Montag, 9. September 2013

Tradition pflegen heißt nicht, Asche aufbewahren . . .

So begann am Samstag zur thüringenweiten Eröffnung des Denkmaltages 2013 im Heringer Schloss Nordhausens Landrätin Birgit Keller ihre Ansprache. Nachdem zuvor Heringens Bürgermeister Maik Schröter die Gäste dieses Festaktes einschließlich der Vertreterinnen und Vertreter der Medien begrüßt hatte, letztere in der Hoffnung, „dass die Berichterstattung entsprechend der Stimmungslage ausfällt“. Ob das der Fall war, mögen die Leser der inzwischen erschienenen Berichte selbst entscheiden.

Nach dem Bürgermeister der Helmestadt trat also Birgit Keller ans Rednerpult und begann ihre Ansprache mit dem Zitat des einstigen französischen Sozialisten Jean Jaures „Tradition pflegen heißt nicht, Asche aufbewahren, sondern Glut am Glühen halten“ Um dann weiter auszuführen: „Diese Worte symbolisieren für mich sehr anschaulich, welche Verantwortung für uns aus unseren Denkmalen, ihrer Erhaltung und vor allem ihrer Belebung erweckt. Denkmale sind sicht- und greifbare Zeichen unserer Geschichte und Traditionen. Sie inspirieren uns und lassen uns in die Vergangenheit reichen. Und es ist wahrlich ein großer Erfolg, wenn es und gelingt, sie für die Zukunft zu erhalten und zu nutzen. So, wie dieses Schloss, das seit fast 700 Jahren das Ortsbild von Heringen prägt, und in dem auch ich Sie herzlich willkommen heiße, noch einmal. Das Schloss Heringen hat sich in den vergangenen Jahren in ein wahres Schmuckstück verwandelt. Und es strahlt nun weithin sichtbar hell und freundlich in die Goldene Aue hinaus. Es macht mir große Freude, heute hier mit Ihnen die landesweite Eröffnung des Tages des offenen Denkmals feiern zu können. Diesen Festakt endlich einmal nach Nordthüringen, in den Landkreis Nordhausen zu holen, hat und sehr, sehr gefreut. Und wir waren deshalb natürlich gern bereit, das Land tatkräftig bei der Gestaltung dieses Tages zu unterstützen. Für mich ist der jährliche Tag des offenen Denkmals einmal ein wichtiger sympolischer Anlass, der uns an unsere reiche Kulturgeschichte erinnert. Aber zum anderen – und das ist für mich fast noch wichtiger – zeigt der Denkmaltag Jahr für Jahr, wie stark das ehrenamtliche Engagement in und um unsere Denkmale ist, die nicht immer bequem sind, wie das Motto des Denkmaltages in diesem Jahr unterstreicht. Jenseits des Guten und Schönen, unbequeme Denkmale lautet ja der Leitspruch. Perfekt dazu passt das Modell, das Sie dort vorn sehen (Hinweis): So prächtig war einst das Rittergut des Freiherrn von Spiegel zum Desenberg in Werna. Ein imposanter, stattlicher Fachwerkbau. Heute gehört das Gebäude dem Landkreis. Dem leider die finanziellen Möglichkeiten fehlen, das einstige Rittergut zu sanieren und damit wieder nachhaltig nutzen zu können. Es steht seit Jahren leer. Hier in Heringen ist die Sanierung glücklicherweise gelungen. Durch Fördermittel in Millionenhöhe, die hierhin fließen konnten. Nachdem das Schloss als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung anerkannt wurde. Erreicht hat dies die Stadt Heringen mit der maßgeblicher Unterstützung vieler, vieler Ehrenamtlicher, allen voran die Interessengemeinschaft des Schlosses Heringen. Was ehrenamtliches Engagement für denkmalgeschützte Gebäude bewirken kann, zeigt sich hier und an vielen anderen Orte im Landkreis Nordhausen. Ich möchte diese Gelegenheit heute nutzen, um all denen zu danken, die sich dafür einsetzen, dass Denkmale erhalten, gepflegt und vor allem mit Leben erfüllt werden. Nur gemeinsam kann es gelingen, die Kulturschätze auch für die kommenden Generationen zu bewahren. Ein ganz aktuelles Beispiel dafür ist die Apostelbrücke bei Niedergebra. Nicht weit von hier entfernt, die erst vor einer Woche nach einer umfassenden Sanierung feierlich wieder eingeweiht wurde. Auch hier war ein Förderverein maßgeblich aktiv und hat sich für die Rettung dieses Kleinods eingesetzt. Und ist dafür zu Recht mit dem Thüringer Denkmalschutzpreis ausgezeichnet worden. Doch auch wir auf kommunaler Ebene sind gefragt: unser kulturelles Angebot zu stärken und zukunftsicher aufzustellen. Dazu werden wir im kommenden Jahr eine großartige Chance bekommen um unsere reiche Kulturlandschaft in der Region einen entscheidenden Schritt voran zu bringen. Etwa die Hälfte aller Thüringer Landkreise und kreisfreien Städte haben sich beim Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur darum beworben, ein überregionales Kultur-Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Wir haben uns gemeinsam mit unserem Nachbarlandkreis, dem Kyffhäuserkreis und den Städten Nordhausen und Sondershausen beworben; und wir haben gemeinsam den Landeskulturbeirat überzeugt. In Wort und in Tat (Beifall). Mit Hildburghausen und Sonneberg sind wir als eine von zwei neuen Modellregionen ausgewählt worden. Mit externer Begleitung werden wir nun gemeinsam mit weiteren Kommunen, Institutionen und Kulturschaffenden darüber diskutieren, wie sich unsere kulturellen Potenziale bestmöglich ausschöpfen und natürlich vernetzen lassen. Für die Menschen, die hier leben, in Städten wie im ländlichen Raum. Und natürlich auch für Gäste. So wie heute. Tut Gutes – und redet davon. Denn eines ist sicher: wir müssen viel mehr Anlässe wie diesen hier heute schaffen, um Besucher und Touristen hierher zu locken. Damit sie unsere Region entdecken. Ein
Besuch bei uns lohnt sich auf jeden Fall, denn wir haben viel zu bieten. Einige unserer Schätze und Sehenswürdigkeiten werden Sie heute selbst kennenlernen. Kommen Sie gern wieder, um auch noch den Rest zu erleben. Wir laden Sie herzlich dazu ein. Einen schönen Tag, hier in unseren Landkreis.“

Das also war die Ansprache der Landrätin Birgit Keller anlässlich des Festaktes zum Denkmaltag 2013 in Thüringen. Eine gehaltvolle Ansprache, wie ich meine, die auch seitens des Landkreises zumindest als Impulsgeber noch viel erwarten lässt.


Sei schließlich noch erwähnt, dass die Landrätin am Abend des Samstags im Theater Nordhausen anlässlich der Operngala vom Intendanten Lars Tietje begrüßt wurde und dort den diesjährigen Theaterpreis an Chefdramaturgin Dr.Anja Eisner überreichte.

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