Mittwoch, 25. September 2013

Um Durchblick bemüht

Drei Tage sind seit der Bundestagswahl vergangen und meine Presseschau hat meinen Archivordner „Wahl und danach“ in einer Weise anschwellen lassen wie ein jäh hereingebrochenes Hochwasser. Wonach ich überlege, ob ich meine Presseschau abbreche, um den Überblick zu behalten. Oder aber weiter Berichte und Kommentare sammle, in dem Bestreben, klare Vorstellungen über dieses „danach“ zu bekommen. Wenn ich da nicht gerade auf einen Artikel gestoßen wäre mit dem Titel „Warum wir Journalisten zurücktreten sollten“. In dem Sebastian Heiser von der taz argumentiert (Auszug): „ Wir Politikjournalisten müssten jetzt eigentlich geschlossen zurücktreten. Zumindest dann, wenn wir – ausnahmsweise – die Maßstäbe an uns anlegen, nach denen wir die Politiker bewerten. Dann müssten wir zum Ergebnis kommen: Wir haben versagt. Wir können es einfach nicht. Und wir haben unsere Leser, Hörer und Zuschauer getäuscht. . .“ (Ende des Auszugs).

Ein recht aufschlussreicher Artikel, in dem dieses „eigentlich“ und „ausnahmsweise“ ein Dilemma oder die ganze Unzulänglichkeit (heutiger) journalistischer Berichterstattung erkennen lässt: Man schreibt und kommentiert mit dem Anschein der Kompetenz über Themen und Probleme – wie hier über Politik in einer sehr entscheidenden Phase – ist sich wohl auch „ausnahmsweise“ und „eigentlich“ seiner Verantwortung bewusst, nur führt eine solche Einsicht seiner Fehlbarkeit – die hier sehr deutlich wurde – weder zu redaktionellen noch zu persönlichen Konsequenzen. Und das, was etablierte Politikjournalisten bei Politikern gerade jetzt in der Konsequenz der Bundestagswahl nicht gelten lassen, nämlich ein „weiter so“ (unter Berücksichtigung gewonnener Einsichten) nimmt man ohne erkennbare Konsequenzen für sich in Anspruch.

Und wenn ich auch nicht unterstelle, dass man im Ergebnis seiner Arbeit aus übersteigerter Selbsteinschätzung oder Überheblichkeit das Risiko einer Täuschung von Lesern, Hörer und Zuschauer in Kauf nimmt, meine ich, dass mehr selbstkritisches Hinterfragen nötig sein könnte. Was im übrigen nicht nur für Fachjournalisten gilt. Und der Trend geht seit dem Zeitalter des Internet ganz sicher nicht zu mehr Sorgfalt, Recherche und damit Verantwortung. Einen „klaren“ und zuverlässigen Durchblick kann ich also bei einer solchen Sachlage weder in Bezug auf das aktuelle politische Geschehen, noch sonst kaum bekommen. Und das Ansehen der Journalisten wird sich damit auch nicht bessern. Eine Entwicklung, die man nur bedauern kann.  

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