Heute also war ich wieder im
SüdharzKlinikum zur Behandlung. Und überbrückte die Wartezeit bis
dahin erneut mit dem Buch „Wozu noch Journalismus?“ Es ist ja
kein Buch, das man zur Hand nimmt wie einen Roman oder einen
Gedichtband, die klassische Überbrückungsliteratur. Neben der
gedruckten Tageszeitung natürlich. Und vom Inhalt dieses Buches
erhoffe ich mir Antwort auf die Frage, wie es mit der Zukunft der
Tageszeitungen aussieht. Und damit die des Journalismus.
profiliertesten investigativen
Journalisten der Süddeutsche Zeitung. Der die Ethik der Medienmacher
in Gefahr sieht. Unter anderen deshalb, weil Journalisten im Netz
zunehmend durch Laien ersetzt werden. Das stimmt überein mit dem,
was Heribert Prantl, Kollege von Hans Leyendecker, im Geleitwort zu
diesem Buch ausführte, ich brachte einen Auszug in meinem
vorausgegangenen Eintrag. Und wiederhole hier (Auszug): „. . .Ein
Möbelverkäufer, Fitnesstrainer oder Geschäftsführer, ein Richter,
Polizist, Pädagoge oder Meteorologe, der wissen will, was in der
Welt oder auch seiner Umgebung passiert und was er davon halten soll,
will normalerweise nicht lesen und hören, was andere
Möbelverkäufer, Fitnesstrainer oder Geschäftsführer davon halten,
sondern was ein professioneller Journalismus, ein Experte also, dazu
sagt oder schreibt. Professioneller Journalismus erklärt verlässlich
was passiert, nach professionellen Kriterien. Wenn ein Möbelverkäufer
oder ein Fitnesstrainer das aus irgendwelchen Gründen auch kann,
dann – herzlichen Glückwunsch.“ (Ende des Auszugs).
Soweit es mich betrifft, gehöre ich
nun als Medienkonsument zu denen, die eben nicht von einem Laien,
Bürgerreporter oder auch Möbelverkäufer informiert werden möchten,
sondern das lesen und hören möchte, was ein professioneller
Journalismus, ein Experte also, dazu sagt oder schreibt. Und deshalb
bin ich sehr froh, dass es wenigsten mit der „Thüringer
(Nordhäuser) Allgemeine“ im lokalen Bereich noch eine Zeitung
gibt, in der noch professionelle und fest angestellte Journalisten
wirken. Wenn ich mich demzufolge mit der Frage beschäftige „Wozu
noch Journalismus?“ ist das hier eben gleichbedeutend mit der
Frage, welche Zukunft die „Nordhäuser Allgemeine“ hat. Die ja
inzwischen mit einer Internet-Ausgabe aufwartet, von der ich (immer
als ganz privater Nutzer) noch nicht recht weiß, wie ich sie
einzuschätzen habe.
Die Autoren des Buches (Stephan
Weichert und Leif Kramp) blicken in ihrer Einschätzung des
Journalismus auch nach den USA, der es nach der Beschreibung der
Medienbranche mit Abstand am dreckigsten geht: etliche
Regionalzeitungen mussten ihr Erscheinen einstellen und seit 2007
mussten sich mehr als 10 000 Redakteure nach einem anderen Job
umschauen. Im Zusammenhang damit versuchen es einige junge
Journalisten mit Geschäfts- oder Betriebsmodellen eigener, teils
auch ungewöhnlicher Art. Die Autoren meinen nun u.a. dazu,
Journalismus müsse bürgernäher, aber auch „entschleunigter“
werden, um zu bestehen. Und da heißt es: „Während sich die
Medienwelt immer schneller dreht und hektisch Nachrichten per
Twitter, Blogs oder Facebook in alle Himmelsrichtungen
verschleudert, steht „ProPublica“ (eines dieser neuen
Geschäftsmodelle) für die noch jungfräuliche „Slow
Media-Bewegung“, die sich, ähnlich wie die Slow-Food-Bewegung, für den
genussvollen, bewussten und nachhaltigen Konsum von
Qualitätsangeboten im Medienbereich einsetzt. Mit großem Erfolg
(wird weiter ausgeführt und begründet).
Davon ist man hier zumindest im lokalen
Bereich weit entfernt, es scheint in den Internet-Angeboten vor allem
um Schnelligkeit und vielfach auf Kosten eines seriösen, erklärenden
und in die Tiefe gehenden Journalismus zu gehen (ich meine hier
immer die von Journalisten(?) bediente Internet-Ausgabe der NA). Die
dann vielfach in der Printversion keine Ergänzung erfährt.
Scheinbar geht es hier vornehmlich um Konkurrenz im Internet. Bei der
die NA aus vorgenannten Gründen auf Dauer kaum gewinnen kann. Man
mag das bedauern, aufzuhalten aber ist es nicht. Der Medienkonsument
scheint's zufrieden und keine höheren Ansprüche zu stellen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen