Lange habe ich nachgedacht, um den
richtigen Titel zu finden. Obwohl es im Grunde leicht wäre, einen
solchen zu finden. Wenn ich es weniger grundsätzlich sehen würde.
Es geht um den Glücksatlas 2013.
Alle nennenswerten Zeitungen in
Deutschland thematisierten die Studie. Die auf den regelmäßigen
Umfrageergebnissen des sozio-ökonomischen Panels sowie einer
repräsentativen Befragung von 3.073 Menschen ab 16 Jahren durch das
Institut für Demoskopie Allensbach vom Sommer 2013 basiert. Zudem
führte Allensbach in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 16 Jahre
mit Migrationshintergrund eine repräsentative Umfrage unter 1.070
Menschen zur Lebenszufriedenheit und Stimmungslage durch.
Auftraggeber der Studien ist die Deutsche Bundespost, Und danach
rückte Deutschland im Europavergleich auf Platz 8 von 30 vor und
liegt damit deutlich über dem Glücks-Durchschnitt von 6,3. Auf den
ersten drei Plätzen liegen Dänemark (8,9), Schweden (8,2) und die
Niederlande (8,0). Schlusslicht ist Griechenland mit dem Glücksindex
3,4.
Was mir nun zu diesem Glücksatlas
Überlegungen aufnötigt ist die unterschiedliche Diktion in der
Berichterstattung durch die Medien, Die ich nicht hätte, wenn ich
selbst einen Bericht zu schreiben hätte. Es geht darum, dass in der
Einschätzung des Ergebnisses dieses Glücksatlasses mitunter von
Glück berichtet wird, in anderen von Zufriedenheit. Als Autor eines
solchen Berichtes könnte ich den einen oder anderen Begriff wählen
und es dem Leser – oder Hörer – überlassen, ob er sich darüber
Gedanken macht.
Und da ich nun mal Leser zahlreicher
Artikel zu diesem Thema war, drängt sich mir nun mal die Überlegung
auf, um was es also in diesem Glücksatlas wirklich geht. Weil ich
der Meinung bin, dass Glück nicht das gleiche wie Zufriedenheit ist.
Falls das jemend liest, könnte er mir zustimmen. Oder auch meinen,
es sei Wortklauberei. Oder es auch überhaupt lassen.
Ich bin aber durch das Ergebnis dieses
Glücksatlasses angesprochen, zumindest empfinde ich es so, also
beginne ich zu sinnieren. Die Münchner „Abendzeitung“ schreibt
(Auszug): „Die Deutschen sind mit ihrem Leben weiterhin mehr als
zufrieden. „Deutschland befindet sich auf einem
Zufriedenheitsplateau“, sagte Prof. Bernd Raffelhüschen (Uni
Freiburg)“. (Ende des Auszugs). Ist also Glück die Steigerungsform
von Zufriedenheit („mehr als zufrieden“)? Es heißt aber im
nächsten Satz: „Der Abstand zwischen ost- und westdeutschen
Regionen hat sich allerdings auf 0,32 Punkte wieder leicht
vergrößert“. Also nicht mehr „mehr als zufrieden“, und damit
nicht mehr ganz glücklich? Aber doch noch zufrieden? Und weiter lese
ich: Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist den Angaben
zufolge nur geringfügig unzufriedener als die Gesamtbevölkerung.
Die Kluft beträgt lediglich 0,04 Punkte. Also auch noch zufrieden!?
Nun könnte man ja wirklich meinen, das
sei Wortklauberei,und ich würde nicht widersprechen, Aber eine
andere Überlegung dagegen stellen: Im „Tagesspiegel“ gibt
Kolumnist Schünemann zu bedenken (Auszug): „Nie zufrieden (also
unglücklich?) und immer am Nörgeln: Der Berliner ist deutlich
weniger zufrieden als der Durchschnittsdeutsche. . .Doch was ist
eigentlich ein Berliner, wenn nur ein Viertel der Bewohner dort
geboren ist?“ (Ende des Auszugs). Schünemann argumentiert dann
weiter: „Berlin ist das klassische Einwanderungsland. Von allen
Menschen, die in Berlin leben, ist nur ein Viertel hier geboren. Es
stellt sich die Frage, was ein Berliner ist, abgesehen vom mit
Marmelade gefüllten Pfannkuchen. Die Frage stellt sich deshalb, weil
die Deutsche Post gerade ihren „Glücksatlas
2013“ vorgestellt hat und in dem rausgefunden hat, dass die
Berliner deutlich weniger zufrieden sind als der
Durchschnittsdeutsche.“ (Ende des Auszugs) Es wird interessanter
weise nirgenwo von „unzufrieden“ oder“unglücklich“
geschrieben, sondern stets nur von „weniger zufrieden“ und
„weniger glücklich“. Auch das Wortklauberei?
Um zu einem (persönlichen) Ergebnis zu
kommen bin ich der Meinung, dass „zufrieden“ eine
verstandesgemäße Einstellung ist, die sich über längere Zeit
hält, und auch Umstände einbezieht, die Umwelt und Gesellschaft
betreffen. Während „glücklich“ ein gefühlsmäßiges Empfinden
widerspiegelt, das sich „aus dem Bauch“ heraus aufgrund einer
Situation ergibt: Flüchtlinge können sich glücklich fühlen, wenn
sie sich in Sicherheit wissen (Lampedusa), ohne damit auch schon
zufrieden sein zu können. Und ich kann durch eine Partnerin
glücklich (gemacht) werden, ohne dadurch auch zufrieden sein zu
müssen. Zumindest nicht langfristig. Es ist alles recht kompliziert,
wenn man nicht gerade ein einfaches Gemüt hat.
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