Sonntag, 18. Januar 2015

Der Südharz und sein neuer kreisübergreifender Tourismusverband

Wann immer man die Nachrichtenportale der Presse im Internet aufruft, kann man sich derzeit und teils schon seit geraumer Zeit Themen wie Pegida oder Charlie Hebdo und den inzwischen weitreichenden Reaktionen auf deren satirische Inhalte kaum entziehen.
Obwohl es doch in der Welt wirklich viele andere Vorgänge und Ereignisse gibt, die der Kenntnisnahme und Überlegung wert sind. Ich versuche deshalb, jenen dominierenden Themen eine zeitlang zu entfliehen und mache mich auf den Weg in die Natur, langsam und bedächtig, wie ich das halt noch vermag.


Ich kann mich dadurch zwar der unmittelbaren Konfrontation mit Themen entziehen, die die Presse im Internet anbietet, nur komme ich nicht weit, dann drängen sich neue, andere Überlegungen auf, diesmal allerdings lokaler Natur, den am Montag in Sondershausen gegründeten Tourismusverband Südharz-Kyffhäuser betreffend. Schon im Vorfeld, nach einer Pressekonferenz in Nordhausen, wurde Einiges dazu in Aussicht gestellt, Anderes blieb noch ungewiss. Und Manches für „nicht wichtig“ gehalten. In der Sondershäuser Ausgabe der TA hieß es dazu (Auszug): „Es ist also eine Wette mit vielen Ungewissen auf die Zukunft. Wo der Sitz des Verbandes sein soll? "Keine
Ahnung." Wieviel Geld, wieviele Mitglieder man braucht, um dauerhaft überleben zu können? "Keine Ahnung. Mehr als 100 Mitglieder, mindestens 150 000 Euro pro Jahr." Wie man die neue Großregion vermarkten möchte? Keine Ahnung. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden." Naja, zumindest hat man jetzt den "Süden" im Namen. Der klingt ja schön nach Urlaub. Wobei: Jessica Pieper, die Sprecherin des Kreises Nordhausen, beugte womöglichen Diskussionen gleich vor: "Der Name des Verbandes ist doch egal.“ (Ende des Auszugs). Soweit die Vorschau.


Nach der Gründung wusste man natürlich einiges mehr, die Zeitungen berichteten. Diesmal aber war es auch der Sitz des Tourismusverbandes, der für Jessica Pieper –
inzwischen auch zweite ehrenamtliche Vorsitzende des Verbandes – nicht wichtig ist (Auszug aus einem Interview mit Kristin Müller): Die Frage des Sitzes ist ohnehin nicht wichtig, da keine Touristinformation mehr vorgehalten wird. Der neue Verband muss in der Region präsent sein, nicht an seinem Sitz.“ (Ende des Auszugs). Und zur Zukunft des Südharzer Tourismusverbandes (STV) heißt es, er solle mit seiner Informationsstelle am Nordhäuser Harzquerbahnhof und der Naturparkverwaltung weiterexistieren - vorerst. Der Kreistag, so Krauth, amtierende Nordhäuser Landrätin, werde im ersten Halbjahr zu befinden haben, wie die Zukunft dieses Verbandes aussieht. Er sei "im Wandel". Krauth verwies auf den Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung, wonach der Naturpark Südharz künftig in staatliche Verwaltung wechseln soll.


Leser meines Blogs könnten hier leicht den Eindruck der Weitschweifigkeit bekommen. Es käme kein Widerspruch, nur berichte ich ja nicht, vielmehr habe ich auf meinem Weg durch die Natur Zeit genug, dabei auch nachzudenken. Und diese Gedanken kommen mir ja nicht von ungefähr im nunmehrigen Wissen um die großen Aufgaben, die sich dieser neue Verband gesetzt hat. Und die man alle in den Begriff des Marketing fassen kann. Und ich wandere demgegenüber auf Wegen, die teilweise in einen so schlechten, ja katastrophalen Zustand sind – etwa aus der Gumpe, am Schullandheim vorbei nach Harzrigi – dass ich mich bei allen großen Plänen dieses Verbandes frage, wer sich denn dann um diese Wege – von dem der hier erwähnte ja nur ein kleines Beispiel ist – sich also um die so vielfältigen praktischen Aufgaben vor Ort annehmen soll? Und sie zu koordinieren? Man nennt sie heutzutage Kümmerer und sie stellen den meist unauffälligen Unterbau jeder gut aufgestellten Organisation oder eines Verbandes dar. Es gab sie beim STV nicht und sie sind offenbar auch beim neuen Verband nicht vorgesehen. Als Wanderer hatte man anfangs von einen neuen kreisübergreifenden Verband nicht nur Verwaltungs- und
Marketingmanager erwartet, sondern auch eine Einbeziehung der kleinen Erfordernisse, die zum Tourismus gehören und doch so wichtig sind, erhofft. Um eine Region wie den Südharz erleb- und wanderbar werden zu lassen. Man kann natürlich auf einen intakt scheinenden Karstwanderweg verweisen, der u.a. den Landkreis Nordhausen durchzieht. Dann aber sollte man etwa bei einer Wanderung oberhalb Rüdigsdorf ostwärts durchs Harzfelder Holz tunlichst Gummistiefel tragen, um trockenen Fusses durch dieses Waldstück zu kommen. Man hat die großen Aufgaben im Blick, die kleinen, aber notwendigen, übersieht man darüber.

Im Grunde dürfte die Region Sondershausen von diesen neuen Verband profitieren, für sie ist es eine elegante Überleitung von dem pleite gegangenen Kyffhäuser Tourismusverband in ein besseres Tourismus-Zeitalter. Für Nordhausen und seinen Südharzer Tourismusverband sieht es dagegen meines Erachtens düster aus. Man wird sehen.

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