Montag, 19. Januar 2015

Talkshow Günther Jauch: Weiß man nun Bescheid?

Gestern meinte ich, dass in den Medien das Thema Pegida so dominiert, dass ich mich ihm als Surfer durch die täglichen politischen Themen in den Internet-Ausgaben der Presse am besten dadurch entziehe, dass ich abschalte und als „Morgenspaziergänger“ in die Natur ausweiche. Heute war ich demgegenüber sogar im Internet auf der Suche nach Berichten zu Pegida: als Reaktionen auf die gestrige Talkshow von Günther Jauch. In der sich erstmals ein Gründermitglied dieser Bewegung vorstellte.
Und meine zum Ergebnis dieses Surferei, dass die Redakteure und Kommentatoren, die sich bisher dazu äußerten, dem Trend der Zeit folgten: möglichst schnell im Internet ihre Meinung kund zu tun. Entsprechend unterschiedlich und mitunter flüchtig fallen meines Erachtens diese Meinungen aus.


Man registrierte also mit einiger Genugtuung, dass es Günther Jauch gelungen war, mit Kathrin Oertel endlich eine Mitbegründerin von Pegida in seine Talkshow bekommen zu haben um zu erfahren, was es eigentlich mit dieser Bewegung „auf sich“ hat. Mit ihr stellte sich eine recht attraktive Frau vor „deren rhetorische Möglichkeiten beschränkt sind“ (Frankfurter Rundschau vom 18.01.). Könnte es sein, dass dieser Umstand überhaupt der Grund ist (oder war), der Presse zu einer qualifizierten Diskussion mit routinierten Rhetorikern auszuweichen? Immerhin: „ Die Diskussion . . .hat sich gelohnt. Man konnte beobachten, wie ein Dialog in Gang kommt. Es wurde miteinander, nicht mehr nur übereinander geredet“, schreibt der „Tagesspiegel“.


Dass dies ermöglicht wurde, lag meines Erachtens vor allem an Günther Jauch, der keine Schärfe oder Härte in den Diskussionen aufkommen ließ. Es lag aber auch an den anderen Teilnehmern der Gesprächsrunde, wiewohl es Ansätze dazu gab, etwa zwischen CDU-Mann Jens Spahn und AfD-Vorständler Alexander Gauland. Man saß doch aber, wenn ich das richtig verstanden habe, in der Runde, um überhaupt erst zu erfahren, was sich inhaltlich – etwa als Programm – hinter dem Begriff „Pegida“ verbirgt!? Kathrin Oertel bemühte sich, die Fragen Günther Jauchs im Rahmen ihrer „begrenzten rhetorischen Möglichkeiten“ zu beantworten. Darüber hinaus war es nicht Alexander Gauland, von dem man annahm, er sei zur Unterstützung Oertels gekommen. Sondern der Leiter der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter, „der
in der Manier eines Lehrer erklärte, es handele sich bei Pegida vorwiegend um Menschen, die ganz andere Sorgen hätten als die Islamisierung und die Ausländer. Das tat er in einem ausgesprochenen Pädagogenduktus, wobei er immer davor warnte, dass Politiker mit den Bürgern reden „wie die Oberlehrer“. Richter war an jenem Abend wirklich ein performativer Widerspruch von ganz eigener Qualität.“ ( Auszug des FAZ-Kommentars zur Sache). Wobei ganz allgemein die Schärfe und aggressive Tendenz dieses FAZ-Kommentars auffällt. Der im übrigen in Jauchs Talkshow weniger einen politischen Diskurs als einfach einen Stuhlkreis für wahrscheinlich hält, „In dem jeder und jede angehört wird, ohne dass böse Worte oder gar Werturteile fallen. Dass bei dieser Talkshow auch der Populismus nicht zu kurz kam, zeigte sich meines Erachtens sowohl bei Kathrin Oertel, als sie den Hinweis auf die geringe Zahl an Islamisten in Sachsen im Verhältnis zu den Demonstrationen damit konterte, dass man in Deutschland ja auch für den Regenwald demonstriere, ohne dass es hier einen Regenwald gibt. Als auch bei Jens Spahn, der der Pegida-Mitbegründerin empfahl, sie solle doch lieber sonnatgs in die Kirche, statt am Montag zur Demonstration gehen. Es war also insgesamt gesehen eher ein Gesprächsgeplänkel als eine harte Diskussion. Oder gar Auseinandersetzung. Dass Oertel für ihre Positionen ansonsten noch den meisten Beifall der Zuhörer im Gaswerk erhielt, soll aber doch bemerkt sein.


Das ist auch aus zahlreichen anderen Kommentaren herauszulesen. Und wenn man alle nicht erfüllten Hoffnungen oder Erwartungen der Kommentatoren zusammenzählt, hätte diese Talkshow allein schon ein Mehrfaches an Zeit erfordert, ganz abgesehen von der Art dieser Erwartungen. Die auch Wolfgang Thierse nicht erfüllte, obwohl er sich verärgert zeigte über den Pegida-Slogan „Wir sind das Volk“, das einer ganz anderen Zeit und politischen Forderung entlehnt sei. Nachdem aber auch die „Lügenpresse“ einer anderen politischen Aera zugeordnet ist, könnte es allmählich eng werden mit noch nicht bereits „besetzten“ Slogans.


Nun trat ja mit dem Aufruf zu einem Mord eines Gründers der Pegida-Bewegung in Dresden ein Ereignis ein, das die Talkshow insofern beeinträchtigte, als die heutige Montagsdemonstration – und auch alle anderen – in Dresden verboten wurden. Ein Eingriff in die demokratischen Rechte der Menschen von äußerst schwerwiegender Art, wie Thierse feststellte. In der Begründung zu dem Verbot heißt es, der Schutz der Menschen müsse Vorrang haben. 

Das mag absolut richtig sein, nur drängt sich mir die Überlegung auf, welche Situation sich allein schon unter (gesellschafts-)politischen Gesichtspunkten ergäbe, wenn Lutz Bachmann einem solchen Attentat zum Opfer fiele? Wäre er dann ein Märtyrer? und erhielte er dann ein Staatsbegräbnis? Eine grotesk abmutende Vorstellung Der vorsorgliche Schutz der Person, der ein solches Attentat offenbar gelten sollte, hat also sehr weitreichende Bedeutung.

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