Die
Nordhäuser Domgemeinde hatte für gestern ins Kapitelhaus des Domes
zum heiligen Kreuz eingeladen. Alois Prinz, bekannter und anerkannter
Buchautor zahlreicher Biografien würde aus seiner „Jesus-Biografie“
lesen. Man konnte also neugierig sein auf das Echo einer solchen
Einladung, die von der Domgemeinde und dem Buchhaus Rose initiiert
wurde.
Bevor
ich nun hier zum eigentlichen Thema komme,will ich etwas weiter
ausholen um allgemein verständlich zu machen, um wen es bei Alois
Prinz geht. Und ebenso über meine Vorstellungen und gestern
gewonnenen Eindrücke.
Für
mich und möglicherweise auch für mehr oder weniger viele
Interessenten kann von Bedeutung sein, dass der 1958 geborene Prinz
nach seinem Studium der Germanistik, Politologie, Philosophie und
Kommunikationswissenschaften auch noch parallel dazu als freier
Journalist arbeitete. Anschließend konzentrierte er sich auf das
Publizieren von Büchern und verfasste zahlreiche Biographien für
Jugendliche und Erwachsene. Und wenn man auch nur einige seiner
Bücher und Publikationen kennt, muss einen bewusst werden, mit
welcher Koryphäe man es bei Prinz zu tun hat, der auf investigativen
Gebiet und bei der Recherche geradezu beispielloses leistet. In der
Ankündigung der Domgemeinde zu dem gestrigen Vortrag heißt es, dass
er u.a. Verfasser der Biografien über Hermann Hesse, Hannah Arendt
und Ulrike Meinhof ist. Dazu bleibt einerseits anzumerken, dass er
für seine „Hannah Arendt“-Biografie 1998 den Evangelischen
Buchpreis erhielt, woraus sich schon ergibt, dass er ohne
konfessionell ausgerichtet zu sein, um Objektivität bemüht ist.
Dass er auch eine ganze Reihe weiterer Preise vor allem für seine
Jugendbücher erhielt, sei dabei nicht vergessen.
Meine
Bekanntschaft mit Alois Prinz als Autor von Biografien geht ins Jahr
2011 zurück, nachdem ich im „Perlentaucher“ auf den
„Brandstifter“ von Prinz aufmerksam gemacht wurde, der Biografie
des Joseph Goebbels. Ich besorgte sie mir, weil ich mich immer noch
als junger Mensch (und damaliger Hitlerjunge) an einige seiner Reden
erinnere und gelegentlich zu Überlegungen angeregt werde, wie es
diesen Demagogen dialektisch und
rhetorisch gelingen konnte, die
Massen für Hitler zu begeistern und zu mobilisieren. Und soweit das
meiner Meinung möglich ist, gelang es Prinz bisher am besten, dieses
Phänomen zu erklären.
Ich
war jedenfalls neugierig, diesen Mann zu erleben und folgte der
Einladung der Domgemeinde. Wie viele Andere auch, denn der
Kapitelsaal konnte den Andrang kaum aufnehmen. Auch Pfarrer Hentrich
zeigte sich bei der Begrüßung der Teilnehmer erstaunt und zugleich
erfreut über das große Interesse. Dass er u.a. auch Superintendent
Michael Bornschein begrüßen konnte, und auch Pastor Johannes von
Biela unter den Gästen auszumachen war, zeugt von der ökumenischen
Atmosphäre, in dem diese Veranstaltung stattfand. Und natürlich dem
breiten sachlichen Interesse am Thema des Vortrags. Der demnach
ebenso in St. Blasii oder einer der anderen Gotteshäuser in
Nordhausen hätte stattfinden können.
Und
noch eine persönliche Bemerkung vor der thematischen Einschätzung:
ich versuchte, in der Anfangsphase des Vortrags Alois Prinz das
Auditorium im Bild festzuhalten und bemühte mich, das so dezent wie
möglich zu tun. Trotzdem gab es offenbar von Alois Prinz eine wie
auch immer geartete Bemerkung (ich konnte sie nicht verstehen) nach
der sich die Blicke auf mich richteten. Und das wunderte mich schon
deshalb, als ich von einem „g'standenen“ Journalisten erwartet
hätte, dass er mit den üblichen journalistischen Usancen bei
derartigen Vorgängen vertraut ist und stillschweigend in Kauf nimmt.
Was
sich dann nach einer recht ausführlichen Einführung seitens eines
Gemeindemitglieds (?) entwickelte, war ein computergestützter
Vortrag des Autors sowohl über die landschaftlichen,
gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse zu jener Zeit,
vervollständigt und illustriert durch archäologische Ergebnisse,
die das Geschehen zu
damaliger Zeit, und das Leben des „Nazareners“
Jesu transparent werden ließ. Prinz gelang es in seinem Vortrag,
den er mit gelesenen Auszügen seines Buches zusätzlich
veranschaulichte, ein allgemein verständliches, und
aufschlussreiches Geschichts- und Lebensbild Jesu auf der Grundlage
des Neuen Testamentes darzustellen. Wobei Prinz auch unter Hinweis
auf Geschichte und Gleichnisse der Evangelien die Rolle der Frauen,
seiner Mutter Maria, oder auch der Magdalenas würdigte. Neben
historischen Erkenntnissen erhielten die Zuhörer gleichzeitig auch
Einblicke aus Theologie, Philosophie, Literatur und Kunst. Ich halte
mich hier etwas enger an den Einführungstext der Biografie, weil ich
dem Vortragenden, der ohne Mikrofon sprach, oder auch aufgrund
mangelnden Hörvermögens nicht lückenlos zu folgen vermochte. Und
danach war Jesus für die einen ein politischer Rebell, für die
anderen der Messias und Gottes Sohn. Die Erwartungen an ihn waren
jedenfalls riesengroß. Doch nicht nur seine Eltern und engsten
Freunde verzweifelten manchmal geradezu an ihm, weil er ihre
Vorstellungen nicht erfüllte. Dennoch oder gerade deswegen haben er
und seine Lehre Sprengkraft bis
heute. Wie das möglich war und auch
heute noch ist, umriss Prinz in seinem anderthalb stündigen Vortrag
mit gelesenen Auszügen aus dem Buch. Das sich – so schrieb mal
ein Rezensent - für philosophisch, geschichtlich und religiös
interessierte Jugendliche gleichermaßen eignet, aber auch eine gute
Quelle für Erwachsene ist, die "schamhaft verschwiegene
Bildungslücken" ausmerzen wollen. Der Vortrag könnte mit
seiner grundsätzlichen Bedeutung ja auch dazu beigetragen haben,
solche Lücken zu schließen
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