Mittwoch, 14. Januar 2015

Gesellschaftliche Verantwortung kein Thema?

Bevor ich hier meine Gedanken und Überlegungen formulieren halte ich es für richtig, wieder einmal festzustellen, dass ich dabei nur für mich denke und überlege. Diese Beteuerung scheint mir wichtig, weil da in der demokratisch orientierten Welt einiges durcheinander geraten ist, das kaum noch erkennen lässt, um was es bei den Attentaten in Frankreich eigentlich geht. Vielleicht weiß auch ich es nicht (mehr), weil seit diesem furchtbaren Ereignis soviel Gescheites, Richtiges, Logisches, aber eben auch Unsinniges, Konstruiertes und Populistisches gesagt und geschrieben wurde, dass „für Jeden“ etwas dabei ist. Und sich Jeder das heraussuchen kann, was ihn genehm ist. Oder auch die ganze schreckliche Geschichte als Satire auffassen kann. Was ja wohl überhaupt der Ausgangspunkt und Ursache des ganzen Geschehens ist.


Nämlich das französische Satireblatt „Charlie Hebdo“. Das seit 22 Jahren wöchentlich erscheint und noch in jeder Ausgabe den Papst, Jesus Christus, Bischöfe, Rabbiner, Imame oder den Propheten Mohammed „auf künstlerische Weise“ karikiert, verarscht und/oder verhöhnt hat. Und das unter dem Mantel der Pressefreiheit. In Frankreich. Wiederholte (14) Klagen der katholischen Kirche gegen ihre fortwährende Verhöhnung hatten keinen Erfolg, also muss diese Art Journalismus durch das französische Presserecht gedeckt sein. In Deutschland gibt es einen Pressekodex, in dem es unter Ziff. 10 heißt: „Veröffentlichungen in Wort und Bild , die das sittliche oder religiöse Empfinden einer Personengruppe nach Form und Inhalt wesentlich verletzen können, sind mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren.“ Das Satiremagazin „Titanic“ beweist allerdings, dass dieser Kodex insoweit nicht die Druckerschwärze wert ist, mit der er gedruckt wurde. Immerhin lässt er erkennen, was sein sollte.


Die katholische Kirche hat sich also rechtsstaatlich verhalten und verwindet - sicher widerwillig - ihre Verhöhnung. Nicht so der radikale Islam, der stets erkennen ließ, dass er allein schon auf die Verhöhnung Mohammeds mit Mord gegen die Verursacher droht. Und es auch tut. So überraschend wie man heute tut, kam das Attentat also nicht. Dass es von „Charlie Hebdo“ geradezu provoziert wurde, hat meines Erachtens viel mit mangelnder gesellschaftlicher Verantwortung zu tun. Man nutzt die Presse- und Meinungsfreiheit rigoros aus und nimmt billigend in Kauf, dass auch redliche und unbeteiligte Bürger unter den vorhersehbaren Folgen zu leiden haben.



Und nun identifiziert sich die ganze unabhängig scheinende Presse in Deutschland mit „Charlie Hebdo“, als habe dieser Anschlag auch ihr gegolten. Die gleiche Presse übrigens, die sich dagegen wehrt durch den Ruf der „Lügenpresse“ durch Pegida unter Generalverdacht gestellt zu werden (Begründung des Unwortes des Jahres). Und der Chefredakteur des „Titanic“, Tim Wolff reagierte zunächst spontan mit „Jetzt erst recht“. Während sich sein Magazin inzwischen über die inflationäre Solidarität mit Charlie lustig macht. In der FAZ liest man dazu: „ Satiriker machten sich lieber über die Mächtigen lustig als über die Schwachen, sagt Wolff. Und Einfluss hätten in Deutschland nun einmal eher die Christen als die Muslime, was man allein daran sehe, dass ein Bischof, aber kein Imam in der Kommission zur Suche einer Endlagerstätte für Atommüll sitze. Man freue sich in der „Titanic“-Redaktion aber schon auf den Zeitpunkt, da endlich ein deutscher Muslim wichtig und bedeutend werden und seine erste Dummheit begehe. Dann werde man ihn unverzüglich auf die Schippe nehmen.“(Ende des Auszugs) (Darfs vielleicht auch ein zurückgekehrter IS-Kämpfer sein, der auch hier „tätig“ wird?) Nichts und niemand scheint mehr vor den Satirikern sicher. Und auch Dieter Nuhr reklamiert ja für sich uneingeschränkte „Witzfreiheit“. Also wohl auch dabei eine inflationäre Entwicklung!? Der „Spiegel“ schrieb einstens über den Journalismus in der DDR, er hätte aus Opportunismus, Frustration und einer gehörigen Portion Dummheit bestanden. Ich muss mal sondieren, ob das nur für die DDR galt, oder ob sich Relikte davon verallgemeinert haben     

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