Sonntag, 25. Januar 2015

Grenzenlose Presse- und Meinungsfreiheit?

Es ereignet sich gerade derzeit in der Welt so viel, das wert wäre, überlegt, analysiert und festgehalten zu werden, dass es meine Möglichkeiten und den Rahmen meines Blogs sprengen würde. Themen in den Internet-Ausgaben der (überregionalen) Zeitungen aufrufen, lesen und darüber sinnieren geht ja noch, aber die Ergebnisse hier auch noch einstellen würde mich überfordern. Dazu kommen dann noch Mitteilungen der unterschiedlichsten Art und Quellen mit dem Ersuchen der Veröffentlichung, dass ich mich mitunter frage – etwa bei fremdsprachigen Publikationen – welche Bedeutung man meinem Blog zuerkennt. Und dann gibt es ja noch eigene Eindrücke von Veranstaltungen zu formulieren, die ich besuchte. Und oft genug stoße ich auch an die Grenzen meiner doch recht bescheidenen PC-Kenntnisse. Die zu erweitern für mich aber wohl nicht mehr lohnt.


Warum ich das schreibe? Einfach deshalb, weil es trotz aller meiner Beteuerungen über die ganz persönliche Führung meines Blogs nach wie vor Stimmen gibt, die mich auf journalistische Diktionen ansprechen oder gar festnageln wollen. Warum aber sollte ich das? Ich denke, es sollte jüngeren und engagierten JournalistInnen überlassen sein, ihren Lesern guten, in die Tiefe gehenden Journalismus zu bieten. Und ich bedauere, dass es damit viel zu häufig hapert. Mir genügt demgegenüber bei meinem „Geschreibsel“ (entlehnt dem Wortschatz Dr. Wolfgang Pientkas) wenn ich dabei meinem Vorsatz genügen kann, tunlichst vernünftige Überlegungen von mir zu geben.


Nach dieser – erneuten – Versicherung zurück zur Ausgangsfeststellung: bei allen weltweiten teils wirklich dramatisch oder auch problematisch anmutenden Berichten versucht sich doch derzeit fast jede Zeitung in nahezu jeder Ausgabe mit Berichten und Kommentaren zur Presse- und Meinungsfreiheit. Vorgänge um „Charlie hebdo“ oder irgendeine „...igeda“- Veranstaltung sind dafür offenbar willkommene Vehikel. Und nutzt die allgemein herrschende und teils selbst erzeugte Stimmung, um eine geradezu grenzenlose Freiheit in Wort und Bild für sich zu beanspruchen. Die Demokratie müsse das aushalten, heißt es dazu.


Es erstaunte mich in diesem Zusammenhang, dass man mit „Charlie hebdo“ zum Beispiel der „New York Times“ sogar zum Vorwurf macht, dass sie in der Sympathiekampagne für das Satiremagazin als offenbar einzige Zeitung (überall auf der Welt) keine Karikaturen aus „Charlie hebdo“ abdruckte. Dazu finde ich die Rechtfertigung des Chefredakteurs der „New York Times“ mutig und begründet. In „Spiegel online“ äußerte er (Auszug): „Diese Art von Humor ist eine unnötige Beleidigung“ (Ende des Auszugs). Sie erfülle weder die Standards der 'Times', und würde unnötigerweise strenggläubige Familien unter den Lesern brüskieren. Und weiter (Auszug): „Wirklichen Mut beweisen Nachrichtenorganisationen dort, wo es darum geht, zu berichten. Sei es, Reporter zu haben, die über den IS recherchieren, nach Bagdad reisen oder über den Afghanistan-Krieg berichten.“(Ende des Auszugs).


Ich denke, was sich in dieser Rechtfertigung offenbart, ist grundsätzlicher Art (ich brachte das schon einmal zum Ausdruck): Presse-und Meinungsfreiheit darf kein Selbstzweck sein. Niemand wird ernstlich bestreiten wollen, dass wir guten Journalismus im Dienste der Wahrheit, zur Aufklärung und für unser soziales Zusammenleben brauchen. Sobald aber Demokratie nur noch als Deckmantel für Presse- und Meinungsfreiheit verstanden wird, und die auf Kosten der Gesellschaft oder/und deren religiöser oder ethisch orientierter Gemeinschaften ausgeübt wird, verliert sie ihre Berechtigung. Ich habe in jüngster Zeit viel, sehr viel über Presse- und Meinungsfreiheit gehört und gelesen. Ich habe demgegenüber so gut wie nichts über Verantwortung der Medien gegenüber der Gesellschaft gehört oder gelesen. Es sind im Zusammenhang mit diesen „Carlie hebdo“ -Karikaturen Menschen ums Leben gekommen ohne den geringsten Wert im Sinne von Wahrheit, Aufklärung und dem sozialem Zusammenleben. Sondern allein um der fast willkürlichen Ausweitung von Presse- und Meinungsfreiheit. Drohungen und Angriffe auf Journalisten sind zu verurteilen, wenn und solange sie in Ausübung seriöser, verantwortungsvoller Aufgabenerfüllung geschehen. Manchmal aber hat man den Eindruck, Journalisten glaubten, für sie gebe es keine Grenzen.Und empören sich, wenn ihnen solche aufgezeigt werden. Und Konsens nicht in Sicht.

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