Diese
ganz persönliche Erwartung richtet sich auf die Beschaffenheit der
für die Land- und Forstwirtschaft angelegten Wege – ich berichtete
ja schon häufig davon – auf denen sich auch ein Wanderer bewegen
und teilweise geradezu durchkämpfen oder -winden muss, wenn er das
Nordhäuser Naherholungsgebiet durchstreift. Kältegrade dürften
diese Wege wenigstens wieder in einen (vorübergehend) festen, weil
gefrorenen und damit einen Zustand bringen, der für Wanderer
erträglich ist. Wobei mich immer wieder die Überlegung beschäftigt,
dass doch angelegte Wege auch (gelegentlich) der Instandsetzung und
Pflege bedürfen? Stattdessen werden sie lediglich „genutzt“.
Dass
ich dieses Thema wieder aufgreife liegt an der Tatsache, dass gestern
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht Rüdigsdorf
besuchte, um sich in der „Rüdigsdorfer Schweiz“ (Gasthof Forst)
im Rahmen einer kompetenten Gesprächsrunde über die Probleme der
Umwelt – hier also des drohenden Gipsabbaues – informieren zu
lassen. Die lokalen Zeitungen berichteten ja über den Verlauf.
Nun
hieß es in der Ankündigung dieses MP-Besuches, es würde neben dem
schon erwähnten Gespräch auch eine Vor-Ort-Besichtigung geben. Also
wohl eine Exkursion in die Umgebung, etwa zum Winkelberg. Vermutete
ich. (Ich erinnerte mich übrigens dabei an eine Wanderung vor etwa
zehn Jahren mit der Ministerpräsidentin - die sie damals noch nicht
war – im Kreise von Naturschützern, von Neustadt aus durch das
Gipskarstgebiet.) Und wollte mich nun tags zuvor über die
Vorbereitungen einer solchen vermeintlichen „Vor-Ort-Besichtigung“
- zum Winkelberg etwa – informieren. Und wanderte deshalb am
Donnerstag auf gewohnt schlechten Wegen durch den Stadtwald über
Harzrigi in Richtung Rüdigsdorf.
Ich
erreichte Rüdigsdorf nicht auf dem eingeschlagenen Weg. Weil der so
unwegsam wurde, dass ich es vorzog, am Winkelberg südwärts
abzubiegen und an einem Bergschadensgebiet, in dem früher wohl schon
mal Gips abgebaut worden ist, entlang des Naturschutzgebietes zu
wandern, um unterhalb des Winkelberges (Rüdigsdorfer Schweiz) vor
dem Ort Rüdigsdorf auf die Fahrstraße zu kommen. Um dort noch das
Verbringen eines verendeten Rindes mitzuerleben. Was natürlich und
ganz sicher nicht zu den Vorbereitungen des MP-Besuches gehörte.
Wenn
ich aber nun in der „Nordhäuser Allgemeine“ lese, dass der
Sprecher der dortigen Bürgerinitiative, Tomas Kerwitz, der
Ministerpräsidentin gegenüber meinte, man wolle eine stärkere
Gewichtung zugunsten des Tourismus bei den Vorranggebieten gegenüber
dem
Rohstoffabbau erreichen, dann halte ich das für eines der
schwächsten Argumente. Dem ich aber immer wieder in geradezu
stoischer Weise begegne: ich bin in meinem (Wander-)Leben selbst in
den Anden mehr Wanderern begegnet als in der Rüdigsdorfer Schweiz.
Und wenn die „Nordhäuser Allgemeine“ sogar dem „zertifizierten“
Karstwanderweg – der unter anderen auch durch das vom Gipsabbau
gefährdete Harzfelder Holz führt - lediglich ein Schattendasein
bescheinigt, ist Tourismus ganz sicher kein wirksames Argument.
Braucht
man das aber? Ist es nicht um der Einzigartigkeit
dieser Landschaft
willen wert, dass man sie erhält? Ich durchwandere sie gern und
freue mich über diese wunderschöne Gegend. Und nehme auch die
Beschwernisse der Wege in Kauf, um sie immer wieder zu erleben. Dabei
bin ich ganz persönlich nicht einmal traurig, dass ich auf diesen
Wegen kaum anderen Wanderern begegne.
Was
mich aber unzufrieden macht, sind die bisher absolut
unbefriedigenden Diskussionen um diese eigenartig-schöne
Gipskarstlandschaft. Ich lese aktuell in der NA von der „Mutmacherin“
Inge Klaan, die sich sicher gibt: „Nach dem
jetzigen
Verfahrensstand ist ein weiterer Abbau aus rechtlicher Sicht nicht
möglich", Warum dann aber überhaupt Probebohrungen, von denen
die NA am 12. November berichtete? In einer Pressemitteilung der
Bündnisgrünen vom 12.12. wiederum heißt es u.a.: „Fakt
ist, dass das im Entwurf vorliegende Landesentwicklungsprogramm, die
von der Gipsindustrie mit Nachdruck betriebenen Gipsabbauvorhaben
nicht verhindern kann, Diese Tatsache widerspricht damit den
Äußerungen der Staatssekretärin im Bauministerium.“ (Ende des
Zitats.) Ich komme jeweils bei meinen Wanderungen durch die
Rüdigsdorfer Schweiz zu einer Infotafel des Landratsamtes Nordhausen
(Naturschutzbehörde), die darüber informiert, was in diesem
Naturschutzgebiet alles schützenswert ist. Und erinnere mich, dass
die Erschließung von Gebieten für industrielle Nutzung nicht
möglich sind, wenn darin Hamster hausen, oder unter Schutz stehende
Pflanzen wachsen. Wie sollte dann in der Rüdigsdorfer Schweiz Gips
abgebaut werden dürfen?
Ich
denke, hier wäre es auch Aufgabe der Medien, zu recherchieren, um
Klarheiten zu schaffen. Davon aber lese ich nichts. Und das ist
unbefriedigend, wie ich finde. Deshalb auch laufe ich bewusst immer
wieder durch dieses Gebiet. Und frage mich dabei, wie lange das noch
möglich ist!? Ganz eisig ist die Zeit und sind die Verhältnisse
jedenfalls noch nicht.
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