15. Internationales Bischofstreffen in Israel und den Palästinensischen Gebieten beendet
Der
Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Dr.
Stephan Ackermann (Trier), und der Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Naher
und Mittlerer Osten“ der Kommission Weltkirche der Deutschen
Bischofskonferenz, Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg-Stuttgart),
haben ein nüchternes Fazit über die Lage der Christen im Heiligen Land
gezogen. Zum Abschluss des „15. Internationalen Bischofstreffens zur
Solidarität mit den Christen im Heiligen Land“ betonten Bischof
Ackermann und Weihbischof Renz, dass die Hoffnung auf einen dauerhaften
Frieden im Nahen Osten geringer denn je sei. „Gerade deshalb brauchen
die Christen im Heiligen Land – ob in Israel oder den Palästinensischen
Gebieten – unsere uneingeschränkte Solidarität. Dazu zählen das Gebet
und auch die materielle Hilfe, die in bestimmten Regionen dringender
denn je ist“, erklärte Bischof Ackermann.
Schwerpunkt
des diesjährigen Treffens, an dem seit vergangenen Samstag 16
Mitglieder nationaler Bischofskonferenzen aus zwölf Ländern teilnahmen,
war der Besuch von christlichen Einrichtungen in Gaza und Hebron. Nach
erheblichen Einreiseschwierigkeiten der Delegation am Sonntag von Israel
nach Gaza, die von den israelischen Behörden zu verantworten waren,
konnten sich Bischof Ackermann und Weihbischof Renz einen umfassenden
Überblick zur Situation der Bevölkerung nach dem letzten Krieg zwischen
Israel und der den Gazastreifen beherrschenden Hamas verschaffen. „Ich
bin erschüttert vom Ausmaß der Zerstörungen, gerade im zivilen Bereich.
Die internationale Staatengemeinschaft muss hier verstärkt Unterstützung
leisten. Dazu wird es unabdingbar sein, dass Israel jede Form des
Embargos zur Einführung von dringend notwendigen Versorgungsgütern und
Baumaterialien aufhebt“, so Bischof Stephan Ackermann. „Für mich war es
beeindruckend, mit Familien in zerstörten Häusern zusammenzutreffen, die
in den Trümmern versuchen, zu überleben. Das Elend lässt mich als
Besucher verstört zurück.“
Weihbischof
Thomas Maria Renz würdigte die aktive Aufbauhilfe der katholischen
Kirche für die Bevölkerung im Gazastreifen. Die katholische Gemeinde in
Gaza macht gerade 200 Katholiken aus, insgesamt gibt es im Gazastreifen
knapp 2.500 Christen. „Was Christen für die gesamte Bevölkerung leisten –
insbesondere für die muslimischen Mitbewohner – ist ein eindrucksvolles
Zeichen gelebter Nächstenliebe. Die Bereitstellung von Grundlagen für
den Wiederaufbau von Häusern oder Wohneinheiten, damit Menschen nicht
mehr in Zelten oder Trümmern hausen müssen, wird von den katholischen
Hilfsorganisationen in vorbildlicher Weise ermöglicht. Ich habe eine
tiefe Dankbarkeit bei den Menschen – ganz gleich ob Christen oder
Muslime – gespürt“, so Weihbischof Renz. Besonders beeindruckt zeigten
sich die Bischöfe von der Leistung der drei katholischen Schulen im
Gazastreifen: „Hier wird Bildung für junge Menschen trotz erheblicher
Kriegstraumata ermöglicht. Gerade den katholischen Schulen kommt eine
große Bedeutung zu, zum Frieden zu erziehen, um Hass zu überwinden“,
sagte Weihbischof Renz.
Das
diesjährige Treffen der Bischöfe stand unter dem Leitwort „Die
leidenden und verwundbaren Völker des Heiligen Landes“. Neben Besuchen
christlicher Einrichtungen in Hebron und Bethlehem wurden die Bischöfe
über die Situation im Cremisan-Tal nahe bei Jerusalem informiert, das
von der israelischen Sperrmauer durchschnitten werden soll. Insbesondere
der Bau der Mauer dort würde zum Verlust von Land und Lebensunterhalt
vieler christlicher Familien führen. Um die ganze Breite des
Nahostkonflikts zu erfassen, besuchten die Bischöfe nach ihrem
Aufenthalt in Gaza den israelischen Grenzort Sderot, der häufig das Ziel
von Raketenangriffen der Hamas ist. „Als Christen sind wir aufgerufen,
beide Seiten zu sehen und zu hören. Es gibt keinen Zweifel am
Existenzrecht des Staates Israel und ebenso wenig an der Notwendigkeit
einen palästinensischen Staat zu schaffen. Wer von Sderot zur Grenze
Richtung Gaza schaut, versteht auch die israelische Seite, die
Sicherheit haben will. Gewalt kann aber nie ein Mittel zur
Rechtfertigung nationaler Interessen sein. Es braucht eine Formung der
Herzen, um Frieden zu schaffen. Deshalb haben wir von Sderot aus mit
Blick auf Gaza mit allen Bischöfen für den Frieden gebetet“, erklärte
Bischof Ackermann.
Die
beiden deutschen Bischöfe betonten übereinstimmend, dass die Konflikte
im Nahen Osten und besonders im Heiligen Land neben der politischen
Dimension zu häufig von religiösen Motiven beherrscht werden. „Wir
brauchen dringend ein Ende der Gewalt im Nahen Osten. Wir verurteilen
jede Form der Gewaltanwendung, insbesondere dann, wenn diese im Namen
Gottes geschieht. Diese Pervertierung von Religion darf nicht
hingenommen werden“, sagte Weihbischof Renz. Gerade deshalb sei es
notwendig, dass die Christen in Deutschland den Nahen Osten und das
Heilige Land nicht vergessen. Bischof Ackermann: „Die Menschen dort,
gerade die Christen, sind dankbar für jede Form der Solidarität. Sie
haben uns mit auf den Weg gegeben: ,Vergesst die Christen im Heiligen
Land nicht. Betet für uns. Wir wollen den Frieden, aber er ist weit
entfernt.‘ Deshalb müssen wir als Christen in Deutschland und mit den
Christen im Heiligen Land beherzigen, was Paulus im Neuen Testament
sagt: Hoffen wider alle Hoffnungslosigkeit.“
An dem Treffen im Heiligen Land nahmen neben Bischof
Dr. Stephan Ackermann und Weihbischof Thomas Maria Renz auch Erzbischof
Stephen Brislin (Kapstadt, Südafrika), Bischof Raymond Browne (Kerry,
Irland), Bischof Pierre Bürcher (Reykjavik, Island), Bischof Oscar Cantu
(La Cruces, USA), Bischof Michel Dubost (Evry, Frankreich), Erzbischof
Ricardo Fontana (Arezzo-Cortona-Sansepolcro, Italien), Bischof Lionel
Gendron (Saint-Jean, Kanada), Bischof Dr. Felix Gmür (Basel, Schweiz),
Erzbischof em. Patrick Kelly (Liverpool, Großbritannien), Weihbischof
William Kenny (Birmingham, Großbritannien), Bischof Kieran O’Reilly
(Killaloe, Irland), Bischof Declan Lang (Clifton, Großbritannien) und
Erzbischof Joan Vives (Urgell, Spanien) teil.
Hinweise:Zum Abschluss ihrer Konferenz haben die Bischöfe eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, die unter www.dbk.de abrufbereit ist.
(Eine Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am 15.01.2015)
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