Umrahmt
wird die aktuelle Ausgabe von zwei Abbildungen mit unterschiedlicher
Wirkkraft. Auf dem Titelblatt ist die mutmaßliche Nordhäuser
Magistratskette, jüngst in Privatbesitz in den USA aufgetaucht,
abgebildet. Vielleicht gelingt es ja, sie zur Präsentation in der
Flohburg | Das Nordhausen Museum zurück zu erlangen? Auf der letzten
Seite findet sich ein Foto vom Ehrenmal der im 1. Weltkrieg
gefallenen Lehrer und Schüler des Nordhäuser Gymnasiums, die
namentlich aufgeführt wurden.
Die
geschichtlich-landeskundlichen Beiträge warten auch in dieser
Ausgabe mit einem breiten Spektrum an Themen und Autoren auf: Den
Aufstieg und das Verhängnis der jüdischen Familie
Bach-Schlesinger-Hermann thematisiert Dr. Manfred Schröder durch die
bange Frage: „Wo sind sie geblieben?“. In einem historischen
Abriss vom Einwandern des böhmischen Urahns Moses Bacharach bis zum
Schicksal des letzten Zeitzeugen dieses Schicksals, Kurt J. Herrmann
in Los Angeles, wird die bewegende Geschichte dieser Familie im
Holocaust geschildert.
Herbert
Gerhardt beleuchtet dagegen in seinem Artikel „Ein vergessenes
Nordhäuser Kirchenblatt“ Entstehung und Werdegang der
evangelischen Publikation „Mut und Kraft“. Im ersten Kriegsjahr
1914 zum ersten Mal verlegt, fiel es spätestens in den 1930er Jahren
dem Zeitgeist anheim und entwickelte sich zu einem Periodikum der
NS-hörigen „Deutschen Christen“. Gerhardts Sammlung ist
einzigartig und hat hohen dokumentarischen Wert. Doch hatte jener
Zeitgeist auch alle Einwohner der Region gleichmäßig heimgesucht?
Anhand der Äußerungen der Bleicheröder Bevölkerung in den ersten
Jahren des Dritten Reichs, versucht Dr. Dirk Schmidt diese
Fragestellung für die aktuelle Ausgabe anhand der Stimmungsberichte
des damaligen NS-Bürgermeisters zu beantworten. Er komprimiert die
archivalische Überlieferung in vier knappen Lageberichten und
fördert so Interessantes und Bemerkenswertes zu Tage.
Desweiteren
wird der letzte Teil der Fortsetzungsgeschichte von Hans-Joachim
Grönke und A. Schönwetter über die „Saarländer in Nordhausen“
geboten, der an die vielen kleinen und großen Begebenheiten jener
Evakuierungszeit nach dem Herbst 1939 erinnert. Ebenso findet sich
ein Artikel über die geplante Beretalsperre und die möglichen
Trassenführungen der Harzquerbahn, geboten von Hellmut Lang. Er
erläutert die Vorhaben und erkundete mit viel Mühe, was aus den
Plänen von einst geworden ist. Den Themenkomplex beschließen ein
Artikel Ullrich Mallis‘ über die kupferne Rose im Nordhäuser
Rosengarten, der chronologische Jahresrückblick 2013, ein kleiner
Nordhisser Schnurrn und ein romantisches Gedicht Horst Köhlers,
dessen „Abendlicht“ auf den Spuren von Joseph v. Eichendorff
wandelt.
In
den „Nachrichten aus Archiven, Museen und Bibliotheken“ stellt
Fritz Reinboth bisher unbekannte Tagebuchaufzeichnungen des
ehemaligen Direktors des „Lindenhof“-Museums, Friedrich Stolberg,
vor. Sie werfen einen unverstellten Blick in den Alltag des
Museumsdirektors und Stadtarchivars am Vorabend des Kriegsausbruchs
in einer Zeit von Lügen und selbstzerstörerischer Kulturlosigkeit.
Nicht erst die Bombardierung 1945 hat den Stadtmuseen schweren
Schaden zugefügt.
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