Donnerstag, 5. Dezember 2013

Zum Mittelmaß deutscher Pisa-Schüler

Damit ist das Ergebnis der jüngsten PISA-Studie gemeint, die vorgestern vorgestellt wurde. Und ein ausgesprochen lebhaftes Medienecho auslöste. Während ich durch die Zeitungsberichte und – kommentare surfte, fiel mir – wieder einmal in letzter Zeit – das Buch „Wozu noch Journalismus?“ der Süddeutschen Zeitung ein, diesmal der Beitrag von Stefan Niggermeier, wohl einer der bekanntesten Journalisten und Blogger Deutschlands. Der einerseits feststellt, dass das Internet unendliche Möglichkeiten gerade für Journalisten bietet. Gleichzeitig aber auch beklagt, dass in Deutschland noch vielfach ein Kampf Papier gegen Internet geführt wird.

In dem hier anstehenden Zusammenhang allerdings finde ich interessant, dass er vermutet, in Zukunft würden weniger Journalisten gebraucht werden. Freilich nicht, weil sie möglicherweise durch sporadisch teilnehmende und berichtende Bürger ersetzt werden, wie das im lokalen Internet üblich ist. Sondern weil die Heerscharen an Journalisten, deren Arbeit vor allem daraus besteht, Agenturmeldungen ins eigene Redaktionssystem zu pflegen und das noch einmal aufzuschreiben, was überall anders schon steht, nicht mehr benötigt werden. „Der Online-Journalismus wirkt manchmal wie eine reine Vervielfältigungs-Maschine von Inhalten. Das war der Print-Journalismus in vielen Bereichen auch schon, aber den Lesern der Emder Zeitung fiel natürlich nicht auf, wenn in der Braunschweiger Zeitung dieselben Meldungen standen (sinngemäßer Auszug).

Erinnert also wurde ich deshalb, weil sich die Berichte und Kommentare zu PISA 2013 in einer Vielzahl der im Internet vertretenen etablierten Zeitungen findet, die sich aber in den wesentlichen Punkten kaum voneinander unterscheiden. Wenn auch vereinzelt mit unterschiedlichem Tenor. Für die eine Zeitung zum Beispiel ist das Mittelmaß deutscher Schüler ein Erfolg, für eine andere absolut unzureichend. Übereinstimmend wird aber festgestellt, dass sich das Leistungsniveau deutscher Schüler leicht auf dieses Mittelmaß gebessert hat. Wobei zum Beispiel in der Süddeutschen Zeitung bemängelt wird, dass sich dieser Test lediglich auf drei Lehrfächer beschränkt: Mathematik, Naturwissenschaft und Lesekompetenz. Und das wird als unzureichend erachtet.

Das ist auch die Auffassung des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, der vor einer Überbewertung der Pisa-Studien warnt: „Pisa ist kein Totalbild des Bildungsgeschehens. Man sollte Pisa nicht überbewerten. Das bessere Abschneiden deutscher Schüler beim internationalen Pisa-Test sieht er grundsätzlich positiv, allerdings bezweifelt er in der“Stuttgarter Zeitung“, „ob es wirklich pädagogische oder strukturelle Reformen waren, die etwas gebracht haben.“ Deutschland müsse wieder ein umfassenderes Verständnis von Allgemeinbildung und Persönlichkeitsbildung gewinnen und „wegkommen von dieser einseitigen Fixierung auf die Testerei.

Damit könnte ich es bewenden lassen, wenn mir nicht einfiele, dass es ja schon im Oktober einen Schüler-Leistungstest gab. Zwar nicht Pisa und auch nicht OECD, sondern auf nationaler Ebene zwischen allen 16 Bundesländern. An diesem Test waren mehr als 44 000 Neuntklässler an mehr als 1300 Schulen beteiligt. Auch in jenem Test ging es u.a. um Mathematik und Naturwissenschaften. Und in allen diesen Fächern waren ostdeutsche Schüler in der neunten Klasse teilweise wesentlich besser als westdeutsche. Untersucht wurde, inwieweit bereits Neuntklässler in diesen Fächern die Bildungsstandards erreichen, die für den Mittleren Schulabschluss (MSA) ein Jahr später gelten. Der MSA entspricht dem früheren Realschulabschluss.

Wenn dem also so ist wundere ich mich, dass man nicht erst versucht, in Deutschland das Leistungsniveau zwischen den einzelnen Bundesländern zu harmonisieren. Sonst nämlich entsteht die Frage, warum ostdeutsche Schüler besser sind und aus welchen Bundesländern die Schüler für den Pisa-Test 2013 teilnahmen!? Ich werde dieser Frage auf den Grund zu gehen versuchen.

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