Kürzlich hatte ich darüber geklagt,
dass ich mich durch die heiße Phase der Bundestagswahl und deren
Berichterstattung davon ablenken ließ, meine Eindrücke zur
Operngala und danach zu „Figaros Hochzeit“
jeweils gleich nach
deren Besuch im Theater Nordhausen hier festzuhalten. Beide
Aufführungen standen ja insofern in enger Verbindung, als in der
Operngala am 7. Sept. einige Arien aus der „Hochzeit des Figaro“
geboten wurden, die bei mir optisch und akustisch zumindest teilweise
noch nachklangen zum Zeitpunkt der Premiere dieser Oper zwei Wochen
später. Inzwischen sind weitere zwei Wochen vergangen und ließ die
Erinnerung doch teilweise jedenfalls verblassen, soweit es zumindest
den Gesang und die Präsentation der Solisten in den genannten
Aufführungen betrifft. Während ja die Handlung jederzeit „abrufbar“
ist.
Bei dem Versuch, nun beides in einen
Kontext zu bringen, kommt mir die Einsicht, dass das nur bedingt
möglich ist. Und ich mir dabei noch nicht einmal sicher bin, ob das
von Vor- oder Nachteil ist. Und das deshalb, weil in der Operngala
die jeweilige Solistin und Solist im Blickpunkt stand, während sich
in der Oper selbst ihr Auftreten mit der Handlung verbindet, die
jeweils dargestellt und besungen wird. So war ich zum Beispiel –
und natürlich – von dem Gesang der „jungen Nachtigall“ (O-Ton
Tietje) Elena Puszta in der Operngala ebenso begeistert, wie mich
ihre Darstellung in Gestik und Mimik beeindruckte. Als Susanna in der
Oper kam letzteres bei weitem nicht ebenso zum Ausdruck. Während
Thomas Kohl, der sich in der Operngala als Figaro mit nur einer Arie
empfahl, in der Oper über die gesamte Dauer der Handlung überzeugte,
ja begeisterte. Sei mir auch erlaubt, den ersten Auftritt von Bianca
Koch in der Operngala ob ihres Outfits als „mäßig“ zu
bezeichnen (Bild) während ich sie im weiteren Verlauf umso
attraktiver fand. Und in der Oper (Inszenierung: Kay Link) die in die
Jetztzeit verlegt wurde (Ausstattung: Frank Albert) trat sie
ausgesprochen elegant in Erscheinung. Dass auch ihre Stimme zu jenen
gehört, die ich schon in meinen vorhergegangenen Eintrag als
ausgezeichnet im Rahmen der Gesamtheit
des Ensembles empfand, will
ich hier ausdrücklich betonen. Und kann eigentlich nur in
übertragenem Sinne wiederholen, was ich schon zur Operngala
bemerkte: Es bleibt mir festzustellen, dass in dieser „Hochzeit des
Figaro“ ein Geschehen geboten wurde mit vielen hervorragenden
Stimmen als Interpreten, einem Theaterchor und einem Orchester, das
diese Interpreten in einer Weise begleitete, die ebenso ansprach, wie
sie nachhaltig beeindruckte. Und das in einem räumlichen Umfeld,
sprich Ausstattung, das recht nüchtern wirkte und im ersten Hinsehen
durch die vielen Kartons eher den Eindruck weckte, die gräfliche
Familie sei im Umzug begriffen. Dass Graf Almaviva (Yoontaeck Rhim)
demgegenüber lüsterne Absichten gegenüber Susanna (Elena Puszta)
der Braut Figaros verfolgte – zu denen er sich übrigens nach
damaligen Unsancen berechtigt fühlte – die er teilweise auch recht
dreist zum Ausdruck brachte - wirkte in diesem räumlichen Umfeld
weniger romantisch und eher plump . Und erhielt mehr durch Figaro,
der Hausdame Marcellina (Brigitte Roth) und mehr noch durch die
Hosenrolle des Pagen Cherubino (Yunfei Lu) gesellschaftliches Flair
und amourösen Anspruch. Auch die Gräfin (Bianca Koch) ist einer
harten emotionalen Anfechtung ausgesetzt, denn sie ist wie Susanna
und Figaro ein emotional-empfindsamer Charakter. Und
stellt ihre
Liebe über das aristokratische Herrschaftssystem. Die gesamte
Handlung ist gekennzeichnet von Leidenschaft, Intrigen und
Eifersucht, die schließlich zu Turbulenzen im Garten des gräflichen
Anwesens führen, die den Grafen durch die listenreiche oder kluge
Verhaltensweise der „vereinigten“ Weiblichkeit letztlich sogar nötigt, seine Gattin vor der gesamten höfischen Gesellschaft (Theaterchor) und Dienerschaft um Verzeihung zu bitten. Die Überwindung dazu war ihm bei seinem bis dahin gezeigten herrschsüchtigen Wesen anzumerken. Ich fand jedenfalls die gesamte Aufführung bei aller Turbulenz und besonders durch die Stimmen der Akteure begeisternd Das Publikum in der Premiere mag es ähnlich empfunden haben, wie der Beifall schon während und sehr viel mehr noch nach dem Ende der Aufführung erkennen ließ.
Fotos: Theater NDH und eigenes



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