Nordhausen
 (psv) In dieser Woche lädt Kunsthaus-Leiterin Susanne Hinsching gleich 
zweimal zu einer Führung durch die Sonderausstellung
 „Gezeichnetes Gewissen“ mit Werken von Käthe Kollwitz und Otto Pankok 
ein. Die erste Führung findet am Donnerstag-Abend, um 19 Uhr, und die 
zweite am Sonntag-Nachmittag, um 15Uhr statt.
Die
 Nordhäuser Ausstellung zeigt mit 90 Werken die wichtigsten Arbeiten von
 Käthe Kollwitz. Besonders beeindruckend sind dabei
 ihre Selbstbildnisse, denen im Kunsthaus Meyenburg ein ganzer 
Ausstellungsraum gewidmet ist. Käthe Kollwitz hat sich während ihres 
gesamten künstlerischen Schaffens mit dem Sujet des Selbstbildnisses 
beschäftigt. Ihr Oeuvre weist über 100 verschiedene Porträts
 der Künstlerin auf, die sie seit ihrer Studienzeit in den 
unterschiedlichsten Techniken, Lithographie, Radierung, Kohle- und 
Pastellzeichnung, anfertigte.
Die
 Selbstbildnisse zeigen die intensive und kritische Konfrontation mit 
dem eigenen Ich. Sie widerspiegeln – wie ein Tagebuch
 – die augenblickliche seelische Verfassung der Künstlerin und sind 
gleichzeitig auch ein Spiegel der Zeit. Käthe Kollwitz wählte 
verschiedene Ansichten von sich selbst, manchmal Frontal, manchmal 
Dreiviertel- oder Vollprofil. Einige Arbeiten zeigen die Künstlerin
 als Brustbild, in anderen wählt sie einen begrenzten Ausschnitt ihres 
Gesichtes, der damit umso expressiver ihre Gedanken auf den Betrachter 
überträgt, den sie – wie auf sich selbst blickend – stets eindringlich 
und direkt anschaut. Das früheste Werk entstand
 im Jahr 1889.
Auch
 das Motiv „Frau“ zeigt Kollwitz‘ Vorliebe für die arbeitende Frau, die 
trotz Leid, Schmerz und Entbehrungen auch Freude
 und Sinnlichkeit ausstrahlen kann. Selbst in ihren Aktzeichnungen 
präsentiert die Künstlerin nicht den makellosen Körper, sondern stellt 
das Schicksal der Dargestellten in den Vordergrund, in dem sie die 
abgearbeiteten und deformierten Körper der Frauen schonungslos
 realistisch und ohne jegliche Verklärung darstellt. Der eigenartige 
Reiz entsteht durch ihren sensiblen Umgang mit dem Motiv und die weichen
 und fließenden Linien in diesen Zeichnungen.
Die
 Künstlerin legte immer besonderen Wert darauf, die Wirksamkeit der 
Frauen im gesellschaftlichen Leben darzustellen. Ihre
 Werke zeigen, dass Käthe Kollwitz, obwohl sie über 50 Jahre in Berlin 
gelebt hat, in ihrer Mentalität und ihrem künstlerischen Empfinden dem 
Norden verbunden ist, wo sie 1867 in Königsberg geboren wurde. So bildet
 auch Königsberg den wegweisenden Ausgangspunkt
 ihres Schaffens, auf den sie in ihrer Kunst immer wieder Bezug nimmt.
Ein
 zentrales Thema im Oeuvre von Käthe Kollwitz, das auch im Kunsthaus 
einen breiten Raum einnimmt, ist „Mutter und Kind“.
 Die Künstlerin unterscheidet dabei die Motive „Mutter mit Kind“, die in
 intimen Szenen das innig-zarte und liebevolle Verhältnis zwischen 
Mutter und Kind zeigen. Das tragische Gegenstück dazu bilden die 
zahlreichen Arbeiten zu „Mutter mit totem Kind“, das
 sie ebenfalls viele Jahre beschäftigt hat. Glück und Unglück bzw. 
Geburt und Tod finden bei Käthe Kollwitz die entsprechende sensible 
Darstellungsweise, um die erforderliche Zartheit der Empfindungen zum 
Ausdruck zu bringen. Kollwitz schafft es stets, ihre
 Werke mitfühlend zu gestalten, so werden trotz Not und Schmerz die 
Kinder von der Mutter behütet und finden Geborgenheit. Häufig geht die 
Künstlerin von persönlichen Erlebnissen und Empfindungen aus und setzt 
diese in eine allgemeingültige Formensprache um.
 Auch die Angst um die eigenen Kinder, die Kollwitz immer wieder 
empfand, verarbeitete sie mit diesen Werken. Als Mutter von 2 Söhnen 
gehörte die Mutterschaft für sie zu den „entscheidenden Grunderlebnissen
 eines erfüllten Lebens“.
Die Ausstellung ist noch bis zum 9. November im Kunsthaus Meyenburg zu sehen. Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 17 Uhr


Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen