Dienstag, 31. Dezember 2013

„Wer abschreibt, bekommt eine 6“

Als Schulbuben hörten wir diese Warnung vor nahezu jedem Diktat vom Lehrer in der Schulklasse. Wir sahen uns verstohlen an und guckten dann höchstens noch verlegen auf unsere Hefte. Keiner kam damals darauf, dass darin eine „widerwärtige“ Bemerkung und ein Generalverdacht gegen die ganze Klasse zu sehen sei. Würde ich meinen Enkeln heutzutage aufgeben, mir Bescheid zu sagen, wenn ein Lehrer in der Schule auch heute eine solch warnende Bemerkung machen würde, damit ich ich mich beim Schulleiter wegen Generalverdacht-Unterstellung beschweren kann, würde ich mich wahrscheinlich sogar bei meinen Enkeln lächerlich machen.

Bei den Medien scheint das heute anders zu sein: es war wohl Heribert Prantl von der „Süddeutschen Zeitung“, der vorgestern den analog gemeinten Satz „Wer betrügt, der fliegt“des CSU-Chefs Horst Seehofer angesichts der zu erwartenden Einwanderern aus Bulgarien und Rumänien als widerwärtig und geäußerten Generalverdacht wertete. Und nicht wenige Kommentatoren nehmen ihn als willkommenen Steilvorlage.

Für mich ergibt sich – wie damals als Schüler auch - dass sich unter den guten und über jede Kritik erhabenen Schülern halt auch solche befinden könnten, die sich – aus welchen Gründen auch immer – eben nicht korrekt und verantwortungsbewusst verhalten. Ich denke, das ist erlebte Erfahrung und im Grunde eben auch menschlich. Gesellschaftlich und sozial gesehen ist also nicht die Warnung Seehofers widerwärtig, sondern ein etwaiger Versuch des einen oder anderen Einwanderers, sich unsozial zu verhalten. Und schon die Warnung vor einem solchen Verhalten soll kritikwürdig und sogar rechtslastig sein? Ich denke, man sollte das alles etwas ruhiger und emotionsloser sehen. Die Zukunft wird eh die Antwort auf die Warnung geben. (15.35 Uhr)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen