Es ist nicht vorbei, schrieb zu den gleichen schrecklichen Ereignissen gestern der „Weser Kurier“: „Nicht in Frankreich. Und anderswo auch nicht. Der Terror, der sich auf den Propheten beruft, macht eine Atempause. Bei uns. Im fernen und vergessenen Afrika nicht. In Paris fielen fast 20 Menschen islamistischer Ideologie zum Opfer, in Nigeria mehr als 2000. Tendenz steigend. Die Grande Nation hat kurzen Prozess gemacht mit den Attentätern, die Mitte der Woche ein Dutzend Menschen in den Redaktionsstuben einer Satire-Zeitschrift und davor ermordeten. Mitleidslos.
Die Medien berichteten ausführlich. Und werden das auch noch weiter tun, denn nun geht es ja in Frankreich um Ermittlungen der Hintergründe. Und dem Echo aus allen Teilen der Welt. Aus Deutschland hat Bundeskanzlerin Angela Merkel dem französischen Volk angesichts der islamistischen Terrorattacken mit zahlreichen Toten die Solidarität Deutschlands zugesichert, wie ich dem „Kölner Stadtanzeiger“ entnahm . Auch will die CDU-Vorsitzende gemeinsam mit ihrem Parteifreund und Innenminister Thomas de Maizière heute an dem Gedenkmarsch für die Opfer in der französischen Hauptstadt Paris teilnehmen. „Es ist ein wichtiges Zeichen deutsch-französischer Freundschaft, dass wir in diesen Stunden zusammenstehen“, sagte sie am Freitagabend in Hamburg vor Beginn einer CDU-Vorstandsklausur. Und dem wird wohl jeder redlich denkende Mensch zustimmen. Zu denen ich mich doch zähle.
Ein Solidaritätsaufruf kam auch von den deutschen Zeitungsverlegern. Ihr Aufruf gilt nach dem Inhalt des Ausrufes der Solidarität mit „Charlie Hebdo“ Dazu heißt es in der „Hamburger Morgenpost“ (Auszug): „Das abscheuliche Attentat von Paris war ein gezielter Anschlag auf das Satireblatt „Charlie Hebdo“ und seine Mitarbeiter. Aber es war zugleich ein Anschlag auf die westliche Welt, auf die Grundlagen und Werte einer offenen Gesellschaft. Und im „Kölner Stadtanzeiger“ liest man (Auszug): „In herausragender Solidarität berichten freie Medien weltweit seit Tagen über dieses unmenschliche Verbrechen und die verquere Ideologie, die junge Muslime erst zu religiösen Fanatikern und dann zu Mördern macht. Der einhellige Appell: Presse- und Meinungsfreiheit sind unteilbar. Unsere Werkzeuge sind Worte und Bilder.“ (Ende des Auszugs).Es ist nun nicht meine Absicht, hier lediglich Stimmen und Appelle zu diesen schrecklichen Ereignissen in Frankreich einzustellen, die ich in der Presse fand Ich fühle mich einfach persönlich angesprochen durch die weit verbreiteten Reaktionen und besonders den Solidaritätsbekundungen aus Deutschland. Ich kann mich danach leicht der Versicherung der Bundeskanzlerin gegenüber dem französischen Volk anschließen. Was allerdings den Solidaritätsaufruf der Zeitungsverleger gegenüber dem Satireblatt Charlie Hebdo“ betrifft, kann ich dem nur bedingt folgen. Und das aus mehreren Gründen.
Dazu zuvor ein Bekenntnis: „Ich bin katholischer Christ. Und ich bin es gerne. Mein Glaube gibt mir Kraft.“ Das ist nicht mein Bekenntnis – obwohl ich mich damit ohne Zögern identifizieren kann - sondern der Beginn eines Kommentars des Redakteurs der „Deutschen Welle“, in dem es u.a. weiter heißt (Auszug): „Wer einen solchen Halt im Glauben nicht braucht - bitteschön. Die freien Gesellschaften des Abendlandes zwingen niemanden, etwas Bestimmtes oder überhaupt etwas zu glauben. Doch auch wenn dem deutschen Staat die Art meines Glaubens völlig egal ist, so steht er doch an der Seite aller Gläubigen: Denn er gewährleistet die "ungestörte Religionsausübung". Auch das steht ganz vorne im Grundgesetz. Aus diesem Grund muss ich es zum Beispiel nicht akzeptieren, wenn im Weihnachtsgottesdienst eine junge Frau nackt auf den Altar im Kölner Dom springt und "I am God" ruft. Sondern ich kann mich darüber freuen, dass sie vor Gericht zu einer ordentlichen Geldstrafe verurteilt wurde.“ (Ende des Auszugs).
Ich schicke diesem Kommentar-Auszug voraus, dass ich dieses Satire-Magazin "Charlie Hebdo" bis zu dem Attentat überhaupt nicht kannte und mich deshalb auch jetzt nur an den Berichten über es orientieren kann. Wenn es aber wirklich dessen alleinige Intention war, alles zu verhohnepiepeln, mit Hohn und Spott zu überziehen, was immer es an Institutionen, (religiösen) Vereinigungen und Vorgängen gibt – und die in den Berichten gezeigten Bilder sprechen dafür - wie könnte ich mich dann damit solidarisch erklären? Selbst wenn da argumentiert wird, dass eine Demokratie und eine Presse- und Meinungsfreiheit derartiges aushalten müsse, dann habe ich immerhin die Möglichkeit, ein solches Magazin zu ignorieren. Wenn nichts und niemand vor dem Spott und der Verhöhnung durch die Presse sicher ist, dann sollte diese Presse auch nicht klagen, wenn sie gerade derzeit von Pegida als „Lügenpresse“, als gelenkt und manipuliert und deren Vertreter als „Schmierfinken“ bezeichnet werden. Denn auch das gehört dann zur Meinungsfreiheit. Und ich erinnere mich erneut an die die Chefredakteurin des WDR, Sonia Seymour Mikich: „Dass wir Fehler schönreden, gern hart austeilen, aber ein gläsernes Kinn haben, wenn um Kritik an uns selber geht...“ Nach wie vor stehe ich zu den Grundsätzen des Pressekodex, in dem es unter Ziff. 1 heißt: „ Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die Wahrhaftigkeit bei Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberstes Gebot der Presse.“
Und was nun diesen Aufruf der Zeitungsverleger betrifft, erinnere ich mich auch dabei an einen Kommentar (im „Deutschlandfunk“) „Die weltweite Solidarisierung mit den ermordeten Journalisten des Satiremagazins "Charlie Hebdo" sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine tiefe Entfremdung zwischen den Medien und großen Bevölkerungsteilen gibt, kommentiert Stephan Detjen.(Ende des Auszugs). Ist es dann nicht ein günstiger Moment für die Zeitungsverleger, mit einem solchen Solidaritätsaufruf gleichzeitig auch einen Imagegewinn für die eigenen Blätter anzustreben? Die Gelegenheit könnte nicht besser sein. Und Niemand vermag das doch meines Erachtens unauffälliger und intelligenter.
Wie dem auch sei: meine absolute Anteilnahme gehört den getöteten Journalisten, den Polizisten und Geiseln. Zu einer Solidarität für "Charlie Hebdo" reicht es dagegen nicht. Aber auf mich kommt es ja nun wirklich nicht an.
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