Das kann, nein, das muss eigentlich die
Kunst von Elvira und Ekkehard Franz bei Betrachtern bewirken, wenn
sie sich den Werken, die seit Samstag im Kunsthaus Meyenburg
ausgestellt sind, nur gehörig aufgeschlossen und emotional nähern
Den Gästen der Vernissage am Samstag
wurde es zusätzlich erleichtert durch die musikalische Einstimmung
durch Annette Franzke von Theater Nordhausen am Keyboard, die auch
den weiteren Verlauf der Eröffnungsveranstaltung musikalisch
mitgestaltete. Natürlich aber und vor allem durch die Laudatio der
Kunsthistorikerin und Leiterin des Kunsthauses Meyenburg, Susanne
Hinsching. Die dabei – nach der Begrüßung und Einführung durch
die 2. Beigeordnete der Stadt Nordhausen, Hannelore Haase (siehe
meinen Eintrag zuvor) - die von ihr selbst vorgegebene Frage
beantwortete, wie man Kunstwerke beschreibt, die sofort vom Auge in
die Seele gehen. Und das geschah sehr ausführlich und sogar leicht
nachvollziehbar. Hatte sie zunächst betont, dass die Werke der
beiden Künstler bewusst nebeneinander präsentiert werden und sich
die Arbeiten von Ekkehard und Elvira Franz so gut ergänzen, dass sie
sogar die Wirkung der Werke des jeweils Anderen steigern können,
unterzog sie nun die Künstler mit ihren Werken einer gesonderten
Betrachtung, beginnend mit Elvira Franz.
Die 1951 in Bad Blankeburg geboren
wurde und eine echte Burg Giebichsteinerin ist, wie schon so viele
Künstler vor ihr, die im Kunsthaus ausstellten (eine Reverenz). Seit
1990 ist die Künstlerin Mitglied im Verband bildender Künstler
Thüringen (VBK), dessen Geschäftsführerin sie bis 2007 war. In
diesem Jahr zog sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Ekkehard nach
Quedlinburg, wo beide Künstler seitdem leben und freiberuflich tätig
sind. Soweit zur Vita.
Die Werke Elvira Franz faszinieren durch ihre Farben, ihre Filigranität oder geschwungenen Linien. Werke, die Harmonie erzeugen, sowohl im Spiel der Farben, als auch der exakten
geometrischen Flächen. Susanne Hinsching verwies in ihrer Laudatio auf einige der ausgestellten großflächigen Gemälde der Künstlerin
und veranschaulichte deren Wellenlinien, die Bewegungen erzeugen,
die auch auf den Betrachter übergehen. Diese Bewegungen sind
fließend und ziehen sich manchmal über die ganze Bildfläche.
Mitunter setzt die Künstlerin auch ganz bewusst konträre Flächen
dagegen – sowohl in Form von Linien, als auch in Farbe – und
unterbricht den Bewegungsfluss damit abrupt, wie zum Beispiel in der
Arbeit „Dazwischen“. Elvira Franz' Werke sind wie Musik
komponiert – Annette Franzke wirkte hier wie eine Interpretin –
sie verwendet Farben wie Noten und so sieht der Betrachter eine
Sinfonie aus Farben. Und hört sie dann vielleicht sogar klingen!
Und Ekkehard Franz? Auch er – geboren
1947 in Dedeleben (Ortsteil der Einheitsgemeinde
Huy im Landkreis Harz) geboren – Absolvent von Burg
Griebichenstein. Er absolvierte zunächst eine Lehre als Orgelbauer.
Auch er Mitglied im VBK und freiberuflich als Kunsthandwerker tätig.
Seine Objekte aus Holz – häufig Schatullen in runden und fast
fließenden Formen - sind ebenfalls durch mehr oder minder
gegenständliche Motive bemalt. Im Obergeschoß zum Beispiel ist eine
große Truhe „Tanz“ zu sehen, von der die Kunsthausleiterin
meint, sie wirke auf den ersten Blick abstrakt. (Ich musste mir die
unmittelbare Augenscheinnahme des Andrangs wegen versagen, werde es
aber nachholen). Bei genauerer Betrachtung würden sich auf der
bemalten Oberfläche bewegende Körper zeigen, die sich im Tanze
wiegen. „Die lange Schatulle“ dagegen wird durch ornamentale
Bemalung und Vergoldung betont.
Ganz prinzipiell bestimmt der Kontrast
der exakt bearbeiteten geometrischen Formen und dem Naturmaterial
Holz die Objekte von Ekkehard Franz ebenso wie der Kontrast von
Schwarz und Gold, der eine unglaubliche Anziehungskraft auslöst. Der
Künstler verwendet diese Farbkombination sowohl für seine
Schatullen, als auch für die kleinen Holzobjekte von denen in der
Ausstellung insgesamt 25 zu sehen sind. Von denen einige durch die
Präsentation auf den Spiegeln eine Verdoppelung erfahren. Ein
Gegenüber, wenn man so will (nur etwas schwer aufs Bild zu bringen).
Auf eine besondere Faszination machte
die Kunsthistorikerin in ihrer Laudatio mit den Theaterobjekten
Ekkehard Franz' aufmerksam, wie etwa dem „Großen Wandtheater“
(ebenfalls im Obergeschoß). Oder die kleineren, verteilt in den
Ausstellungsräumen. Durch die beweglichen Flügelelemente und die
abstrahierende Bemalung, die die Holzmaserung jedoch integriert,
erzielt Franz eine besondere Wirkung, die durch die eingefügten
Figürchen noch verstärkt wird.
Schließlich machte Susanne Hinsching in
ihrer Laudatio auf das besondere Interesse Ekkehard Franz' am Thema
Ägypten aufmerksam. Das er in verschiedenen Schatullen umsetzt, die
dann an Sarkophage erinnern. Oder mit figürlichen Elementen des
ägypthischen Totenkults versehen sind – wie Stier und Pferd. Auch
dabei würde die Vergoldung eine große Rolle spielen.
Abschließend wies Hinsching auf
Objekte aus Holz hin, die Franz auch als Maler ausweisen. Auch dabei
kehrt das Thema Ägypten wieder, etwa in der „Ägyptischen
Landschaft“ oder „Ägyptische Prinzessin“. Seine Gemälde haben
dabei häufig surreale Einflüsse und bestechen den Betrachter durch
ihre expressive Farbigkeit.
Schließlich zitierte Susanne Hinsching
Paul Klee: „Form ist also niemals als Erledigung,
als Resultat, als Ende zu betrachten, sondern als Genesis, als
Werdendes, als Wesen.“ Und
beendete damit ihre
Ausführungen, (die
hier auszugsweise wiedergegeben sind) nicht, ohne ihren ZuhörerInnen
bei der Erkundung des Wesens der ausgestellten Kunst viel Vergnügen
gewünscht zu haben: „Nehmen Sie die Schwingungen auf und genießen
Sie die Kunst.“ Ich werde darauf zurückkommen wenn Anfang Dezember
eine authentische Führung durch die Künstler stattfinden wird.
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