„Deutschland ist bunt“,
heißt es bei jenen Demonstranten, die in jüngerer Zeit immer dort
auftreten, wo gerade eine dieser „...igeda“- Demonstrationen stattfindet. Nicht etwa schon früher, um im Vorfeld von
Flüchtlingsströmen und unzufriedenen Zeitgenossen für das bunte
Feld der Demokratie in unserem Land zu demonstrieren. Und auch nicht
dort, wo derzeit noch keine „...igeda“-Demonstration stattfindet.
Also nicht, um ein eigenes „buntes“ Programm zu propagieren,
sondern einzig und allein, um den Unzufriedenen dort zu begegnen, wo
sie in Massen auftreten. Und die ihre Anliegen oder Forderungen ja
auch nicht klar formulieren können. Denn so islamkritisch wie ihnen
das unterstellt wird, sind sie ja wohl in ihrer Gesamtheit gar nicht.
Wo also liegt der Sinn des ganzen?
In Dresden haben gestern
Zehntausende ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz gesetzt.
Nach Polizeiangaben sollen es rund 22 000 gewesen sein, die zu einem
Open-Air-Konzert unter dem Motto „Offen und bunt“ kamen. Pegida
war klugerweise auf den Tag davor ausgewichen um mögliche
Komplikationen zu vermeiden. (Oder vielleicht auch, um ihren
Anhängern Gelegenheit zu geben, das Konzert zu besuchen!?) 17 000
sollen es gewesen sein. Nicht 25 000, die erwartet wurden. Die
Medien registrierten es genüsslich. Am Sonntag zum Konzert waren 40
000 erwartet worden. Die geringere Zahl fand sehr viel seltener
Erwähnung in den Medien, die doch sonst ihr Hauptaugenmerk auf
Teilnehmerzahlen bei diesen unterschiedlich gearteten
Demonstrationen richten. Was zwar auch nicht gerade zuverlässig ist,
aber doch bequemer. Dass inzwischen in immer mehr Städten
Demonstrationen der Unzufriedenen und deren Gegner stattfinden, wäre
einer Analyse wert, wie ich meine. Oder wird einfach ganz Deutschland
zu einem Tummelplatz für Teile unserer Gesellschaft? Die Demokratie
scheint gefestigt genug, um alles das auszuhalten, was da zeitweilig
die Straßen bevölkert. Oder auch unsicher macht. Ich denke dabei an
die Zeit nach 1970, als die „Rote Armee-Fraktion“ diese
Demokratie auf eine wirkliche Probe stellte. Hier und jetzt sind
höchstens die Polizisten zu bedauern, die bemüht sein müssen,
Zusammenstöße zwischen beiden Lagern zu verhindern. Über den
weiteren Verlauf könnte man spekulieren. Oder halt abwarten.
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