaltensweise der „vereinigten“
Weiblichkeit letztlich sogar nötigt, seine Gattin vor der gesamten höfischen Gesellschaft (Theaterchor) und Dienerschaft um Verzeihung zu bitten. Die Überwindung dazu war ihm bei seinem bis dahin gezeigten herrschsüchtigen Wesen anzumerken. Ich fand jedenfalls die gesamte Aufführung bei aller Turbulenz und besonders durch die Stimmen der Akteure begeisternd Das Publikum in der Premiere mag es ähnlich empfunden haben, wie der Beifall schon während und sehr viel mehr noch nach dem Ende der Aufführung erkennen ließ.
Fotos: Theater NDH und eigenes

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