Mittwoch, 27. November 2013

Wozu noch Journalismus?

So betitelt sich ein Buch, in dem sich u.a. zwei renommierte Medienwissenschaftler von der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (MHMK) in Hamburg (Prof.Dr. Stephan Weichert und Dozent Leif Kramp) mit der Frage beschäftigen, wie es mit dem Journalismus im Zeitalter des Internet weitergehen soll. Prof. Heribert Prantl, stellvertretender Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ schrieb dazu das Geleitwort. Auf das ich mich hier erst einmal beschränke

Ich nahm mir das Buch zu meinen jüngsten Terminen im MVZ mit, um mich während der Wartezeit anhand seines Inhalts zu erinnern, wie das früher mit dem klassischen (Qualitäts-)Journalismus war. Und wie er sich nun im Zeitalter des Internet, das ich ja im Zuge der demographischen Entwicklung nur noch von der Peripherie aus begleite (zumal sich um mich kein Universum dreht) und betrachten kann. Wobei ich mich als praktische Veranschaulichung nur an die „Thüringer Allgemeine“ halten kann, die (auch) nach wie vor auch im lokalen Bereich als einziges Publikationsorgan (noch) ausgebildete Journalisten beschäftigt, überall sonst sind es Bürgerreporter oder halt gelegentlich tätige Berichterstatter.

Ich könnte hier schon meine Betrachtung angesichts des erwähnten Buches beenden, denn wenn es im Untertitel heißt „Wie das Internet einen Beruf verändert“ bedeutet das zumindest auf der lokalen Ebene, dass Journalisten vom Aussterben bedroht sind. Als Leser einer Zeitung oder Nutzer des Internet könnte man darüber leichthin die Schultern zucken und damit zufrieden sein, dass „irgendwer“ über aktuelles Geschehen berichtet. Als diesem Berufsstand weiter verbunden und in der Mediengewerkschaft (Ver.di und dju) nach wie vor verwurzelt, kann ich die so geartete Entwicklung nur bedauern. Und ebenso den geringen Anspruch der Nutzer des Internet.

Heribert Prantl zitiert in seinem Geleitwort u.a. Sascha Lobo, einen der profiliertesten Blogger im Journalismus, mit dessen Überzeugung, nach der die Gesellschaft „professionellen“ Journalismus dringender als je zuvor brauche, weil die Flut der Informationen den Bedarf an Einordnung, Sortierung und Bewertung der Fakten und ihrer Zusammenhänge exponentiell erhöht. Und Prantl ergänzt: Es gibt in Deutschland zigtausend professionelle Journalisten. Es gibt aber noch viele, viele andere Leute, die auch gut lesen und schreiben können, aber nicht recherchieren, reportieren, kommentieren und pointieren gelernt haben. Wenn es darum geht, vertraut man den Profis. Ein Möbelverkäufer, Fitnesstrainer oder Geschäftsführer, ein Richter, Polizist, Pädagoge oder Meteorologe, der wissen will, was in der Welt oder seiner Umgebung passiert und was er davon halten soll, will normalerweise nicht lesen und hören, was andere Möbelverkäufer, Fitnesstrainer oder Geschäftsführer davon halten, sondern was ein professioneller Journalismus, ein Experte also, dazu sagt oder schreibt. Professioneller Journalismus erklärt verlässlich was passiert, nach professionellen Kriterien. Wenn ein Möbelverkäufer oder ein Fitnesstrainer das aus irgendwelchen Gründen auch kann, dann – herzlichen Glückwunsch. Dem kann man meines Erachtens nur beistimmen.

Damit soll's für heute (siehe oben) sein Bewenden haben. Es bleibt also dem Leser einer Zeitung, die professionell aufgebaut ist und berichtet, überlassen, was er von ihr erwartet und welches Gewicht er ihr beimisst. Oder ob er zufrieden ist, wenn sich quasi Möbelverkäufer oder Fitnesstrainer uam. in diesem Metier versuchen. Und er bestimmt damit letztlich Trend und Anspruch. Ich halte es nach wie vor mit Professionalität. Und komme darauf zurück.

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