Wann immer man die
Nachrichtenportale der Presse im Internet aufruft, kann man sich
derzeit und teils schon seit geraumer Zeit Themen wie Pegida oder
Charlie Hebdo und den inzwischen weitreichenden Reaktionen auf deren
satirische Inhalte kaum entziehen.
Obwohl es doch in der Welt
wirklich viele andere Vorgänge und Ereignisse gibt, die der
Kenntnisnahme und Überlegung wert sind. Ich versuche deshalb, jenen
dominierenden Themen eine zeitlang zu entfliehen und mache mich auf
den Weg in die Natur, langsam und bedächtig, wie ich das halt noch
vermag.
Ich kann mich dadurch zwar
der unmittelbaren Konfrontation mit Themen entziehen, die die Presse
im Internet anbietet, nur komme ich nicht weit, dann drängen sich
neue, andere Überlegungen auf, diesmal allerdings lokaler Natur, den
am Montag in Sondershausen gegründeten Tourismusverband
Südharz-Kyffhäuser betreffend. Schon im Vorfeld, nach einer
Pressekonferenz in Nordhausen, wurde Einiges dazu in Aussicht
gestellt, Anderes blieb noch ungewiss. Und Manches für „nicht
wichtig“ gehalten. In der Sondershäuser Ausgabe der TA hieß es
dazu (Auszug): „Es ist also eine Wette mit vielen Ungewissen auf
die Zukunft. Wo der Sitz des Verbandes sein soll? "Keine
Ahnung." Wieviel Geld, wieviele Mitglieder man braucht, um
dauerhaft überleben zu können? "Keine Ahnung. Mehr als 100
Mitglieder, mindestens 150 000 Euro pro Jahr." Wie man die neue
Großregion vermarkten möchte? Keine Ahnung. Wir müssen das Rad
nicht neu erfinden." Naja, zumindest hat man jetzt den "Süden"
im Namen. Der klingt ja schön nach Urlaub. Wobei: Jessica
Pieper, die Sprecherin
des Kreises Nordhausen, beugte womöglichen Diskussionen gleich vor:
"Der Name des Verbandes ist doch egal.“ (Ende des Auszugs).
Soweit die Vorschau.
Nach der Gründung wusste man
natürlich einiges mehr, die Zeitungen berichteten. Diesmal aber war
es auch der Sitz des Tourismusverbandes, der für Jessica Pieper –
inzwischen auch zweite ehrenamtliche Vorsitzende des Verbandes –
nicht wichtig ist (Auszug aus einem Interview mit Kristin Müller):
Die Frage des Sitzes ist ohnehin nicht wichtig, da keine
Touristinformation mehr vorgehalten wird. Der neue Verband muss in
der Region präsent sein, nicht an seinem Sitz.“ (Ende des
Auszugs). Und zur Zukunft des Südharzer Tourismusverbandes (STV)
heißt es, er solle mit seiner Informationsstelle am Nordhäuser
Harzquerbahnhof und der Naturparkverwaltung weiterexistieren -
vorerst. Der Kreistag, so Krauth,
amtierende Nordhäuser Landrätin,
werde im ersten Halbjahr zu befinden haben, wie die Zukunft dieses
Verbandes aussieht. Er sei "im Wandel". Krauth
verwies auf den Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung, wonach
der Naturpark Südharz künftig in staatliche Verwaltung wechseln
soll.
Leser meines Blogs könnten
hier leicht den Eindruck der Weitschweifigkeit bekommen. Es käme
kein Widerspruch, nur berichte ich ja nicht, vielmehr habe ich auf
meinem Weg durch die Natur Zeit genug, dabei auch nachzudenken. Und
diese Gedanken kommen mir ja nicht von ungefähr im nunmehrigen
Wissen um die großen Aufgaben, die sich dieser neue Verband gesetzt
hat. Und die man alle in den Begriff des Marketing fassen kann. Und
ich wandere demgegenüber auf Wegen, die teilweise in einen so
schlechten, ja katastrophalen Zustand sind – etwa aus der Gumpe, am
Schullandheim vorbei nach Harzrigi – dass ich mich bei allen großen
Plänen dieses Verbandes frage, wer sich denn dann um diese Wege –
von dem der hier erwähnte ja nur ein kleines Beispiel ist – sich
also um die so vielfältigen praktischen Aufgaben vor Ort annehmen
soll? Und sie zu koordinieren? Man nennt sie heutzutage Kümmerer und
sie stellen den meist unauffälligen Unterbau jeder gut aufgestellten
Organisation oder eines Verbandes dar. Es gab sie beim STV nicht und
sie sind offenbar auch beim neuen Verband nicht vorgesehen. Als
Wanderer hatte man anfangs von einen neuen kreisübergreifenden
Verband nicht nur Verwaltungs- und
Marketingmanager erwartet, sondern
auch eine Einbeziehung der kleinen Erfordernisse, die zum Tourismus
gehören und doch so wichtig sind, erhofft. Um eine Region wie den
Südharz erleb- und wanderbar werden zu lassen. Man kann natürlich
auf einen intakt scheinenden Karstwanderweg verweisen, der u.a. den
Landkreis Nordhausen durchzieht. Dann aber sollte man etwa bei einer
Wanderung oberhalb Rüdigsdorf ostwärts durchs Harzfelder Holz
tunlichst Gummistiefel tragen, um trockenen Fusses durch dieses
Waldstück zu kommen. Man hat die großen Aufgaben im Blick, die
kleinen, aber notwendigen, übersieht man darüber.
Im Grunde dürfte die Region
Sondershausen von diesen neuen Verband profitieren, für sie ist es
eine elegante Überleitung von dem pleite gegangenen Kyffhäuser
Tourismusverband in ein besseres Tourismus-Zeitalter. Für Nordhausen
und seinen Südharzer Tourismusverband sieht es dagegen meines
Erachtens düster aus. Man wird sehen.
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