Freitag, 27. Dezember 2013

Ruhige Sichtweise bewahren

So langsam geht das Jahr 2013 zu Ende, und wenn vielfach Betrachtungen über die vergangenen 12 Monate angestellt und/oder Prognosen für 2014 aufgestellt werden, halte ich es mehr mit der pragmatischen Sicht auf die Vorgänge der Zeit, soweit sie mich berühren. Und ganz gleich, wann und wo sie stattfinden. Ich habe versucht, das in der Vergangenheit zu tun, und bin sehr froh, dass ich seit etwa Mitte des Jahres zu einen freieren Blick auf die Ereignisse um mich herum gefunden habe. In einigen Einträgen habe ich bisher schon darüber geschrieben, ich muss und will das hier nicht „aufwärmen“ und lediglich einen Satz wiederholen, der mir vom Chefredakteur der „Neue Nordhäuser Zeitung“ (nnz) Peter Stefan Greiner am 19.11.13 „ins Stammbuch“ geschrieben wurde:Auch wenn Sie behindert sind, dreht sich das Universum ... nicht um Sie.“Und das nur, weil ich Rücksicht auch von Gästen und Journalisten einer Veranstaltung – hier einer Vernissage im Kunsthaus - erbat, die mir von der Gastgeberin jeweils entgegengebracht wird. Ich habe das klaglos zur Kenntnis genommen und kann seitdem meine Einträge gern und umso unbeschwerter aus dieser Sicht heraus machen.

Und wenn ich dann also gleich anschließe, fand ich wirklich aufschlussreich, was sich in den lokalen Medien so alles entwickelte: als „Höhe“- oder auch Tiefpunkt im digitalen Bereich fand ich dabei die Rüge des Wirtschaftsrates an einer nnz-Werbung, die als sexistisch eingeschätzt wurde. Ich will darauf nicht (mehr) näher eingehen und hier lediglich zitieren, was ich in einem professionellen Blog unter dem Titel „Wie weit darf Werbung gehen?“ am 26.11.13 fand: Werbemotiv und -text der NNZ (Screenshot von August 2013)
“Ich wusste gar nicht, dass es noch Leute gibt, die sich so eine Scheiße ausdenken”, sagt der Hamburger Werbetexter Peter Breuer über die Werbung der Neuen Nordhäuser Zeitung (NNZ), einem Online-Nachrichtenportal für Nordhausen in Thüringen. Kreativdirektor Victor Steinbrück aus Frankfurt kommentiert das Ganze so: “Das war unterste Werbeschublade, unter aller Kanone.” (Ende des Auszugs).

Nun weiß ich natürlich nicht, an wen sich diese Werbung für die nnz – erschienen in der „Kleine NZ“ am 05. und 19, Juni 2013 – richtete. Indiz für mich ist allerdings, dass sich nach meiner unmaßgeblichen Behinderten-Meinung das „Online-Nachrichtenportal für Nordhausen in Thüringen“ zunehmend dem Niveau seiner Kommentatoren zu nähern scheint (was nicht als Qualitätseindruck gemeint ist). Dafür drängt sich mir demgegenüber der Eindruck auf, dass sich die „Nordhäuser Allgemeine“ mit ihrer Internet-Ausgabe an der nnz zu orientieren scheint. (Vielleicht um eine bessere Wettbewerbschance zu bekommen.) Allerdings passen dazu nicht die gelegentlichen qualifizierten Rezensionen über kulturell-künstlerische Veranstaltungen, wie gerade heute über das Weihnachtskonzert im Theater. Die den Rahmen der sonst gewohnten Berichterstattung der hiesigen Medien jeweils beträchtlich übersteigen. Gleichzeitig aber auch erkennen lassen, dass anspruchsvolle Berichterstattung auch in anderen lokalen Bereichen möglich wäre. Dabei ergebe sich die Wichtigkeit des Lokaljournalismus ganz grundsätzlich „aus der Bedeutung der Berichterstattung vor Ort für die Teilhabe der Menschen am sozialen und kulturellen Ganzen“ sowie für die „politische Partizipation“. So plausibel das sei, so „hässlich“ sei aber die Realität – denn mit beidem, „der politischen Partizipation wie dem Lokaljournalismus, steht es nicht gut“. Die Ressourcen für „glaubwürdigen, um Unabhängigkeit bemühten sorgfältig recherchierten und gut verständlichen Lokaljournalismus“ würden zusehend Not leiden. (Sinngemäße Anlehnung an "Das verkannte Ressort")

Ich bin vom Chefredakteur der nordthüringer Internet-Portale zurechtgewiesen worden. Sachlich begründet und glaubwürdig wäre diese Zurechtweisung erst, wenn sich die von ihm zu verantwortende Berichterstattung vor Ort auf einem Niveau bewegen würde, das die Teilhabe der Menschen am sozialen und kulturellen Ganzen wirklich bewirken würde. Bisher kann ich das nicht erkennen. Und solange man ohne wirkliche Journalisten Zeitung macht, ist das auch kaum zu erwarten. Aber das ist meine ganz persönliche und unmaßgebliche Meinung.

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