Sonntag, 17. November 2013

Kunstwerke, die unmittelbar vom Auge in die Seele gehen

Das kann, nein, das muss eigentlich die Kunst von Elvira und Ekkehard Franz bei Betrachtern bewirken, wenn sie sich den Werken, die seit Samstag im Kunsthaus Meyenburg ausgestellt sind, nur gehörig aufgeschlossen und emotional nähern

Den Gästen der Vernissage am Samstag wurde es zusätzlich erleichtert durch die musikalische Einstimmung durch Annette Franzke von Theater Nordhausen am Keyboard, die auch den weiteren Verlauf der Eröffnungsveranstaltung musikalisch mitgestaltete. Natürlich aber und vor allem durch die Laudatio der Kunsthistorikerin und Leiterin des Kunsthauses Meyenburg, Susanne Hinsching. Die dabei – nach der Begrüßung und Einführung durch die 2. Beigeordnete der Stadt Nordhausen, Hannelore Haase (siehe meinen Eintrag zuvor) - die von ihr selbst vorgegebene Frage beantwortete, wie man Kunstwerke beschreibt, die sofort vom Auge in die Seele gehen. Und das geschah sehr ausführlich und sogar leicht nachvollziehbar. Hatte sie zunächst betont, dass die Werke der
beiden Künstler bewusst nebeneinander präsentiert werden und sich die Arbeiten von Ekkehard und Elvira Franz so gut ergänzen, dass sie sogar die Wirkung der Werke des jeweils Anderen steigern können, unterzog sie nun die Künstler mit ihren Werken einer gesonderten Betrachtung, beginnend mit Elvira Franz.
Die 1951 in Bad Blankeburg geboren wurde und eine echte Burg Giebichsteinerin ist, wie schon so viele Künstler vor ihr, die im Kunsthaus ausstellten (eine Reverenz). Seit 1990 ist die Künstlerin Mitglied im Verband bildender Künstler Thüringen (VBK), dessen Geschäftsführerin sie bis 2007 war. In diesem Jahr zog sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Ekkehard nach Quedlinburg, wo beide Künstler seitdem leben und freiberuflich tätig sind. Soweit zur Vita.
Die Werke Elvira Franz faszinieren durch ihre Farben, ihre Filigranität oder geschwungenen Linien. Werke, die Harmonie erzeugen, sowohl im Spiel der Farben, als auch der exakten geometrischen Flächen. Susanne Hinsching verwies in ihrer Laudatio auf einige der ausgestellten großflächigen Gemälde der Künstlerin und veranschaulichte deren Wellenlinien, die Bewegungen erzeugen, die auch auf den Betrachter übergehen. Diese Bewegungen sind fließend und ziehen sich manchmal über die ganze Bildfläche. Mitunter setzt die Künstlerin auch ganz bewusst konträre Flächen dagegen – sowohl in Form von Linien, als auch in Farbe – und unterbricht den Bewegungsfluss damit abrupt, wie zum Beispiel in der Arbeit „Dazwischen“. Elvira Franz' Werke sind wie Musik komponiert – Annette Franzke wirkte hier wie eine Interpretin – sie verwendet Farben wie Noten und so sieht der Betrachter eine Sinfonie aus Farben. Und hört sie dann vielleicht sogar klingen!

Und Ekkehard Franz? Auch er – geboren 1947 in Dedeleben (Ortsteil der Einheitsgemeinde Huy im Landkreis Harz) geboren – Absolvent von Burg Griebichenstein. Er absolvierte zunächst eine Lehre als Orgelbauer. Auch er Mitglied im VBK und freiberuflich als Kunsthandwerker tätig. Seine Objekte aus Holz – häufig Schatullen in runden und fast fließenden Formen - sind ebenfalls durch mehr oder minder gegenständliche Motive bemalt. Im Obergeschoß zum Beispiel ist eine große Truhe „Tanz“ zu sehen, von der die Kunsthausleiterin meint, sie wirke auf den ersten Blick abstrakt. (Ich musste mir die unmittelbare Augenscheinnahme des Andrangs wegen versagen, werde es aber nachholen). Bei genauerer Betrachtung würden sich auf der bemalten Oberfläche bewegende Körper zeigen, die sich im Tanze wiegen. „Die lange Schatulle“ dagegen wird durch ornamentale Bemalung und Vergoldung betont.
Ganz prinzipiell bestimmt der Kontrast der exakt bearbeiteten geometrischen Formen und dem Naturmaterial Holz die Objekte von Ekkehard Franz ebenso wie der Kontrast von Schwarz und Gold, der eine unglaubliche Anziehungskraft auslöst. Der Künstler verwendet diese Farbkombination sowohl für seine Schatullen, als auch für die kleinen Holzobjekte von denen in der Ausstellung insgesamt 25 zu sehen sind. Von denen einige durch die Präsentation auf den Spiegeln eine Verdoppelung erfahren. Ein Gegenüber, wenn man so will (nur etwas schwer aufs Bild zu bringen).
Auf eine besondere Faszination machte die Kunsthistorikerin in ihrer Laudatio mit den Theaterobjekten Ekkehard Franz' aufmerksam, wie etwa dem „Großen Wandtheater“ (ebenfalls im Obergeschoß). Oder die kleineren, verteilt in den Ausstellungsräumen. Durch die beweglichen Flügelelemente und die abstrahierende Bemalung, die die Holzmaserung jedoch integriert, erzielt Franz eine besondere Wirkung, die durch die eingefügten Figürchen noch verstärkt wird.
Schließlich machte Susanne Hinsching in ihrer Laudatio auf das besondere Interesse Ekkehard Franz' am Thema Ägypten aufmerksam. Das er in verschiedenen Schatullen umsetzt, die dann an Sarkophage erinnern. Oder mit figürlichen Elementen des ägypthischen Totenkults versehen sind – wie Stier und Pferd. Auch dabei würde die Vergoldung eine große Rolle spielen.

Abschließend wies Hinsching auf Objekte aus Holz hin, die Franz auch als Maler ausweisen. Auch dabei kehrt das Thema Ägypten wieder, etwa in der „Ägyptischen Landschaft“ oder „Ägyptische Prinzessin“. Seine Gemälde haben dabei häufig surreale Einflüsse und bestechen den Betrachter durch ihre expressive Farbigkeit.


Schließlich zitierte Susanne Hinsching Paul Klee: „Form ist also niemals als Erledigung, als Resultat, als Ende zu betrachten, sondern als Genesis, als Werdendes, als Wesen.“ Und beendete damit ihre Ausführungen, (die hier auszugsweise wiedergegeben sind) nicht, ohne ihren ZuhörerInnen bei der Erkundung des Wesens der ausgestellten Kunst viel Vergnügen gewünscht zu haben: „Nehmen Sie die Schwingungen auf und genießen Sie die Kunst.“ Ich werde darauf zurückkommen wenn Anfang Dezember eine authentische Führung durch die Künstler stattfinden wird.

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