Freitag, 22. November 2013

Ein Fass aufgemacht!?

Gestern erhielt ich einige zurückliegende Ausgaben der „Thüringer Allgemeine“, (TA) unter denen sich auch der Bericht über die erneute Auszeichnung dieser Zeitung über die Treuhand-Serie befand. Bekanntlich hatte ja die TA unlängst auf der Wartburg den Lokaljournalistenpreis 2012 der Konrad-Adenauer-Stiftung erhalten. Und ich erinnere mich eigentlich gern, dass ich im Jahr zuvor die „Neue Nordhäuser Zeitung“ (nnz) für diesen Preis vorgeschlagen hatte. Und dafür auch Unterstützer fand, die zunächst der Meinung waren, dass sie gute Chancen hätte, unter die Auszuzeichnenden zu kommen.

Es kam ganz anders, die redaktionelle Entwicklung hatte inzwischen einen Verlauf genommen, die eine ganz andere Richtung nahm, als sie erhofft wurde. Und wenn mir heute vom Herausgeber der nnz per Mail mitgeteilt und vorgeworfen wird, „Auch wenn Sie behindert sind, dreht sich das Universum . . . nicht um Sie“ scheint auch das auf dieser Linie zu liegen. Und nur, weil ich während einer Veranstaltung Rücksichtnahme auf meine Behinderung erbeten hatte. Und dieses Ansinnen flugs in ein angebliches „Blickrecht“ umgewandelt wurde, das ich verlangen oder verteidigen würde. Nur um weiter argumentieren zu können, ich würde ein solches gegen Grabe, Müller oder gegen Herrn Backhaus verteidigen. Dabei kann ich nichts verteidigen, das es gar nicht gibt, ich reklamiere Verständnis und Rücksicht. Und bedauere, dass das überhaupt nötig ist. Nachdem es doch erst jüngst während der Seniorenwoche die Redakteure in ihren Zeitungen waren, die während der Seniorenwoche glauben machten, sie würden sich für die Belange alter und behinderter Bürger einsetzen. Im praktischen Leben sieht das ganz anders aus. Und lässt diesen vorgeblichen Einsatz wie hier als pure Heuchelei erscheinen. Wie dieser Verweis des Peter Stefan Greiner zeigt.
Und schließlich noch einige „wortreiche“ Sätze in meinem ganz persönlichen Blog zu dem „Abfallreporter“ Hans-Georg Backhaus. Der sich ja nicht auf das bezieht, was er für die nnz schrieb und das ich als sehr gut bezeichnete. Sondern auf die mangelnde Rücksicht, gegenüber den hinter ihm Sitzenden. Und ich apostrophierte diese Bezeichnung ausdrücklich. Was für jemanden, der die deutsche Sprache wirklich beherrscht, seit eh und je bedeutet, dass der damit bezeichnete Begriff der Deutung bedarf. Wie kann er dann einfach beleidigend sein, wie Peter Stefan Greiner meint? Die nnz verfügt über keinen einzigen wirklichen Journalisten, wenn ich von einem gelegentlichen TA-Rentner absehe – sondern bedient sich wechselnder Leser-Reporter. Von denen der Historiker Dieter Golombek, Jurymitglied zum Lokaljournalistenpreis meint (Zitat): „Leser-Reporter halte ich ... für eine Überforderung. Dieser Idee fehlt es an Respekt vor der journalistischen Professionalität. Schreiben, Recherchieren, Zusammenhänge herstellen, Texten die richtige Länge zu verpassen und noch einiges mehr - das ist schon eine eigene Kunst.“ (Ende des Zitats).

Und wenn ich ob jener Bezeichnung von P.S.Greiner der Beleidigung bezichtigt werde, weil ich mich in jener Weise äußerte, dann erlaube ich mir schon, daran zu erinnern, was zum Beispiel der „Spiegel“ am 12. August unter dem Titel „Das Dekolletè von Nordhausen“ schrieb. Nachdem die nnz im August vom Werberat (ich schrieb ursprünglich irrtümlich von „Presserat“) wegen einer in der „Kleinen nnz“ veröffentlichten und als sexistisch eingestuften Werbung gerügt worden war (Auszug): „Wenn man mit Greiner spricht, gewinnt man den Eindruck, dass er - trotz #Aufschrei-Debatte - nicht versteht, wie ein solches Motiv zum Alltagssexismus beiträgt. Und dass Greiner zudem etwas Elementares missversteht: Seine Vergleiche und Ausführungen im Telefongespräch, die er aber nicht zitiert haben will, zielen darauf ab, dass er sich nicht um seine journalistische Unabhängigkeit bringen lassen will. Das an sich wäre kein Grund zur Beanstandung, im Gegenteil. Nur macht es eben wohl doch einen Unterschied, ob man sich von Politikern nicht in die Berichterstattung hineinreden lassen will - oder ob man sich weigert, sich von einer diskriminierenden Werbeanzeige zu distanzieren.“ (Ende des Auszugs). Es geht mir hier weniger um diese Anzeige selbst, als um den Standpunkt des P.S. Greiner, „der sich nicht um seine journalistische Unabhängigkeit bringen lassen möchte“. Warum er sich dann aber mir gegenüber und meinem ganz persönlichen Blog quasi als „Moralapostel“ äußert, kann ich nicht recht nachvollziehen. (In einigen Zeitungen und Institutionen wurden zu jener Anzeige noch sehr viel drastischere Vorwürfe geäußert.)
Zum Schluss sei noch einmal der Lokaljournalistenpreis erwähnt, den also 2012 die „Thüringer Allgemeine“ erhielt. In einem Interview mit dem ebenfalls schon erwähnten Historiker Dieter Golombek wurde ihm dabei die Frage gestellt: Gibt es einen erkennbaren Trend im aktuellen Lokaljournalismus?
Seine Antwort: „Die Guten werden immer besser. Die weniger Guten geraten immer mehr in die Gefahr, sich auf das Niveau von Anzeigenblättern hinzubewegen.“ Ich werde auch darüber vermehrt nachdenken.

Den mir gemachten Vorwurf, das Universum würde sich als Behinderten nicht um mich drehen, nur, weil ich ein zumutbares Maß an Rücksichtnahme reklamierte, ist ein Totschlagargument: unangemessen, konstruiert und sozial unakzeptabel. Trotzdem wünsche ich, dass es nicht irgendwann einmal auf den Verursacher zurückfällt. Im übrigen sollte er endlich zur Kenntnis nehmen, dass dies – im Gegensatz zur nnz - mein ganz persönlicher Blog ist, in den ich mir nicht hineinreden lasse.

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