Freitag, 1. November 2013

Männergesundheit 2013

Das Nordhäuser Südharzklinikum hatte sich an der 5. Nacht der Wissenschaften mit einer ganzen Anzahl Fachvorträgen beteiligt und sogar mit einem eigenen Programmblatt auf diese Vorträge aufmerksam gemacht. Das schon Tage zuvor am Tresen des Informationsstandes in der Empfangshalle des Klinikums auflag. Dort wurden dann auch am Mittwoch die Interessenten an den Vorträgen erwartet und in die jeweils vorgesehenen Vortragsräume geleitet.
Dass mein Interesse zunächst wenigstens der Männergesundheit 2013 galt mag verständlich sein, referierte der Chefart der Klinik für Urologie, Dr.med. Matthias Beintker doch zu einem Thema, das dem zunehmenden Alter des Mannes gewidmet war, nämlich seinem Testosteronhaushalt. Und im Zuge der demografischen Entwicklung wird diese Problematik zunehmend aktuell.Dass sich unter den versammelten Zuhörern auch Frauen befanden, mag sich daraus erklären, dass dieser Testosteronhaushalt auch unmittelbare Auswirkungen auf das Sexualleben hat.
Chefarzt Dr. Beintker stellte zunächst seine Klinik mit dem Hinweis vor, dass es sein persönliches Anliegen ist, dass in ihr die Philosophie vertreten wird, kompetent zu sein, Erfahrungen zu haben, Zuwendung zu bringen, und in der Technik auch immer eine Vorreiterrolle zu spielen. Seit 12 Jahren steht er der Klinik vor, stets mit dem Bestreben, eine solche Vorreiterrolle zu spielen um damit höchstmöglichen wissenschaftlichen Standard auf diesem Gebiet bieten zu können. Dass er in der praktischen (Vortrags-)Darstellung aber auch allgemeinverständlich zu vermitteln vermag, zeigte sich im folgenden Fachvortrag.
In dem er eingangs deutlich machte, dass Testosteron das wichtigste Sexualhormon im männlichen Körper ist, aber auch im weiblichen Organismus vorhanden ist, wenn auch von sehr viel geringerer Bedeutung. Im männlichen Körper ist es dafür verantwortlich, dass sich ein junger Bursch' im Laufe der Pubertät zum Mann entwickelt. Neben der tiefen, männlichen Stimme ist Testosteron auch für die männliche Behaarung (z.B. Bartwuchs) und den männlichen Körperbau verantwortlich. Testosteron ist weiter wichtig für
die Bildung der roten Blutkörperchen (Sauerstofftransport)
die psychische Ausgeglichenheit
die Gedächtnisleistung, Orientierung, Koordination und Konzentration
Lust auf Sex (Libido)
und eine Vielzahl unterschiedlicher Sexualfunktionen

Hat Mann Probleme mit seiner Erektion, kann dies seinen Grund in einer Störung des Hormonhaushaltes haben, also einem Mangel an Testosteron. Und der kann sowohl die Lebensqualität beeinträchtigen, als auch negative Auswirkungen auf die Funktion verschiedener Organe haben

Der männliche Körper produziert mit zunehmenden Alter immer weniger Testosteron, also Geschlechtshormone. Der Anteil an Testosteron nimmt also aufgrund biologischer, aber auch krankheitsbedingter Vorgänge im Blut kontinuierlich ab, sodass nach und nach ein Testosteronmangel beim Mann entstehen kann. Der Testosteronspiegel beginnt bereits ab etwa dem 40. Lebensjahr kontinuierlich - etwa um ein Prozent jährlich - zu sinken. In der Folge kann es dann zu altersbedingten Testosteronmangel kommen, der auch als Andropause bezeichnet wird.

Dr. Beintker unterstützte seinen Vortrag mit gebeamten Schaubildern und veranschaulichte damit auch optisch die körperlichen und psychischen Vorgänge und möglichen Folgen beim Mann durch diese zunehmende Mangelerscheinung. Wobei er betonte, dass solche Folgen nicht notwendigerweise eintreten („der Mensch ist keine Maschine“), man aber mit zunehmenden Alter damit rechnen muss. Und auf mögliche Veränderungen in Physik und Psyche achten sollte. Erste Anzeichen sind oftmals Abnahme der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit und/oder auch psychische Beschwerden. Unspezifische Störungen werden allerdings oft nicht als Zeichen eines Hormonmangels erkannt, sondern anderen Ursachen - etwa beruflichem und privatem Stress - zugeschrieben. Aber auch eine Abnahme der Muskelmasse und Zunahme von Fettpolstern besonders im Bauchbereich können auf einen Testosteronmangel hindeuten. Glaubt man, derartige Veränderungen festzustellen, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden. Die Diagnose Testosteronmangel kann der Arzt anhand der Beschwerden sowie mithilfe von einfachen Bluttests leicht stellen. Dabei ist es wichtig, dass er die einzelnen Symptome des Betroffenen ausführlich untersucht, um sie von möglichen anderen Erkrankungen abzugrenzen. „Testosterontherapie ist eine wissenschaftliche Standardtherapie, die medizinisch begründet ist und von den Krankenkassen bezahlt wird“, betonte der Klinikchef in diesem Zusammenhang.
Im Allgemeinen allerdings ist ein Testosteronmangel beim Mann eine normale Alterserscheinung und bedarf bei normalem Verlauf keiner besonderen Therapie. Es ist jedoch möglich, Testosteron zum Ausgleich des Hormondefizits einzunehmen. Es gibt Hinweise, dass sich der Ausgleich positiv auf die Beschwerden der Andropause auswirken kann. Testosteronpräparate sind hochwirksame Arzneimittel und dürfen nur bei nachgewiesenem Testosteronmangel angewendet werden. Aus der jahrelangen Erfahrung weiß man, dass die Behandlung sehr sicher ist. Notwendig ist allerdings, dass man sich dabei unbedingt an die Anweisungen des behandelnden Arztes hält und nicht eigenmächtig das Therapieschema ändert.
Der Vortrag des Klinikchefs machte deutlich, dass das altersbedingte Absinken des Testosteronspiegels zwar unausweichlich, aber kein Grund zur Besorgnis sein muss. Altern ist nun mal ein natürlicher biologischer Prozess - unabänderlicher Teil des menschlichen Lebens. Eine exakte Definition gibt es dafür nicht. Und in einer Partnerschaft ist gegenseitiges Verständnis nötig, nachdem ja auch bei der Frau nach den Wechseljahren die Lust auf Sex im allgemeinen abnimmt. Zum Problem kann es dann werden, wenn unterschiedliche Erwartungen da sind.
Dr. Beintker beantwortete nach seinem sehr anschaulichen Vortrag Fragen aus der Zuhörerschaft, die allerdings überwiegend theoretischer Natur waren. Die Problematik ist ja aber auch recht sensibel.

(Die Ausführungen des Referenten sind hier sinngemäß wiedergegeben und gründen sich teilweise auf die gebeamten Schautafeln und Tabellen, von denen hier nur einzelne als Beispiele eingestellt sind.)

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