Samstag, 14. Dezember 2013

Warten auf eisige Zeiten!?

Diese ganz persönliche Erwartung richtet sich auf die Beschaffenheit der für die Land- und Forstwirtschaft angelegten Wege – ich berichtete ja schon häufig davon – auf denen sich auch ein Wanderer bewegen und teilweise geradezu durchkämpfen oder -winden muss, wenn er das Nordhäuser Naherholungsgebiet durchstreift. Kältegrade dürften diese Wege wenigstens wieder in einen (vorübergehend) festen, weil gefrorenen und damit einen Zustand bringen, der für Wanderer erträglich ist. Wobei mich immer wieder die Überlegung beschäftigt, dass doch angelegte Wege auch (gelegentlich) der Instandsetzung und Pflege bedürfen? Stattdessen werden sie lediglich „genutzt“.

Dass ich dieses Thema wieder aufgreife liegt an der Tatsache, dass gestern Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht Rüdigsdorf besuchte, um sich in der „Rüdigsdorfer Schweiz“ (Gasthof Forst) im Rahmen einer kompetenten Gesprächsrunde über die Probleme der Umwelt – hier also des drohenden Gipsabbaues – informieren zu lassen. Die lokalen Zeitungen berichteten ja über den Verlauf.

Nun hieß es in der Ankündigung dieses MP-Besuches, es würde neben dem schon erwähnten Gespräch auch eine Vor-Ort-Besichtigung geben. Also wohl eine Exkursion in die Umgebung, etwa zum Winkelberg. Vermutete ich. (Ich erinnerte mich übrigens dabei an eine Wanderung vor etwa zehn Jahren mit der Ministerpräsidentin - die sie damals noch nicht war – im Kreise von Naturschützern, von Neustadt aus durch das Gipskarstgebiet.) Und wollte mich nun tags zuvor über die Vorbereitungen einer solchen vermeintlichen „Vor-Ort-Besichtigung“ - zum Winkelberg etwa – informieren. Und wanderte deshalb am Donnerstag auf gewohnt schlechten Wegen durch den Stadtwald über Harzrigi in Richtung Rüdigsdorf.

Ich erreichte Rüdigsdorf nicht auf dem eingeschlagenen Weg. Weil der so unwegsam wurde, dass ich es vorzog, am Winkelberg südwärts abzubiegen und an einem Bergschadensgebiet, in dem früher wohl schon mal Gips abgebaut worden ist, entlang des Naturschutzgebietes zu wandern, um unterhalb des Winkelberges (Rüdigsdorfer Schweiz) vor dem Ort Rüdigsdorf auf die Fahrstraße zu kommen. Um dort noch das Verbringen eines verendeten Rindes mitzuerleben. Was natürlich und ganz sicher nicht zu den Vorbereitungen des MP-Besuches gehörte.

Wenn ich aber nun in der „Nordhäuser Allgemeine“ lese, dass der Sprecher der dortigen Bürgerinitiative, Tomas Kerwitz, der Ministerpräsidentin gegenüber meinte, man wolle eine stärkere Gewichtung zugunsten des Tourismus bei den Vorranggebieten gegenüber dem
Rohstoffabbau erreichen, dann halte ich das für eines der schwächsten Argumente. Dem ich aber immer wieder in geradezu stoischer Weise begegne: ich bin in meinem (Wander-)Leben selbst in den Anden mehr Wanderern begegnet als in der Rüdigsdorfer Schweiz. Und wenn die „Nordhäuser Allgemeine“ sogar dem „zertifizierten“ Karstwanderweg – der unter anderen auch durch das vom Gipsabbau gefährdete Harzfelder Holz führt - lediglich ein Schattendasein bescheinigt, ist Tourismus ganz sicher kein wirksames Argument.

Braucht man das aber? Ist es nicht um der Einzigartigkeit
dieser Landschaft willen wert, dass man sie erhält? Ich durchwandere sie gern und freue mich über diese wunderschöne Gegend. Und nehme auch die Beschwernisse der Wege in Kauf, um sie immer wieder zu erleben. Dabei bin ich ganz persönlich nicht einmal traurig, dass ich auf diesen Wegen kaum anderen Wanderern begegne.

Was mich aber unzufrieden macht, sind die bisher absolut unbefriedigenden Diskussionen um diese eigenartig-schöne Gipskarstlandschaft. Ich lese aktuell in der NA von der „Mutmacherin“ Inge Klaan, die sich sicher gibt: „Nach dem
jetzigen Verfahrensstand ist ein weiterer Abbau aus rechtlicher Sicht nicht möglich", Warum dann aber überhaupt Probebohrungen, von denen die NA am 12. November berichtete? In einer Pressemitteilung der Bündnisgrünen vom 12.12. wiederum heißt es u.a.: „Fakt ist, dass das im Entwurf vorliegende Landesentwicklungsprogramm, die von der Gipsindustrie mit Nachdruck betriebenen Gipsabbauvorhaben nicht verhindern kann, Diese Tatsache widerspricht damit den Äußerungen der Staatssekretärin im Bauministerium.“ (Ende des Zitats.) Ich komme jeweils bei meinen Wanderungen durch die
Rüdigsdorfer Schweiz zu einer Infotafel des Landratsamtes Nordhausen (Naturschutzbehörde), die darüber informiert, was in diesem Naturschutzgebiet alles schützenswert ist. Und erinnere mich, dass die Erschließung von Gebieten für industrielle Nutzung nicht möglich sind, wenn darin Hamster hausen, oder unter Schutz stehende Pflanzen wachsen. Wie sollte dann in der Rüdigsdorfer Schweiz Gips abgebaut werden dürfen?


Ich denke, hier wäre es auch Aufgabe der Medien, zu recherchieren, um Klarheiten zu schaffen. Davon aber lese ich nichts. Und das ist unbefriedigend, wie ich finde. Deshalb auch laufe ich bewusst immer wieder durch dieses Gebiet. Und frage mich dabei, wie lange das noch möglich ist!? Ganz eisig ist die Zeit und sind die Verhältnisse jedenfalls noch nicht. 

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