In der Samstagausgabe der „Nordhäuser
Allgemeine“ findet sich ein ganzseitiger Bericht über den
Karstwanderweg, der – bei einer Gesamtlänge von annähernd 250km –
mit 53 Kilometern durch den Landkreis Nordhausen führt. Von dem die
Autorin meint, er führe ein Schattendasein. In der durchaus
interessanten Abhandlung wird einerseits daran erinnert, dass der Weg
vom Deutschen Wanderverband als
„Qualitätswanderweg“
zertifiziert wurde, sich die Wanderwege andererseits aber - unter
Berufung auf André Richter vom Südharzer Tourismusverband –
zeitweise in zerfahrenen Zustand befinden, weil sie nicht für
Wanderer, sondern für die Waldbewirtschaftung angelegt sind. Wie ein
solcher Weg dann als „Qualitätswanderweg“ ausgewiesen werden
kann, ist eigentlich nicht recht verständlich. Und wohl auch in
einer solchen Darstellung keine wirkliche Empfehlung für Touristen
und Wanderfreunde.
Das aber ist für diesen Eintrag
eigentlich nur insoweit von Bedeutung, als sich dieser Karstwanderweg
offensichtlich als der bedeutendste, jedenfalls aber als der
bekannteste seiner Art durch den Landkreis zieht. Das scheint mir
deshalb erwähnenswert, weil es ja nicht der einzige Weitwanderweg
durch den Landkreis ist. Wird in dem Bericht in dem Zusammenhang der
Hexenstieg im benachbarten niedersächsischen Landkreis zwischen
Osterode und Thale erwähnt, findet der Kaiserweg und der Via Romea –
ebenfalls Weitwanderwege - die beide ebenso durch den Landkreis
Nordhausen führen, überhaupt keine Erwähnung. Obwohl sie in der
historischen und geschichtlichen Einschätzung – etwa durch
Interessenverbände – nicht weniger
bedeutend sind als der
Karstwanderweg. Erinnert sei nur an die große Wanderung auf der Via
Romea am 22. Juni,. Für die überall mehr geworben wurde als im
hiesigen Landkreis. Und deren Wegstrecke von Rüdigsdorf ins Gumpetal
als untypisch zu den schlechtesten Abschnitten der gesamten Route
gehörte. Inzwischen entspricht die dortige Wegmarkierung dem
damaligen Zustand des Weges (Bild).
Wenn also schon der
„Qualitätswanderweg“ zeitweise durch die Waldbewirtschaftung
(und wohl auch durch landwirtschaftliche Benutzung) in
Mitleidenschaft gezogen wird, um wieviel mehr und länger dann wohl
die übrigen, benachbarten oder zuführenden Wege zum Karstwanderweg?
Etwa von Nordhausen durch die Windlücke ins Roßmannsbachtal. Oder
eben aus der Gumpe über Rüdigsdorf zu diesem zertifizierten
Wanderweg.
Würde in dieser Abhandlung nicht der
Hexenstieg als Weitwanderweg erwähnt sein, könnte man André
Richter zustimmen, der meint, im Kyffhäuser sei es leichter (als am
Karstwanderweg) weil das Gebirge kompakt sei und ein Rundwanderweg
bei seiner Nutzung zum Ausgangspunkt zurückführt. Wo liegt dann
also das Kriterium? Ich kenne zwar hauptsächlich die Wanderwege (und
Abschnitte) im Landkreis Nordhausen recht gut, den Hexenstieg
allerdings nur um Hasselfelde und die Hasselvorsperre, wo er mit
Kaiserweg und Via Romea vereint verläuft, Mit einer ausgezeichneten
Beschilderung und Wegführung.
Und weil dieser Karstwanderweg in
diesem NA-Bericht so ausführlich behandelt wird, erlaube ich mir
demgegenüber eine erläuternde Bemerkung zum Kaiserweg, der ja –
je nach Sichtweise - aus Richtung Neustadt durch den Landkreis
Nordhausen und weiter über Ellrich in Richtung Walkenried führt.
Oder umgekehrt. Über dessen historische Bedeutung zum Beispiel
Klaus Großmann von der Nordhäuser Stadtführergilde viel zu
erzählen weiß. Unabhängig von der geschichtlichen Bedeutung dieses
Weges, wird er von Quedlinburg aus (Regionalverband Harz)
außerordentlich gut beworben und beschrieben. Mit einem
Besuchsabstecher in die Rolandstadt. Was dabei als sehens- und
besuchenswert aufgeführt wird, ist überraschend umfangreich und
beachtlich.
Nun ergab ja jüngst eine Umfrage in
der Internetzeitung, dass eine Mehrheit von fast 55 Prozent der
teilgenommenen Leser Nordhausen als Reiseziel nicht empfehlenswert
findet. Man muss ein solches Ergebnis nicht unbedingt ernst nehmen,
und eine Anfrage bei der Stadtführergilde dazu brachte die Antwort,
dass diese Mehrheit kaum je an einer Stadt- oder Themenführung
teilnahm, um Nordhausen auch wirklich in allen ihren Eigen- und
Besonderheiten kennen zu lernen. Und Tatsache ist, so Schatzmeisterin
Dorothee Schwarz, dass viele Besuchergruppen nach einer Führung ihre
Überraschung über die urbane und kulturelle Vielfalt dieser Stadt
ausdrücken, die sie nicht erwartet hatten. Selbst Einheimische sind
oftmals nach Teilnahme an einer solchen Führung zu dem Bemerken
angeregt, dass es in dieser Stadt Beachtenswertes gibt, an dem sie
bislang achtlos vorüber gingen. Und wie in diesem Zusammenhang zu
hören war, machten die MitarbeiterInnen von Edeka-Nord erst in der
vergangenen Woche dem Unternehmer-Ehepaar Schäfer, ihren Chefs also,
anlässlich ihres 20jährigen Geschäftsjubiläums eine Stadtführung
per Tram zum Geschenk, die dann gemeinsam stattfand. Und sehr
aufschlussreich und zur Freude aller Beteiligten verlief. Ein
schönes und vor allem sinnvolles Geschenk, wie ich meine. Das
bestens geeignet ist, die Verbindung zu „ihrer“ Stadt Nordhausen
noch intensiver zu gestalten. Wer auf diese Art seine Stadt
kennenlernt, wird sie sicher auch weiterempfehlen können. Ich bin
jedenfalls der Meinung, dass der Landkreis eine wunderschöne
wanderbare Umgebung zu bieten hat. Und eine interessante Stadt
Nordhausen. Deren Besuch ich immer empfehlen kann, nachdem auch ich
sie vor allem durch Stadtführungen näher kennen lernte.
Und eine letzte Bemerkung zum
Karstwanderweg, mit dem ich diesen Eintrag begann: In der Abhandlung
wird u.a. ausgeführt, dass die Unterhaltung des Weges allein dem
Förderverein mit gerade mal zwei Dutzend Mitgliedern überlassen
ist. Und dafür jährlich1200 Euro Mitgliedsbeiträge und 1000 Euro
aus dem Kreishaushalt zur Verfügung stünden, was nicht viel sei.
Das ist sicher richtig. Richtig ist aber auch - um einen Vergleich
zu bieten - dass vor Jahren auch der Förderverein Park Hohenrode
quasi mit Nichts begann und sich einer immensen Aufgabe gegenüber
sah. Was dort inzwischen durch Mitgliederwerbung erreicht wurde und
unter dem Vorsitz und der Regie von Gisela Hartmann geschaffen wurde,
verdient höchste Beachtung und Anerkennung. Und zeigt, was
persönliches, und noch dazu ehrenamtliches Engagement bewirken kann.
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