Dienstag, 27. Januar 2015

Auch das muss Demokratie ertragen

Deutschland ist bunt“, heißt es bei jenen Demonstranten, die in jüngerer Zeit immer dort auftreten, wo gerade eine dieser „...igeda“- Demonstrationen stattfindet. Nicht etwa schon früher, um im Vorfeld von Flüchtlingsströmen und unzufriedenen Zeitgenossen für das bunte Feld der Demokratie in unserem Land zu demonstrieren. Und auch nicht dort, wo derzeit noch keine „...igeda“-Demonstration stattfindet. Also nicht, um ein eigenes „buntes“ Programm zu propagieren, sondern einzig und allein, um den Unzufriedenen dort zu begegnen, wo sie in Massen auftreten. Und die ihre Anliegen oder Forderungen ja auch nicht klar formulieren können. Denn so islamkritisch wie ihnen das unterstellt wird, sind sie ja wohl in ihrer Gesamtheit gar nicht. Wo also liegt der Sinn des ganzen?

In Dresden haben gestern Zehntausende ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz gesetzt. Nach Polizeiangaben sollen es rund 22 000 gewesen sein, die zu einem Open-Air-Konzert unter dem Motto „Offen und bunt“ kamen. Pegida war klugerweise auf den Tag davor ausgewichen um mögliche Komplikationen zu vermeiden. (Oder vielleicht auch, um ihren Anhängern Gelegenheit zu geben, das Konzert zu besuchen!?) 17 000 sollen es gewesen sein. Nicht 25 000, die erwartet wurden. Die Medien registrierten es genüsslich. Am Sonntag zum Konzert waren 40 000 erwartet worden. Die geringere Zahl fand sehr viel seltener Erwähnung in den Medien, die doch sonst ihr Hauptaugenmerk auf Teilnehmerzahlen bei diesen unterschiedlich gearteten Demonstrationen richten. Was zwar auch nicht gerade zuverlässig ist, aber doch bequemer. Dass inzwischen in immer mehr Städten Demonstrationen der Unzufriedenen und deren Gegner stattfinden, wäre einer Analyse wert, wie ich meine. Oder wird einfach ganz Deutschland zu einem Tummelplatz für Teile unserer Gesellschaft? Die Demokratie scheint gefestigt genug, um alles das auszuhalten, was da zeitweilig die Straßen bevölkert. Oder auch unsicher macht. Ich denke dabei an die Zeit nach 1970, als die „Rote Armee-Fraktion“ diese Demokratie auf eine wirkliche Probe stellte. Hier und jetzt sind höchstens die Polizisten zu bedauern, die bemüht sein müssen, Zusammenstöße zwischen beiden Lagern zu verhindern. Über den weiteren Verlauf könnte man spekulieren. Oder halt abwarten. 

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