Sonntag, 10. November 2013

Zur Geschichte der Juden in Nordhausen

Die 4. diesjährige „Flohburgblätter“-Ausgabe ist ausschließlich der Ausstellung unter dem Titel „Jüdisches Leben in Nordhausen“ gewidmet, allerdings nur als ersten Teil (der 2, Teil ist für die nächste Ausgabe Anfang 2014 angekündigt). Dr. Peter Kuhlbrodt führte damit in die Ausstellung ein, die am Freitag in der
Flohburg feierlich eröffnet wurde. Was in diesem Heft dargestellt ist und erklärt wird, findet sich auf zahlreichen Bildtafeln rings an den Wänden und davor in Vitrinen im Versammlungs- und Ausstellungsraum des Nordhausen-Museums, in dem die Eröffnung in würdiger Form und mit vielen Teilnehmern stattfand. Es dürfte übrigens eine der letzten Veranstaltungen sein, die dort in dieser oder ähnlicher Form stattfinden kann, nachdem dieser Raum demnächst die Himmelgartenbibliothek aufnehmen soll.

Von der Eröffnungsveranstaltung selbst handelte mein vorhergegangener Eintrag. Von der hier eigentlich nur noch zu bemerken ist, dass sie sich in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Gedenken an die Pogromnacht des 9. November 1938 verstand. Dem Beginn der Judenverfolgung also und deren Deportation in die Konzentrations- und Todeslager. Einige kleine Koffer als Ausstellungsstücke dieser Ausstellung wecken Vorstellungen von dem Verhängnis der Menschen dieses Glaubens. Dass Landesrabbiner Konstantin Pal - von Museumsleiterin Dr. Cornelia Klose und danach von Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh zu dieser Ausstellung herzlich begrüßt – beklagte, dass auch jetzt Juden wieder angefeindet würden, lässt die Vermutung aufkommen, dass dies ganz allgemein Schicksal der Juden ist. Warum das so ist, bleibt für mich rätselhaft, ich werde darauf noch gesondert eingehen.

Anlass dieser Sonderausstellung ist also die 75 Wiederkehr der Pogromnacht. Eine der Bildtafeln gibt Auskunft: Es wird die Geschichte der Juden in Nordhausen mit erhaltenen und neuen Quellen in einer breit gefächerten, neuen Sichtweise dargestellt, die Schatten der Vergangenheit erhellt und regionales Geschichtswissen nachhaltig weitergetragen. Und zum eigentlichen Inhalt: „Die Ausstellung beginnt mit den Anfängen jüdischen Lebens im Mittelalter. Sie stellt die bürgerliche
Verbesserung und den sozialen Aufstieg der Minderheitengruppe in der Freien Reichsstadt Nordhausen dar, bietet die Möglichkeit neue Dokumente vorzustellen bzw. beschreibt das Leben der jüdischen Bürgerinnen und Bürger im 19. und 20. Jahrhundert bis zur Pogromnacht im November 1938, in der die jüdische Kultur und Lebensweise zerstört wurde. Ein kultureller und menschlicher Verlust, der bis in die Gegenwart nicht mehr zu ersetzen ist.


In den Ansprachen anlässlich der Eröffnung dieser Ausstellung wurde auch bewusst werden lassen, dass Erinnern und Gedenken als Voraussetzung für das Bewahren in den Köpfen der Menschen beginnt. Auf lokaler Ebene hat Nordhausen seit dem Ende der 1980er Jahre mit der Errichtung des Gedenksteins am historischen Standort der ehemaligen Synagoge, an dem nach der Eröffnung der Ausstellung Kränze niedergelegt wurden, ein öffentliches Zeichen setzte.

Schließlich wird in der Ausstellung weiter daran erinnert, dass seit der Friedlichen Revolution in der ehemaligen DDR auf Bürgersteigen in Nordhausen Stolpersteine zu sehen sind, die die Schicksale personifizieren und uns näher bringen. Auch die Publikationen von Dr. Manfred Schröter, zahlreiche weitere Ausstellungen, Lesungen, Gespräche und Begegnungen erinnern an das jüdische Leben in der Stadt Nordhausen.


Dr. Cornelia Klose, die am Freitag in die Ausstellung einführte, bemerkte dabei mit Genugtuung, dass die Sonderausstellung von der FLOHBURG / Das Nordhausen Museum initiiert wurde. Dabei sprach sie für die inhaltliche Ausarbeitung und Ausgestaltung der Ausstellung ihren Dank aus an die Kuratoren Marie-Luis Folwaczny M.A. Und Dr.sc.phil. Peter Kuhlbrodt. Und betonte gleichzeitig, dass das Projekt von der Thüringer Staatskanzlei, dem Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz, der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung, der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie e,V. und dem Förderverein Flohburg e.V. gefördert wurde. Und last but not least richtete sie ihren Dank auch an das Stadtarchiv Nordhausen, das Büro des Oberbürgermeisters,
das Museumsdepot, Karin Kisker, das Kunsthaus Meyenburg, Arndt Immobilien als auch an Herbert Gerhardt, Reinhard Günder, Joachim Heise, besonders auch Dr. Manfred Schröter, für deren Leihgaben, Materialien, Informationen, aber auch für die dazu geführten Gespräche. Also auch die Ausgestaltung der Ausstellung und deren Förderung war breit gefächert. Und das kommt der Aussagetragweite dieser Ausstellung und damit den Besuchern zugute. Und die sind ihr in großer Zahl zu wünschen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen