Gestern erhielt ich einige
zurückliegende Ausgaben der „Thüringer Allgemeine“, (TA) unter
denen sich auch der Bericht über die erneute Auszeichnung dieser
Zeitung über die Treuhand-Serie befand. Bekanntlich hatte ja die TA
unlängst auf der Wartburg den Lokaljournalistenpreis 2012 der
Konrad-Adenauer-Stiftung erhalten. Und ich erinnere mich eigentlich
gern, dass ich im Jahr zuvor die „Neue Nordhäuser Zeitung“ (nnz)
für diesen Preis vorgeschlagen hatte. Und dafür auch Unterstützer
fand, die zunächst der Meinung waren, dass sie gute Chancen hätte,
unter die Auszuzeichnenden zu kommen.
Es kam ganz anders, die redaktionelle
Entwicklung hatte inzwischen einen Verlauf genommen, die eine ganz
andere Richtung nahm, als sie erhofft wurde. Und wenn mir
heute vom Herausgeber der nnz per Mail mitgeteilt und vorgeworfen
wird, „Auch wenn Sie behindert sind, dreht sich das Universum . . .
nicht um Sie“ scheint auch das auf dieser Linie zu liegen. Und nur,
weil ich während einer Veranstaltung Rücksichtnahme auf meine
Behinderung erbeten hatte. Und dieses Ansinnen flugs in ein
angebliches „Blickrecht“ umgewandelt wurde, das ich verlangen
oder verteidigen würde. Nur um weiter argumentieren zu können, ich
würde ein solches gegen Grabe, Müller oder gegen Herrn Backhaus
verteidigen. Dabei kann ich nichts verteidigen, das es gar nicht
gibt, ich reklamiere Verständnis und Rücksicht. Und bedauere, dass
das überhaupt nötig ist. Nachdem es doch erst jüngst während der
Seniorenwoche die Redakteure in ihren Zeitungen waren, die während
der Seniorenwoche glauben machten, sie würden sich für die Belange
alter und behinderter Bürger einsetzen. Im praktischen Leben sieht
das ganz anders aus. Und lässt diesen vorgeblichen Einsatz wie hier
als pure Heuchelei erscheinen. Wie dieser Verweis des Peter Stefan
Greiner zeigt.
Und schließlich noch einige
„wortreiche“ Sätze in meinem ganz persönlichen Blog zu dem
„Abfallreporter“ Hans-Georg Backhaus. Der sich ja nicht auf das
bezieht, was er für die nnz schrieb und das ich als sehr gut
bezeichnete. Sondern auf die mangelnde Rücksicht, gegenüber den
hinter ihm Sitzenden. Und ich apostrophierte diese Bezeichnung
ausdrücklich. Was für jemanden, der die deutsche Sprache wirklich
beherrscht, seit eh und je bedeutet, dass der damit bezeichnete
Begriff der Deutung bedarf. Wie kann er dann einfach beleidigend
sein, wie Peter Stefan Greiner meint? Die nnz verfügt über keinen
einzigen wirklichen Journalisten, wenn ich von einem gelegentlichen
TA-Rentner absehe – sondern bedient sich wechselnder
Leser-Reporter. Von denen der Historiker Dieter Golombek,
Jurymitglied zum Lokaljournalistenpreis meint (Zitat):
„Leser-Reporter halte ich ... für eine Überforderung. Dieser Idee
fehlt es an Respekt vor der journalistischen Professionalität.
Schreiben, Recherchieren, Zusammenhänge herstellen, Texten die
richtige Länge zu verpassen und noch einiges mehr - das ist schon
eine eigene Kunst.“ (Ende des Zitats).
Und wenn ich ob jener Bezeichnung von
P.S.Greiner der Beleidigung bezichtigt werde, weil ich mich in jener
Weise äußerte, dann erlaube ich mir schon, daran zu erinnern, was
zum Beispiel der „Spiegel“ am 12. August unter dem Titel „Das
Dekolletè von Nordhausen“ schrieb. Nachdem die nnz im August vom
Werberat (ich schrieb ursprünglich irrtümlich von „Presserat“)
wegen einer in der „Kleinen nnz“ veröffentlichten und als
sexistisch eingestuften Werbung gerügt worden war (Auszug): „Wenn
man mit Greiner spricht, gewinnt man den Eindruck, dass er - trotz
#Aufschrei-Debatte - nicht versteht, wie ein solches Motiv zum
Alltagssexismus beiträgt. Und dass Greiner zudem etwas Elementares
missversteht: Seine Vergleiche und Ausführungen im Telefongespräch,
die er aber nicht zitiert haben will, zielen darauf ab, dass er sich
nicht um seine journalistische Unabhängigkeit bringen lassen will.
Das an sich wäre kein Grund zur Beanstandung, im Gegenteil. Nur
macht es eben wohl doch einen Unterschied, ob man sich von Politikern
nicht in die Berichterstattung hineinreden lassen will - oder ob man
sich weigert, sich von einer
diskriminierenden Werbeanzeige zu distanzieren.“ (Ende des
Auszugs). Es geht mir hier weniger um diese Anzeige selbst, als um
den Standpunkt des P.S. Greiner, „der sich nicht um seine
journalistische Unabhängigkeit bringen lassen möchte“. Warum er
sich dann aber mir gegenüber und meinem ganz persönlichen Blog
quasi als „Moralapostel“ äußert, kann ich nicht recht
nachvollziehen. (In einigen Zeitungen und Institutionen wurden zu
jener Anzeige noch sehr viel drastischere Vorwürfe geäußert.)
Zum Schluss sei noch einmal der
Lokaljournalistenpreis erwähnt, den also 2012 die „Thüringer
Allgemeine“ erhielt. In einem Interview mit dem ebenfalls schon
erwähnten Historiker Dieter Golombek wurde ihm dabei die Frage
gestellt: Gibt es einen erkennbaren Trend im aktuellen
Lokaljournalismus?
Seine Antwort: „Die Guten werden
immer besser. Die weniger Guten geraten immer mehr in die Gefahr,
sich auf das Niveau von Anzeigenblättern hinzubewegen.“ Ich werde
auch darüber vermehrt nachdenken.
Den mir gemachten Vorwurf, das
Universum würde sich als Behinderten nicht um mich drehen, nur, weil
ich ein zumutbares Maß an Rücksichtnahme reklamierte, ist ein
Totschlagargument: unangemessen, konstruiert und sozial unakzeptabel.
Trotzdem wünsche ich, dass es nicht irgendwann einmal auf den
Verursacher zurückfällt. Im übrigen sollte er endlich zur Kenntnis
nehmen, dass dies – im Gegensatz zur nnz - mein ganz persönlicher
Blog ist, in den ich mir nicht hineinreden lasse.
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