Montag, 6. Oktober 2014

Mit Käthe Kollwitz im Zwiegespräch

Nordhausen (psv) In dieser Woche lädt Kunsthaus-Leiterin Susanne Hinsching gleich zweimal zu einer Führung durch die Sonderausstellung „Gezeichnetes Gewissen“ mit Werken von Käthe Kollwitz und Otto Pankok ein. Die erste Führung findet am Donnerstag-Abend, um 19 Uhr, und die zweite am Sonntag-Nachmittag, um 15Uhr statt.

Die Nordhäuser Ausstellung zeigt mit 90 Werken die wichtigsten Arbeiten von Käthe Kollwitz. Besonders beeindruckend sind dabei ihre Selbstbildnisse, denen im Kunsthaus Meyenburg ein ganzer Ausstellungsraum gewidmet ist. Käthe Kollwitz hat sich während ihres gesamten künstlerischen Schaffens mit dem Sujet des Selbstbildnisses beschäftigt. Ihr Oeuvre weist über 100 verschiedene Porträts der Künstlerin auf, die sie seit ihrer Studienzeit in den unterschiedlichsten Techniken, Lithographie, Radierung, Kohle- und Pastellzeichnung, anfertigte.

Die Selbstbildnisse zeigen die intensive und kritische Konfrontation mit dem eigenen Ich. Sie widerspiegeln – wie ein Tagebuch – die augenblickliche seelische Verfassung der Künstlerin und sind gleichzeitig auch ein Spiegel der Zeit. Käthe Kollwitz wählte verschiedene Ansichten von sich selbst, manchmal Frontal, manchmal Dreiviertel- oder Vollprofil. Einige Arbeiten zeigen die Künstlerin als Brustbild, in anderen wählt sie einen begrenzten Ausschnitt ihres Gesichtes, der damit umso expressiver ihre Gedanken auf den Betrachter überträgt, den sie – wie auf sich selbst blickend – stets eindringlich und direkt anschaut. Das früheste Werk entstand im Jahr 1889.

Auch das Motiv „Frau“ zeigt Kollwitz‘ Vorliebe für die arbeitende Frau, die trotz Leid, Schmerz und Entbehrungen auch Freude und Sinnlichkeit ausstrahlen kann. Selbst in ihren Aktzeichnungen präsentiert die Künstlerin nicht den makellosen Körper, sondern stellt das Schicksal der Dargestellten in den Vordergrund, in dem sie die abgearbeiteten und deformierten Körper der Frauen schonungslos realistisch und ohne jegliche Verklärung darstellt. Der eigenartige Reiz entsteht durch ihren sensiblen Umgang mit dem Motiv und die weichen und fließenden Linien in diesen Zeichnungen.

Die Künstlerin legte immer besonderen Wert darauf, die Wirksamkeit der Frauen im gesellschaftlichen Leben darzustellen. Ihre Werke zeigen, dass Käthe Kollwitz, obwohl sie über 50 Jahre in Berlin gelebt hat, in ihrer Mentalität und ihrem künstlerischen Empfinden dem Norden verbunden ist, wo sie 1867 in Königsberg geboren wurde. So bildet auch Königsberg den wegweisenden Ausgangspunkt ihres Schaffens, auf den sie in ihrer Kunst immer wieder Bezug nimmt.

Ein zentrales Thema im Oeuvre von Käthe Kollwitz, das auch im Kunsthaus einen breiten Raum einnimmt, ist „Mutter und Kind“. Die Künstlerin unterscheidet dabei die Motive „Mutter mit Kind“, die in intimen Szenen das innig-zarte und liebevolle Verhältnis zwischen Mutter und Kind zeigen. Das tragische Gegenstück dazu bilden die
zahlreichen Arbeiten zu „Mutter mit totem Kind“, das sie ebenfalls viele Jahre beschäftigt hat. Glück und Unglück bzw. Geburt und Tod finden bei Käthe Kollwitz die entsprechende sensible Darstellungsweise, um die erforderliche Zartheit der Empfindungen zum Ausdruck zu bringen. Kollwitz schafft es stets, ihre Werke mitfühlend zu gestalten, so werden trotz Not und Schmerz die Kinder von der Mutter behütet und finden Geborgenheit. Häufig geht die Künstlerin von persönlichen Erlebnissen und Empfindungen aus und setzt diese in eine allgemeingültige Formensprache um. Auch die Angst um die eigenen Kinder, die Kollwitz immer wieder empfand, verarbeitete sie mit diesen Werken. Als Mutter von 2 Söhnen gehörte die Mutterschaft für sie zu den „entscheidenden Grunderlebnissen eines erfüllten Lebens“.


Die Ausstellung ist noch bis zum 9. November im Kunsthaus Meyenburg zu sehen. Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 17 Uhr

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