Montag, 4. November 2013

Nordhausen: als Landkreis wanderbar, als Stadt besuchenswert

In der Samstagausgabe der „Nordhäuser Allgemeine“ findet sich ein ganzseitiger Bericht über den Karstwanderweg, der – bei einer Gesamtlänge von annähernd 250km – mit 53 Kilometern durch den Landkreis Nordhausen führt. Von dem die Autorin meint, er führe ein Schattendasein. In der durchaus interessanten Abhandlung wird einerseits daran erinnert, dass der Weg vom Deutschen Wanderverband als
„Qualitätswanderweg“ zertifiziert wurde, sich die Wanderwege andererseits aber - unter Berufung auf André Richter vom Südharzer Tourismusverband – zeitweise in zerfahrenen Zustand befinden, weil sie nicht für Wanderer, sondern für die Waldbewirtschaftung angelegt sind. Wie ein solcher Weg dann als „Qualitätswanderweg“ ausgewiesen werden kann, ist eigentlich nicht recht verständlich. Und wohl auch in einer solchen Darstellung keine wirkliche Empfehlung für Touristen und Wanderfreunde.

Das aber ist für diesen Eintrag eigentlich nur insoweit von Bedeutung, als sich dieser Karstwanderweg offensichtlich als der bedeutendste, jedenfalls aber als der bekannteste seiner Art durch den Landkreis zieht. Das scheint mir deshalb erwähnenswert, weil es ja nicht der einzige Weitwanderweg durch den Landkreis ist. Wird in dem Bericht in dem Zusammenhang der Hexenstieg im benachbarten niedersächsischen Landkreis zwischen Osterode und Thale erwähnt, findet der Kaiserweg und der Via Romea – ebenfalls Weitwanderwege - die beide ebenso durch den Landkreis Nordhausen führen, überhaupt keine Erwähnung. Obwohl sie in der historischen und geschichtlichen Einschätzung – etwa durch Interessenverbände – nicht weniger
bedeutend sind als der Karstwanderweg. Erinnert sei nur an die große Wanderung auf der Via Romea am 22. Juni,. Für die überall mehr geworben wurde als im hiesigen Landkreis. Und deren Wegstrecke von Rüdigsdorf ins Gumpetal als untypisch zu den schlechtesten Abschnitten der gesamten Route gehörte. Inzwischen entspricht die dortige Wegmarkierung dem damaligen Zustand des Weges (Bild).

Wenn also schon der „Qualitätswanderweg“ zeitweise durch die Waldbewirtschaftung (und wohl auch durch landwirtschaftliche Benutzung) in Mitleidenschaft gezogen wird, um wieviel mehr und länger dann wohl die übrigen, benachbarten oder zuführenden Wege zum Karstwanderweg? Etwa von Nordhausen durch die Windlücke ins Roßmannsbachtal. Oder eben aus der Gumpe über Rüdigsdorf zu diesem zertifizierten Wanderweg.

Würde in dieser Abhandlung nicht der Hexenstieg als Weitwanderweg erwähnt sein, könnte man André Richter zustimmen, der meint, im Kyffhäuser sei es leichter (als am Karstwanderweg) weil das Gebirge kompakt sei und ein Rundwanderweg bei seiner Nutzung zum Ausgangspunkt zurückführt. Wo liegt dann also das Kriterium? Ich kenne zwar hauptsächlich die Wanderwege (und Abschnitte) im Landkreis Nordhausen recht gut, den Hexenstieg allerdings nur um Hasselfelde und die Hasselvorsperre, wo er mit Kaiserweg und Via Romea vereint verläuft, Mit einer ausgezeichneten Beschilderung und Wegführung.

Und weil dieser Karstwanderweg in diesem NA-Bericht so ausführlich behandelt wird, erlaube ich mir demgegenüber eine erläuternde Bemerkung zum Kaiserweg, der ja – je nach Sichtweise - aus Richtung Neustadt durch den Landkreis Nordhausen und weiter über Ellrich in Richtung Walkenried führt. Oder umgekehrt. Über dessen historische Bedeutung zum Beispiel Klaus Großmann von der Nordhäuser Stadtführergilde viel zu erzählen weiß. Unabhängig von der geschichtlichen Bedeutung dieses Weges, wird er von Quedlinburg aus (Regionalverband Harz) außerordentlich gut beworben und beschrieben. Mit einem Besuchsabstecher in die Rolandstadt. Was dabei als sehens- und besuchenswert aufgeführt wird, ist überraschend umfangreich und beachtlich.

Nun ergab ja jüngst eine Umfrage in der Internetzeitung, dass eine Mehrheit von fast 55 Prozent der teilgenommenen Leser Nordhausen als Reiseziel nicht empfehlenswert findet. Man muss ein solches Ergebnis nicht unbedingt ernst nehmen, und eine Anfrage bei der Stadtführergilde dazu brachte die Antwort, dass diese Mehrheit kaum je an einer Stadt- oder Themenführung teilnahm, um Nordhausen auch wirklich in allen ihren Eigen- und Besonderheiten kennen zu lernen. Und Tatsache ist, so Schatzmeisterin Dorothee Schwarz, dass viele Besuchergruppen nach einer Führung ihre Überraschung über die urbane und kulturelle Vielfalt dieser Stadt ausdrücken, die sie nicht erwartet hatten. Selbst Einheimische sind oftmals nach Teilnahme an einer solchen Führung zu dem Bemerken angeregt, dass es in dieser Stadt Beachtenswertes gibt, an dem sie bislang achtlos vorüber gingen. Und wie in diesem Zusammenhang zu hören war, machten die MitarbeiterInnen von Edeka-Nord erst in der
vergangenen Woche dem Unternehmer-Ehepaar Schäfer, ihren Chefs also, anlässlich ihres 20jährigen Geschäftsjubiläums eine Stadtführung per Tram zum Geschenk, die dann gemeinsam stattfand. Und sehr aufschlussreich und zur Freude aller Beteiligten verlief. Ein schönes und vor allem sinnvolles Geschenk, wie ich meine. Das bestens geeignet ist, die Verbindung zu „ihrer“ Stadt Nordhausen noch intensiver zu gestalten. Wer auf diese Art seine Stadt kennenlernt, wird sie sicher auch weiterempfehlen können. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass der Landkreis eine wunderschöne wanderbare Umgebung zu bieten hat. Und eine interessante Stadt Nordhausen. Deren Besuch ich immer empfehlen kann, nachdem auch ich sie vor allem durch Stadtführungen näher kennen lernte.

Und eine letzte Bemerkung zum Karstwanderweg, mit dem ich diesen Eintrag begann: In der Abhandlung wird u.a. ausgeführt, dass die Unterhaltung des Weges allein dem Förderverein mit gerade mal zwei Dutzend Mitgliedern überlassen ist. Und dafür jährlich1200 Euro Mitgliedsbeiträge und 1000 Euro aus dem Kreishaushalt zur Verfügung stünden, was nicht viel sei. Das ist sicher richtig. Richtig ist aber auch - um einen Vergleich zu bieten - dass vor Jahren auch der Förderverein Park Hohenrode quasi mit Nichts begann und sich einer immensen Aufgabe gegenüber sah. Was dort inzwischen durch Mitgliederwerbung erreicht wurde und unter dem Vorsitz und der Regie von Gisela Hartmann geschaffen wurde, verdient höchste Beachtung und Anerkennung. Und zeigt, was persönliches, und noch dazu ehrenamtliches Engagement bewirken kann.


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