Die 4. diesjährige
„Flohburgblätter“-Ausgabe ist ausschließlich der Ausstellung
unter dem Titel „Jüdisches Leben in Nordhausen“ gewidmet,
allerdings nur als ersten Teil (der 2, Teil ist für die nächste
Ausgabe Anfang 2014 angekündigt). Dr. Peter Kuhlbrodt führte damit
in die Ausstellung ein, die am Freitag in der
Flohburg feierlich
eröffnet wurde. Was in diesem Heft dargestellt ist und erklärt
wird, findet sich auf zahlreichen Bildtafeln rings an den Wänden und
davor in Vitrinen im Versammlungs- und Ausstellungsraum des
Nordhausen-Museums, in dem die Eröffnung in würdiger Form und mit
vielen Teilnehmern stattfand. Es dürfte übrigens eine der letzten
Veranstaltungen sein, die dort in dieser oder ähnlicher Form
stattfinden kann, nachdem dieser Raum demnächst die
Himmelgartenbibliothek aufnehmen soll.
Von der Eröffnungsveranstaltung selbst
handelte mein vorhergegangener Eintrag. Von der hier eigentlich nur
noch zu bemerken ist, dass sie sich in einem unmittelbaren
Zusammenhang mit dem Gedenken an die Pogromnacht des 9. November 1938
verstand. Dem Beginn der Judenverfolgung also und deren
Deportation in die Konzentrations- und Todeslager. Einige kleine
Koffer als Ausstellungsstücke dieser Ausstellung wecken
Vorstellungen von dem Verhängnis der Menschen dieses Glaubens. Dass
Landesrabbiner Konstantin Pal - von Museumsleiterin Dr. Cornelia
Klose und danach von Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh zu dieser
Ausstellung herzlich begrüßt – beklagte, dass auch jetzt Juden
wieder angefeindet würden, lässt die Vermutung aufkommen, dass dies
ganz allgemein Schicksal der Juden ist. Warum das so ist, bleibt für
mich rätselhaft, ich werde darauf noch gesondert eingehen.
Anlass dieser Sonderausstellung ist
also die 75 Wiederkehr der Pogromnacht. Eine der Bildtafeln gibt
Auskunft: Es wird die Geschichte der Juden in Nordhausen mit
erhaltenen und neuen Quellen in einer breit gefächerten, neuen
Sichtweise dargestellt, die Schatten der Vergangenheit erhellt und
regionales Geschichtswissen nachhaltig weitergetragen. Und zum
eigentlichen Inhalt: „Die Ausstellung beginnt mit den Anfängen
jüdischen Lebens im Mittelalter. Sie stellt die bürgerliche
Verbesserung und den sozialen Aufstieg der Minderheitengruppe in der
Freien Reichsstadt Nordhausen dar, bietet die Möglichkeit neue
Dokumente vorzustellen bzw. beschreibt das Leben der jüdischen
Bürgerinnen und Bürger im 19. und 20. Jahrhundert bis zur
Pogromnacht im November 1938, in der die jüdische Kultur und
Lebensweise zerstört wurde. Ein kultureller und menschlicher
Verlust, der bis in die Gegenwart nicht mehr zu ersetzen ist.
In den Ansprachen anlässlich der
Eröffnung dieser Ausstellung wurde auch bewusst werden lassen, dass
Erinnern und Gedenken als Voraussetzung für das Bewahren in den
Köpfen der Menschen beginnt. Auf lokaler Ebene hat Nordhausen seit
dem Ende der 1980er Jahre mit der Errichtung des Gedenksteins am
historischen Standort der ehemaligen Synagoge, an dem nach der
Eröffnung der Ausstellung Kränze niedergelegt wurden, ein
öffentliches Zeichen setzte.
Schließlich wird in der Ausstellung
weiter daran erinnert, dass seit der Friedlichen Revolution in der
ehemaligen DDR auf Bürgersteigen in Nordhausen Stolpersteine zu
sehen sind, die die Schicksale personifizieren und uns näher
bringen. Auch die Publikationen von Dr. Manfred Schröter, zahlreiche
weitere Ausstellungen, Lesungen, Gespräche und Begegnungen erinnern
an das jüdische Leben in der Stadt Nordhausen.
Dr. Cornelia Klose, die am Freitag in
die Ausstellung einführte, bemerkte dabei mit Genugtuung, dass die
Sonderausstellung von der FLOHBURG / Das Nordhausen Museum initiiert
wurde. Dabei sprach sie für die inhaltliche Ausarbeitung und
Ausgestaltung der Ausstellung ihren Dank aus an die Kuratoren
Marie-Luis Folwaczny M.A. Und Dr.sc.phil. Peter Kuhlbrodt. Und
betonte gleichzeitig, dass das Projekt von der Thüringer
Staatskanzlei, dem Thüringer Ministerium für Landwirtschaft,
Forsten, Umwelt und Naturschutz, der Thüringer Landeszentrale für
politische Bildung, der Vereinigung Gegen Vergessen – Für
Demokratie e,V. und dem Förderverein Flohburg e.V. gefördert wurde.
Und last but not least richtete sie ihren Dank auch an das
Stadtarchiv Nordhausen, das Büro des Oberbürgermeisters,
das
Museumsdepot, Karin Kisker, das Kunsthaus Meyenburg, Arndt Immobilien
als auch an Herbert Gerhardt, Reinhard Günder, Joachim Heise,
besonders auch Dr. Manfred Schröter, für deren Leihgaben,
Materialien, Informationen, aber auch für die dazu geführten
Gespräche. Also auch die Ausgestaltung der Ausstellung und deren
Förderung war breit gefächert. Und das kommt der Aussagetragweite
dieser Ausstellung und damit den Besuchern zugute. Und die sind ihr
in großer Zahl zu wünschen.
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