Montag, 12. Januar 2015

Harzer Naturparkpreis 2015 für Jochen Klähn

Quedlinburg/Sankt Andreasberg. Getragen von dem Willen, den Naturpark-Gedanken zu fördern, stiftet der Regionalverband Harz jährlich einen Naturparkpreis. Er besteht aus einer Urkunde und einem Sachpreis im Wert von bis zu 500 Euro. Der Preis wird anlässlich des Walpurgisempfangs des Regionalverbandes Harz Ende April in Nordhausen verliehen. Preisträger 2015 ist Jochen Klähn aus Sankt Andreasberg.


Der Naturpark-Preis wurde für 2015 zum Thema „Heimatmuseen in der Harzregion“ ausgelobt. Im Fokus standen kleinere, privat bzw. ehrenamtlich betriebene Einrichtungen. Welche Ziele verfolgen sie? Wie präsentieren sie ihre Exponate? Wie werden sie finanziert? Wie sprechen sie Besucher an, und wie machen sie auf sich aufmerksam? Wird eine Beziehung zur umgebenden Natur hergestellt? Speziell diesen Fragen gingen die Jurymitglieder nach. Ihre Bereisung führte sie durch alle fünf Landkreise der Harzregion: Goslar und Osterode am Harz in Niedersachsen, Harz und Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt sowie Nordhausen im Freistaat Thüringen.


Insgesamt lagen 29 Bewerbungen/Vorschläge vor. Nach Sichtung der Unterlagen wurden daraus die aussichtsreichsten Bewerbungen ausgewählt. „Ein nicht unwesentliches Kriterium der Vorauswahl waren die Öffnungszeiten der Einrichtungen und damit deren touristische Relevanz“, so Naturparkleiter Dr. Klaus George. Besucht wurden das Knopfmachermuseum in Kelbra, das Feuerwehrmuseum Ellricher Spritzenhaus, das Glasmuseum Steina, die Heimatmuseen in Abbenrode und Westerhausen und das Harzer Roller-Kanarienvogelmuseum in Sankt Andreasberg.


Das Harzer Roller-Kanarienvogelmuseum war im Jahr 2001 anlässlich des Doppeljubiläums 70 Jahre Geschichtsverein Sankt Andreasberg und 50 Jahre Bergwerksmuseum Grube Samson in der früheren Wohnung des Gaipelwärters eingerichtet worden. Initiator war Jochen Klähn, damals als Museumsleiter noch bei der Bergstadt Sankt Andreasberg angestellt. Auch heute noch führt der 1939 in der Bergstadt geborene Klähn das Museum, allerdings inzwischen als Pächter auf eigene Rechnung. Jeder der sich in der Museumslandschaft auskennt weiß, dass so etwas nur mit Enthusiasmus möglich ist und die gesamte Familie sieben Tage in der Woche fordert. Und das liegt keinesfalls allein an den im Museum gezeigten lebenden Tieren! Es sind Kanarienvögeln der Rasse Harzer Roller, die von Bergleuten des Harzes im 19. Jh. mit großem Erfolg gezüchtet worden.


Um dem sehr speziellen Gesang der Vögel in einem weltweit einzigartigen Museum lauschen zu können, folgt man der touristischen Beschilderung zur Grube Samson. Das Harzer Roller-Kanarienvogelmuseum ist dort im Samsoner Gaipel untergebracht. Häufig werden die Gäste dort persönlich von Jochen Klähn empfangen. Die meisten Besucherinnen und Besucher sind sehr überrascht zu hören, dass auch Vögel ihren arttypischen Gesang erlernen, ähnlich wie jeder Mensch seine Muttersprache. So bot sich den Züchtern im Harz die Gelegenheit, den Gesang ihrer Kanarienvögel nach ihrem Geschmack zu verbessern. Das Ergebnis gefiel auch anderen Menschen weltweit so gut, dass sich die kleinen gefiederten Sänger zu einem Exportschlager, einem wichtigen Wirtschaftszweig im Oberharz entwickelten. Im Jahr 1842 begann der Überseehandel mit Harzer Rollern. 1882 wurden allein nach New York 120.000 Kanarienvögel verschifft. Ende des 19. Jh. sollen es sogar jährlich über 1 Mio. Vögel gewesen sein, die exportiert wurden. Zu Fuß, ein Reff mit kleinen Transportkäfigen auf dem Rücken, wurden die Vögel aus dem Harz bis zu den Seehäfen gebracht. Das war sicher ein harter Job!


Ein Hochgenuss ist hingegen heute der Besuch des liebevoll eingerichteten Museums, wo uns scheinbar selbstverständlich der Gesang der Kanarienvögel entgegenschallt. In die Küche eintretend möchte man meinen, dass gleich auch der Gaipelwärter persönlich erscheint, um seine gelben Lieblinge zu füttern! Führungen werden werktäglich von 9 bis 12:30 Uhr und von 13 bis 16 Uhr angeboten, sonntags von 10:30 bis 12:30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr. Gruppenführungen sollten vorher vereinbart werden (Tel. 05582-1249). Für weitere Informationen: www.harzregion.de und www.harzer-roller.de.



Bildunterschrift: Jochen Klähn zeigt Transportkäfige, die „Vuchelheisle“. Foto: Dr. Klaus George

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