Montag, 11. November 2013

Rüdigsdorfer Schweiz: bevorzugtes Wandergebiet?

Nachdem die Fraktion der Nordhäuser Bündnisgrünen zeitig heute morgen mitteilte, dass OB Dr. Zeh im Hauptausschuss des Nordhäuser Stadtrates vom 05.11.13 über neuerliche Aktivitäten der Gipsindustrie am Winkelberg informierte, und die Rüdigsdorfer Schweiz doch nach dieser Mitteilung das wichtigste und sensibelste Naturschutzggebiet des Südharzes für den stadtnahen und überregionalen Tourismus mit dem Karstwanderweg und Teil des Geo-Parks sein soll, machte ich mich unverzüglich auf den Weg, um mich mit einer kleinen Wanderung quasi zu diesem Gebiet zu bekennen.
Ganz unproblematisch sind solche Wanderungen für mich als betagten und in meinem Gehvermögen recht behinderten Menschen ja nie, obwohl ich alle paar Tage unterwegs bin. Denn schon der Weg seitlich am Schullandheim Harzrigi vorbei nach dem
Ortsteil Harzrigi birgt Beschwernisse. Zwar scheinen die Holzarbeiten in diesem Waldstück beendet, die mit einer völligen Sperrung dieses Wegstückes verbunden waren. Aber die verursachten Schäden am Weg und die verbliebenen Spuren dieser Arbeiten sind tief, moorastig, mit restlichen Astwerk bedeckt und wohl noch lange anhaltend..
Angesichts dieses Wegzustandes erinnerte ich mich an einen Bericht über den Karstwanderweg am 02. November in der „Nordhäuser Allgemeine“, in dem die Autorin dem Weg ein „Schattendasein“ bescheinigt und unter Berufung auf André Richter vom Südharzer Tourismusverband feststellte, dass der Weg eigentlich nicht für Wanderer, sondern für die Waldbewirtschaftung angelegt ist. Und sich als das zeitweise in zerfahrenen Zustand befindet. Wenn das also schon für
einen „Qualitätswanderweg“ gilt, um wieviel mehr dann für die übrigen Wege durch den stadtnahen und weiteren Südharz!? Eine Kritik am jeweiligen Zustand eines solchen Weges ist dann wohl unangebracht, man hat das hinzunehmen, oder muss zu Hause bleiben. Und weil ich letzteres nicht will, muss ich mich mit diesen „jeweilig“ zerfahrenen Zuständen abfinden. Und das war eben auch heute auf zahlreichen Teilstücken des Weges nötig.
Und der führte also zunächst nach Harzrigi, von dort dann weiter in Richtung Rüdigsdorf zum Winkelberg. Vor Jahren fand dort schon mal eine Protestveranstaltung statt, die sich damals schon gegen den drohenden Gipsabbau richtete (der MDR berichtete damals). Offenbar ohne nachhaltigen Erfolg. Von dort setzte ich meinen Weg an der Grenze des Naturschutzgebietes fort, kam vor Rüdigsdorf auf die Straße nach Niedersachswerfen, die ich nach etwa hundert Metern wieder verließ, um dann, dem Kaiserweg folgend, in Richtung Nordhausen weiter zu wandern. Ich kam dabei auf den Gumpeweg, erreichte Nordhausen-Nord, dem Ausgangspunkt, gleich meine Wohnung.
Dabei bleibt mir festzuhalten, dass ich bei schönstem Wanderwetter ein Gebiet durchwanderte, das ich für ausgesprochen schön und wanderbar erachte. Auf Wegen, die eben teilweise zerfahren und demzufolge schlecht sind. Auf dem gesamten Weg begegnete mir – außer an seinem Beginn – kein Mensch. Und wenn schon der Karstwanderweg ein „Schattendasein“ führt, dann sind viele der übrigen (Wirtschafts-)Wege, also auch der Kaiserweg (außer vielleicht übers Wochenende) nahezu verwaist. Mir kann's recht sein.
Zuhause nahm ich mir nochmal die Mitteilung der GRÜNEN vor und las weiter: „Es genügt nicht, wenn die Stadt Nordhausen beabsichtigt, mittels Einspruch die genehmigten Aufsuchungsarbeiten zu verhindern. Aus Sicht der Bündnisgrünen kann der Einspruch nicht erfolgreich sein, und das sollte den Bürgern, die sich seit 1990 immer wieder durch Proteste für den Erhalt der Gipskarstlandschaft stark gemacht
haben, öffentlich bekannt gegeben werden. Die verwaltungsinterne Arbeitsgruppe, die kürzlich zum Thema Gipskarst nichtöffentlich getagt hat, kann das nicht leisten. Nichtöffentlichkeit schließt die Bürger aus und verstärkt das Misstrauen. Selbst wenn es eine nochmalige Prüfung der Entscheidung zu den genehmigten Bohrungen gibt, wird eine aufschiebende Wirkung damit nicht verbunden sein. Dies wiederum bedeutet, dass die Erkundungsarbeiten sofort statt finden. Und diese sind, auch daran gibt es keinen Zweifel, natürlich im Gipskarst von Erfolg gekrönt. Gemäß Bergrecht gibt es dann für den folgenden Abbau kaum noch Versagungsgründe. Auch dies ist allen beteiligten Behörden in Stadt und Landkreis bekannt. Widerstand gegen den Abbau des viel zu billigen Abbaus wertvoller Naturressourcen sieht anders aus.
Zudem vermissen die Bündnisgrünen die Bereitschaft des Landes Thüringen, hier ein Raumordnungsverfahren bezüglich der tatsächlich gewollten Nutzung der Rüdgisdorfer Schweiz durchzuführen. Wir fordern von der Politik mehr Transparenz und Offenheit, Von Transparenz und Offenlegung von Fakten kann keine Rede sein.

Aus Sicht der Grünen fährt man hier seitens der Stadt eine gefährliche Strategie, die so nicht akzeptiert werden kann. Die Bevölkerung wird über den aktuellen Stand und die damit verbundenen Konsequenzen nicht ausreichend informiert. Dieser verwaltungsinterne Arbeitskreis in der Stadt Nordhausen widerspricht der bisherigen seit 1990 geübten Partei übergreifenden Praxis, gemeinsam alles dafür zu tun, dass in der Rüdigsdorfer Schweiz kein weiterer Gipsabbau zugelassen wird.

Es ist offensichtlich unerlässlich, dass der Arbeitskreis Gipskarst, der Verein „Rettet den Südharz“ und das „Kirchliche Umweltseminar“ an den erfolgreichen Widerstand der 90iger Jahre gegen den Abbau wertvoller Naturressourcen anknüpfen.
Wir haben kein Recht über berechtigte Ansprüche kommender Generationen schon heute Entscheidungen vorweg zu nehmen.
Im Arbeitskreis Gipskarst arbeiteten neben der Verwaltung vor allem die Bürgermeister und engagierte Vereine und Verbände im Interesse der Region zusammen.


Wir müssen die Aufsuchung verhindern. Das aber kann nur gelingen, wenn die Stadträte und die Mitglieder des Kreistages ebenso wie die Bürger aus der Region sich wie bisher eindeutig positionieren. (Gisela Hartmann, Fraktionsvorsitzende)

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